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II. Globale Woche zur Freilassung von A. Patishtán und F. Santíz López

(Alberto Patishtán und Francisco Santíz López)

Der Listenbetreiber von chiapas98 vom 09.06.2012
Peter Clausing

  Anlässlich der II. Globalen Woche zur Freilassung von Alberto Patishtán und Francisco Santíz López, die für die Zeit vom 8.-15. Juni ausgerufen wurde anbei der Text zu Alberto, der anlässlich des Tages des politischen Gefangenen am 18.3.2012 in der Sonderausgabe der Rote Hilfe Zeitung erschien.

 Link  
  http://albertopatishtan.blogspot.mx/2012/05/convocatoria-la-2da-semana-de-lucha.html


Alberto Patishtán, Mexiko: Unschuldig verurteilt, Hungerstreik, Isolationshaft

Im Jahr 2000 war es nur ein kurzer Abschnitt im Jahresbericht des in San Cristóbal, Chiapas, Mexiko, ansässigen Menschenrechtszentrums Fray Bartolomé de Las Casas (FrayBa). Ein Hinweis darauf, dass der Lehrer Alberto Patishtán Gómez mit der Anschuldigung, an einem Hinterhalt beteiligt gewesen zu sein, verhaftet wurde. Alle Augen waren damals auf die Zapatisten gerichtet. Alberto war kein Zapatist. Er hatte kaum Unterstützer.

Im Municipio (Landkreis) El Bosque lebend, hatte Alberto eine Kampagne gegen die Veruntreuung öffentlicher Mittel durch den damaligen Präsidenten des Municipios, Manuel Gómez Ruiz begonnen. Das wurde ihm zum Verhängnis. Nachdem am 12. Juni 2000 eine Polizeistreife in einen Hinterhalt geraten war und dabei acht Polizisten erschossen wurden, fiel die »Wahl« auf Alberto Patishtán, der es gewesen sein sollte. Zwei Personen, ein Polizist und Manuel Gómez, der Sohn des Munizipalpräsidenten, überlebten den Hinterhalt. Manuel Gómez gab bei seiner ersten Zeugenvernehmung zu Protokoll, sie seien von etwa 15 vermummten Personen angegriffen worden, weshalb er niemand erkannt habe. Später änderte er die Aussage und erklärte, Alberto Patishtán wäre einer der Angreifer gewesen. Der andere Zeuge konnte dies nicht bestätigen. Trotz dieser Ungereimtheiten und den Aussagen von drei Entlastungszeugen wurde Alberto im Mai 2003 zur Höchststrafe von 60 Jahren verurteilt. Er verschwand in den Gefängnissen von Chiapas und teilte das stille Schicksal hunderter, insbesondere indigener Häftlinge, die dort aufgrund falscher Anschuldigungen ihre Zeit absitzen.

Nicht alle blieben dauerhaft duldsam. Einige Häftlinge, aus dem Hochsicherheitsgefängnis El Amate in Cintalapa, gründeten am 8. Januar 2006 die Organisationen La Voz del Amate (Die Stimme von Amate), der sich Alberto Patishtán anschloss. Ziel der »Stimme von Amate« ist, ihren Status als politische Gefangene geltend zu machen. Mehrfach machten sie Misshandlungen von Gefangenen öffentlich. So nach einem Vorfall im Juli 2006, als Häftlinge aufgrund ihrer Weigerung, Schutzgelder zu zahlen, von Mithäftlingen im Auftrag des Gefängnispersonals in Abwassergruben getaucht, getreten, geschlagen und in nacktem Zustand mit ätzenden Chemikalien beworfen wurden. Auch schloss sich die »Stimme von Amate« der »Anderen Kampagne« an, einem landesweiten Netzwerk des Widerstandes von »unten und von links«, das im Jahr 2006 von den Zapatisten ins Leben gerufen wurde.

Als im ersten Quartal 2008 die Inhaftierten mehrerer chiapanekischer Gefängnisse in einen unbefristeten Hungerstreik traten, um gegen die Unregelmäßigkeiten bei ihrer Festnahme und bei ihren Gerichtsverfahren zu protestieren, war Alberto Patishtán frühzeitig dabei. Der Streik wurde am 12. Juli von Zacarío Hernández, einem Angehörigen der Tzotzil-Ethnie initiiert. Zwei Wochen später schlossen sich ihm weiter 13 Häftlinge des Gefängnisses El Amate, unter ihnen Alberto Patishtán an. Innerhalb weniger Wochen dehnte sich der Streik auf drei Gefängnisse aus. Insgesamt beteiligten sich 36 Häftlinge. Aufgrund von Verhandlungen mit der Regierung von Chiapas, an denen die Anwälte von Menschenrechtsorganisationen beteiligt waren, kam es schließlich zur Freilassung von 47 Häftlingen (einschließlich mehrerer, die nicht an dem Hungerstreik teilgenommen hatten). Der einzige, der nicht in den Genuss der Freilassung kam, war Alberto. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Im Januar 2010 war ihm der Preis »jTatic Samuel jCanan Lum« verliehen worden, den der ehemalige Bischof der Diözese von San Cristobal, Samuel Ruiz, für indigene AktivistInnen gestiftet hatte. Am 4. August 2010 kam sein Fall mit Hilfe des Menschenrechtszentrums FrayBa vor die Interamerikanische Menschenrechtskommission. All dies bewirkte bislang wenig. Als es im Herbst 2011 zu einem erneuten Hungerstreik im Gefängnis von San Cristóbal kam, beteiligte sich Alberto, dessen Gesundheitszustand seit längerem mehr als zu wünschen übrig lässt, mit einem täglichen zwölfstündigen Fasten. Der Streik musste nach 39 Tagen aufgrund erheblicher gesundheitlicher Risiken erfolglos abgebrochen werden. Noch während des Streiks wurde er in ein Hochsicherheitsgefängnis in Sinaloa verlegt, 2.000 km von seiner Heimat entfernt. Zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Textes befand er sich dort seit Wochen in Isolationshaft. Die medizinische Behandlung seines Glaukoms (Grüner Star) wurde unterbrochen, Druckerzeugnisse werden ihm vorenthalten die aufgrund der Entfernung ohnehin seltenen Besuche werden restriktiv gehandhabt.

Dabei wurde in einem Urteil des Höchsten Mexikanischen Gerichtshofs vom 11. Januar 2012 festgestellt, dass die Verlegung von Strafgefangenen in weit von seinem Heimatort entferntes Gefängnis gegen Artikel 18 der Verfassung verstößt. Ob und wann dieses Grundsatzurteil auf Alberto Anwendung finden wird, bleibt abzuwarten. Zugleich, sollte nicht aus den Augen verloren werden, dass seine Rückverlegung nach Chiapas zwar ein wichtiger Schritt ist, aber die eigentliche Forderung seine Freilassung ist.

[i] Hinweis: Chiapas98 ist ein ehrenamtliches, nicht-kommerzielles Projekt. Sollten Sie nachweislich die Urheberrechte an einem der von uns verwandten Bilder haben und nicht damit einverstanden sein, dass es hier erscheint, kontaktieren Sie uns bitte, wir entfernen es dann umgehend.

 Quelle:  
  https://www.chiapas.eu 
 

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