Mexiko Polizei war offenbar an Mord an 193 Migranten beteiligt

Mexiko-Stadt · Mexikanische Polizisten sind nach Dokumenten der Generalstaatsanwaltschaft 2011 an der Ermordung von mindestens 193 Migranten aus Zentralamerika beteiligt gewesen.

Polizei und Militär entdecken Massengrab in Mexiko
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Foto: dpa, jn mam ms

Sie hätten dem berüchtigten Drogenkartell Los Zetas in San Fernando an der Grenze zum US-Staat Texas geholfen, dort ankommende Migranten für den Menschenhandel abzufangen, heißt es in einem Bericht der Behörde, den eine Forschungsgruppe in den USA am Montag (Ortszeit) veröffentlichte.

Die Gruppe The National Security Archive, die an der George Washington Universität in der US-Hauptstadt angesiedelt ist, zog zugleich Parallelen zu den im September im mexikanischen Staat Guerrero verschwundenen 43 Studenten. Dabei sollen ebenfalls örtliche Polizisten mit Verbindungen zu einem Drogenkartell die jungen Leute festgenommen und sie an eine Bande übergeben haben. Diese brachte die 43 mutmaßlich um und verbrannte sie. Bisher konnte nur die Leiche von einem der verschwundenen Studenten identifiziert werden.

In dem 60 000 Einwohner zählenden San Fernando habe die örtliche Polizei für das Drogenkartell Los Zetas "Schmiere gestanden" und deren Aktivitäten geduldet, heißt es in dem Bericht der Generalstaatsanwaltschaft weiter. 2011 kämpften die Zetas dort mit anderen Banden um die Kontrolle des Menschenhandels und entführten massenhaft Migranten aus Zentralamerika. Diese sollten für das Kartell unter anderem als Drogenkuriere arbeiten. Einige seien getötet worden, als sie sich weigerten, heißt es in dem Bericht weiter. Das Massaker wurde bekannt, als im April und Mai 2011 insgesamt 47 Gräber mit mindestens 193 Leichen gefunden wurden.

Weitere 72 Migranten sollen 2010 in San Fernando ums Leben gekommen sein, und 2012 wurden 49 Leichen im Nachbarstaat Nuevo León entdeckt. Es ist das erste Mal, dass die mexikanische Generalstaatsanwaltschaft einen Bericht zu den in den vergangenen Jahren im Norden Mexikos verübten Massenmorden an Migranten veröffentlicht. Die Forschungsgruppe hatte den Bericht mit Verweis auf die mexikanischen Transparenzgesetze angefordert.

Die Stiftung für Gerechtigkeit und demokratischen Rechtsstaat, die sich um Hinterbliebene der Opfer von San Fernando kümmert, sagte, der Report bestätige "den Grad der Beteiligung der Polizei" an den Massakern. Direktorin Ana Lorena Delgadillo begrüßte die Veröffentlichung als "sehr wichtigen Schritt für die Wahrheitsfindung". Zugleich kritisierte sie aber, dass er nicht viel über die anschließende Strafverfolgung der involvierten Polizisten sage. Es heiße darin lediglich, dass gegen 18 örtliche Beamte ermittelt werde, sagte Delgadillo der Nachritenagentur AP.

(ap)
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