In Mexiko haben Angehörige der 43 mutmaßlich ermordeten Studenten den Stopp von deutschen Waffenlieferungen gefordert. "Wir rufen die deutsche Regierung dazu auf, keine Waffen mehr an den mexikanischen Staat zu verkaufen", sagte der Sprecher der Opferfamilien, Felipe de la Cruz. Auf einem Transparent war zu lesen: "Eure Waffen haben meine Brüder getötet. Wir wollen sie lebend zurück."

Ende September hatten Polizisten im südwestlichen Bundesstaat Guerrero Studenten eines linksgerichteten Lehrerseminars angegriffen und sechs Menschen getötet. Nach Angaben der Angehörigen der jungen Leute kamen dabei auch Feuerwaffen aus deutscher Produktion zum Einsatz. Kurz darauf verschleppten die Polizisten 43 Studenten und übergaben sie Zeugenaussagen zufolge der kriminellen Organisation "Guerreros Unidos". Mitglieder der Mafia räumten mittlerweile ein, die Studenten getötet und verbrannt zu haben.

Anfang Dezember hatte der deutsche Waffenhersteller Heckler & Koch einen Rechtsstreit mit zwei ehemaligen Beschäftigten beigelegt, die für den Verkauf von Sturmgewehren des Typs G36 nach Mexiko verantwortlich gewesen sein sollen. Das Unternehmen warf den früheren Mitarbeitern vor, Dokumente gefälscht und somit das Bundeswirtschaftsministerium als Kontrollbehörde getäuscht zu haben. Regulär hätten die Gewehre nicht in die Konfliktregion Guerrero verkauft werden dürfen.

Neue landesweite Proteste

An den Weihnachtstagen machten in mehreren Regionen Mexikos erneut Demonstranten auf das Schicksal der Studenten aufmerksam. Der Fall wirft einmal mehr ein Schlaglicht auf die engen Verbindungen zwischen Politikern, Sicherheitskräften und Kriminellen im Land.

In der Nacht zum ersten Weihnachtsfeiertag versammelten sich Dutzende Demonstranten nahe der Präsidentenresidenz Los Pinos in Mexiko-Stadt zu einer Mahnwache. "Es fehlen 43 Kommilitonen und Söhne, für uns ist kein Weihnachten", sagte der Student Omar García.

In Guerreros Hauptstadt Chilpancingo erinnerte ein Weihnachtsbaum mit den Fotos der Vermissten an die jungen Leute. Am Unabhängigkeitsdenkmal in Mexiko-Stadt beteten Gläubige verschiedener Konfessionen für die verschleppten Studenten. Bei Protesten entlang der Autobahn durch Guerrero zeigten Demonstranten Transparente mit der Aufschrift: "Wir haben 43 unerfüllte Weihnachtswünsche, 43 Umarmungen, die nicht ankommen."