Mexikos Innenministerin wirft Aktivisten vor, Migranten zu rekrutieren

Die Menschenrechtsorganisation Pueblo Sin Fronteras weist die Vorwürfe der mexikanischen Regierung zurück. Diese führten nur dazu, die Zivilgesellschaft zu kriminalisieren und vom Versagen der Regierung abzulenken.

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(dpa)

Nach Ansicht der mexikanischen Innenministerin werden die sogenannten Migranten-Karawanen aus Mittelamerika von Aktivisten zum Aufbruch motiviert. Anführer der Menschenrechtsorganisation Pueblo Sin Fronteras (Volk ohne Grenzen) rekrutierten die Migranten, sagte Olga Sánchez Cordero am Donnerstag bei einer Konferenz in der amerikanischen Denkfabrik Migration Policy Institute in Washington.

Pueblo Sin Fronteras wies die Vorwürfe zurück. Diese seien falsch und führten dazu, die Zivilgesellschaft zu kriminalisieren, erklärte die Organisation. Damit werde lediglich versucht, von der Verantwortlichkeit für das Scheitern der aktuellen Migrationspolitik unter Präsident Andrés Manuel López Obrador abzulenken.

Migranten aus Zentralamerika in einer Notunterkunft in einer Sporthalle im mexikanischen Ciudad Juarez am 21. Februar. (Bild: Jose Luis Gonzalez / Reuters)

Migranten aus Zentralamerika in einer Notunterkunft in einer Sporthalle im mexikanischen Ciudad Juarez am 21. Februar. (Bild: Jose Luis Gonzalez / Reuters)

Im vergangenen Herbst war eine Migranten-Gruppe mit mehr als 6000 Personen von Mittelamerika bis an die amerikanische Grenze gezogen. Der amerikanische Präsident Donald Trump nutzte das für den Wahlkampf vor den Kongresswahlen im November und sprach von einer drohenden «Invasion».

Seit Januar hat Mexiko nach eigenen Angaben Migranten mehr als 13 000 humanitäre Visa ausgestellt. Mit diesen können sie arbeiten und medizinische Versorgung in Anspruch nehmen, Kinder können eine Schule besuchen. Viele der Migranten lassen sich zwar für ein solches Visum registrieren, versuche dann aber trotzdem in die USA zu gelangen.

Weniger Morde in Honduras, aber weiter äusserst gefährlich

Die Menschen, die sich auf den Weg durch Mexiko bis an die Grenze der USA machen, stammen häufig aus Honduras, El Salvador, Guatemala und Nicaragua. Sie fliehen vor der Gewalt und Armut in ihren Heimatländern und hoffen auf Asyl in den USA.

Honduras zählt zu den besonders gefährlichen Ländern. Dort ist die Rate der Tötungsdelikte in den vergangenen Jahren zwar gesunken, aber weiter hoch. 2018 wurden 40 Tote pro 100 000 Einwohner registriert, wie der Präsident des mittelamerikanischen Staats, Juan Orlando Hernández, am Donnerstag vor der Organisation Amerikanischer Staaten in Washington sagte. Damit wurde die Rate seit 2011 mehr als halbiert. Ein Grund dafür sei ein rigoroses Vorgehen gegen die organisierte Kriminalität, sagte der Präsident. Ausserdem sei der Polizeiapparat des Landes «bereinigt» worden – rund 40 Prozent der Polizisten seien entlassen worden, weil sie mit Verbrechern kooperierten.

Laut Weltbank-Statistik wurde der höchste Wert in Honduras im Jahr 2011 mit 85 Toten pro 100 000 Einwohner erreicht, fünf Jahre später betrug die Zahl 56,5 Tote. Honduras zählt 9,2 Millionen Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland gab es 2016 1,2 Tötungsdelikte pro 100 000 Einwohner.

Gewalttätige Jugendbanden, die sogenannten Maras, kontrollieren in Honduras ganze Städte. Sie beteiligen sich an Drogenhandel, Schutzgelderpressung oder auch am Migrantenschmuggel in die USA. Für den Verkauf von Drogen oder die Eintreibung von Schutzgeldern setzen die Banden auch Kinder und Jugendliche ein.