Migrationsexperten befürchten eine humanitäre Krise an der Grenze, sollten die Vereinigten Staaten vermehrt mittelamerikanische Migranten in mexikanische Grenzstädte abschieben. Das lateinamerikanische Land sei darauf nicht vorbereitet, sagte Duncan Wood vom Mexiko-Institut der US-Denkfabrik Wilson Center der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag (Ortszeit).

Mexiko müsse seine Nordgrenze in die eigene Hand nehmen und dort mehr Personal und Infrastruktur einsetzen, so Wood. Die Frage, wie Mexiko mit den sogenannten Migranten-Karawanen umgeht, prägte neben anderen Themen die Arbeit des mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador während seiner ersten 100 Tage im Amt.

Hohe Rate an Gewalttaten

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte, dass Migranten während der Bearbeitung ihres US-Asylantrags in der Grenzstadt Tijuana warten müssten. Die Stadt leide unter einer hohen Rate an Gewalttaten, so Madeleine Penman von AI in Mexiko. Dort sei es für die Menschen nicht sicher. Auch bei den ausgestellten humanitären Visa der mexikanischen Regierung seien noch viele Fragen zur Dauer der Gültigkeit offen, so Penman.

Ende Dezember hatten sich die USA nach Angaben des US-Heimatschutzministeriums erstmals mit Mexiko auf ein Verfahren zur Abschiebung zentralamerikanischer Asylsuchender geeinigt. Davor hatte Mexiko sich immer geweigert, nicht-mexikanische Migranten wieder aufzunehmen. Die USA hatten angekündigt, zunächst pro Tag rund 20 Menschen nach Mexiko zurückzubringen. Die Zahl könnte nach Informationen des Mexiko-Instituts aber bald steigen.