Morde in Mexiko: Umweltschützer ohne Schutz

In Mexiko werden zwei Menschen getötet, die sich gegen illegale Abholzung eingesetzt hatten. Es sind nicht die ersten Opfer.

Monarch-Falter an einem Baumstamm

Monarchfalter in Mexiko sind vom Aussterben bedroht Foto: Rebecca Blackwell/ap

MEXIKO-STADT taz | Erst traf es einen Umweltschützer, dann einen Touristenführer: In den vergangenen Tagen wurden im mexikanischen Bundesstaat Michoacán zwei Menschen ermordet, die sich gegen illegalen Holzschlag und für den Erhalt des vom Austerben bedrohten Monarchfalters eingesetzt hatten.

Am Dienstag hat Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador deshalb angekündigt, Nationalgardisten in der Region zu stationieren. Die Morde schmerzten ihn sehr, erklärte der Staatschef. Die Beamten sollen nun den Aktivisten in der Region mehr Sicherheit bieten.

Am vergangenen Samstag wurde der Touristenführer Raúl Hernández Romero tot aufgefunden. Die Leiche des 44-jährigen wies Spuren von Schlägen auf, die eine Gewaltanwendung bestätigen. Fünf Tage vorher hatte ihn seine Frau als vermisst gemeldet. Romero hat Urlauber im Biosphaerenreservat „El Rosario“ in der Region Sierra Nevada begleitet.

Attraktion Monarch-Falter

Jedes Jahr im Herbst kommen dort bis zu einer Milliarde der orange-schwarzen Monarch-Schmetterlinge aus dem Norden, also aus Kanada und den USA an, um zu überwintern. Das zieht viele Touristen an, und nicht wenige Ansässige in “El Rosario“ leben von den Urlaubern.

Wenige Tage vor dem Mord an Romero ermordeten Unbekannte den Umweltaktivisten Homero Gómez González. Seinen Körper fand man in einem Brunnen. Er war zwei Wochen vorher von Unbekannten verschleppt worden. Angehörige von Gómez erklärten, dass der 50-jährige wegen seines Widerstands gegen illegalen Holzschlag und die zunehmenden Avocado-Plantagen mehrmals Drohungen erhalten habe.

Der massive Anbau von Avocados führt in der Gegend zu einer Wasserknappheit, die ebenso wie der illegale Holzschlag zunehmend den Wald und damit den Lebensraum der Monarchfalter zerstört. Gómez wollte das verhindern. Er setzte sich auch dafür ein, dass lokale Bauern Bäume pflanzen, die durch massiven Maisanbau verlorengegangen waren. Rund 150 Hektar Wald haben die Campesinos in der Region so neu geschaffen.

Wer die Morde zu verantworten hat, ist unklar. In der Region im Westen Mexikos sind mehrere kriminelle Kartelle aktiv, die auch in den illegalen Holzschlag involviert sind und Teile der Avocadoproduktion kontrollieren. Zugleich kommt es zwischen verschiedenen Interessensgruppen innerhalb von Dörfern oder Regionen immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen um die Kontrolle und den Raubbau natürlicher Ressourcen.

Allein seit Beginn der Amtszeit des Präsidenten López Obrador im Dezember 2018 wurden mindestens zwölf Aktivisten ermordet. Mehrere von ihnen, weil sie gegen die Zerstörung ihres Lebensraums gekämpft hatten. Nach Angaben des Umweltministeriums soll deshalb in der Nationalgarde eine Spezialeinheit gegen solche Verbrechen geschaffen werden.

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