Mexiko: Wird Lithium-Verstaatlichung zum Problem für Tesla?

Nach der Verstaatlichung des Lithium-Abbaus in Mexiko sollen alle Abbau-Konzessionen auf den Prüfstand. Das gefährdet Lieferverträge mit Tesla.

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Akku

(Bild: P5h / Shutterstock.com)

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Von
  • Andreas Knobloch
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Die Lithiumproduktion im nordmexikanischen Bundesstaat Sonora soll in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 anlaufen. Das Mineral wird dann zunächst nach China exportiert, wo 90 Prozent der weltweiten Lithiumbatterien hergestellt werden, die dann hauptsächlich an den US-Elektroautohersteller Tesla verkauft werden sollen.

Das berichtet die mexikanische Tageszeitung La Jornada unter Berufung auf die Finanzberichte des britischen Unternehmens Bacanora Lithum, Konzessionär der Sonora-Lagerstätte. Bacanora gehört dem chinesischen Ganfeng-Konzern. Ganfeng Lithium ist der größte Lithium-Hersteller der Welt.

Lithium spielt eine wichtige Rolle für die Produktion von Smartphones, Solarzellen und Akkus für Elektroautos. Einer der weltweit größten Abnehmer von Akkus ist der Autokonzern Tesla. Dieser unterzeichnete 2018 eine Vereinbarung mit Ganfeng, um die Versorgung mit Lithium für sein Akku- und Automobilwerk im US-Bundesstaat Nevada sicherzustellen.

In Sonora möchte Ganfeng ab 2024 jährlich 17.500 Tonnen des Minerals fördern. In einer zweiten Phase könnte sich die Produktion auf 35.000 Tonnen pro Jahr erhöhen, was Mexiko theoretisch zu einem wichtigen Produzenten machen würde. Die gesamte Produktion der nächsten zehn Jahren soll an Ganfeng sowie das japanische Unternehmen Hanwa gehen.

Doch seit Anfang vergangener Woche herrscht Unklarheit. In hitziger Atmosphäre hat Mexikos Parlament die Verstaatlichung des Lithium-Abbaus beschlossen. Der von Präsident Andrés Manuel López Obrador eingebrachte Gesetzentwurf zur Reform des Bergbaugesetzes erklärt Lithium zu einem strategischen Mineral, dessen Erkundung, Abbau und Nutzung in den Händen des Staates verbleibt. Mit dem geänderten Bergbaugesetz sollen nach dem Willen der Regierung Konzessionen für den Lithium-Abbau an private Unternehmen verboten werden und in der alleinigen Zuständigkeit des Staates liegen.

Experten, wie der Ökonom Francisco Ortiz von der Universidad Panamericana de México, sprechen sich jedoch für die Erteilung "eingeschränkter und kontrollierter" Konzessionen in einigen Bereichen des Lithiumprozesses aus. Denn im Gegensatz zu Ländern mit großen Lithiumvorkommen, wie Chile oder Bolivien, befindet sich das Mineral in Mexiko in tonhaltigem Gestein, das aufgebrochen und durch chemische Prozesse vom Lithium getrennt werden muss.

Die Entwicklung der nötigen Technik wird voraussichtlich viel Zeit und Ressourcen in Anspruch nehmen. Aufgrund der geringen Lithium-Konzentrationen der mexikanischen Vorkommen sind die Aussichten auf wirtschaftlich rentable Erschließung ohnehin gering. López Obrador räumte ein, dass Mexiko nicht über die Technik für Lithium-Gewinnung verfügt; Mexiko werde sie entwickeln oder erwerben.

Vorgängerregierungen haben acht Konzessionen für Lithium-Abbau an Privatunternehmen vergeben, aber nur eine hat bislang zu Ergebnissen geführt. Es handelt sich um die Sonora-Lagerstätte von Bacanora Lithum. "Es gab einen Vertrag in Sonora, der übertragen wurde, der in den Händen eines englischen Unternehmens war, und in die Hände eines chinesischen Unternehmens übergegangen ist", erklärte López Obrador gegenüber Journalisten und kündigte an: "Alle genehmigten Lithiumverträge werden überprüft." Gut möglich, dass Tesla demnächst Lieferverträge direkt mit dem mexikanischen Staat verhandeln muss.

(akn)