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Worte des CNI auf dem Zapatistischen Treffen mit den Völkern der Welt

EZLN vom 31.12.2006
übersetzt von Dana

 

Erklärung des Nationalen Indigenen Kongresses auf dem Zapatistischen Treffen mit den Völkern der Welt, Arbeitstisch 6: ’Land und Gebiet’

An das Encuentro der zapatistischen Gemeinden mit den Völkern der Welt

Aus den frühesten Zeiten unserer Erinnerung, aus den Lehren unserer weisesten Großväter und Großmüttern, aus der Stille in der der Wind entsteht und zu Wort wird, sind wir gekommen um eine Geschichte zu erzählen, so wie wir sie von unserer größten und stärksten Blume gelernt haben, die das Wort ist.

Wie unsere Großeltern uns erzählen, lebt in den würdigen Ländern des Süden dieses Landes, die Mutter aller, die sie mit viel Schmerz, aber mit Hoffnung im Herzen geboren hat, und die Mutter Ceiba genannt wird, der Baum des Lebens, der sich zum Himmel erhebt, und dass unser Vater Wind von diesen Ländern im mexikanischen Südosten aus, ihre Samen in den vier Himmelsrichtengen verbreitet.

Unser Gedächtnis des Widerstands reicht eine lange Nacht von mehr als 500 Jahren von Ausbeutung, Raub, Diskriminierung und Armut zurück; diese finstere Zeit in der die Mächtigen versucht haben, das höchste Recht aus unserem Herz zu reißen, das Leben und die Regierung unserer Völker gemäß der Bräuche und der Geschichte zu organisieren. Aber sie haben es nicht geschafft, die Wurzeln des Baumes unseres Lebens auszureißen, die wir die Männer und Frauen des Maises sind.

Obwohl sie den Stamm unseres Baums gefällt haben, konnten sie seine Wurzeln nicht ausreißen, die mit dem indigenen Aufstand der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung (EZLN) zu keimen anfingen, der am 1. Januar 1994 die gesamte Nation erschütterte, und vor den Augen der Welt die Unterdrückung, das Elend, das Vergessen und die Vernachlässigung sichtbar machte, in denen die indigenen Völkern in ganz Mexiko lebten und weiterhin lebten.

Der Keim unseres Lebensbaumes wurde stärker und größer, als unsere Völker sich im zapatistischen Wort fanden, und wir in Januar 1996 das Nationale Indigene Forum einberufen haben, und schließlich, mit der Gründung des Nationalen Indigenen Kongresses in Oktober des gleichen Jahres, mit der herausragenden Beteiligung der EZLN durch die Stimme von Comandanta Ramona.

Der Nationale Indigene Kongress (CNI), das Haus unserer Völker, die erstgeborenen Völker von Erde und Mais, von Schmerz und Hoffnung, hat seit seiner Gründung die Möglichkeit repräsentiert, unsere Widerstände und die Wege zu vereinen, die wir indigene Völker dieses Landes seit ältesten Zeiten durchwandern.

Der Same des Baumes unseres Lebens wurde von den Winden der Erinnerung und des Widerstandes in den vier Himmelsrichtungen ausgesät, und wir beriefen das zweite und dritte Nationale Indigene Kongress für die konstitutionelle Anerkennung der Verträge von San Andres, zu der Zeit als wir noch glaubten, dass die schlechte Regierung ihr Wort halten würde, aber wir merkten, dass da drüben nicht die Würde schreitet, sondern der Verrat an das würdige Wort der EZLN und des CNI, das die Stimme unserer Völker trägt.

Keine Partei, keine Staatsmacht enthielten sich des Verrats. Damals merkten wir, dass es die Mörder unserer Mutter Erde, die großen Eigentümer des Kapitals sind, die in Wirklichkeit die Macht in diesem Land haben, und die Regierungen dienen ihnen nur als Instrument um ihre Interessen zu verteidigen, und wenn wir ihnen gestatten Dämme zu errichten, die Berge abzuholzen, das Wassers zu privatisieren und zu kontaminieren, mit genmanipulierten Produkten zu handeln, die zeremoniellen Zentren zu verkaufen, dann werden wir die Vernichtung unserer Völker gestatten. Aus diesem Grund haben wir das kapitalistische System und die regierenden Unternehmer als die Hauptfeinde unseres Völkers identifiziert, die ihr Vorhaben der Beraubung und des Todes der Mutter Erde und alles was von ihr geboren wird weiterhin fortsetzen.

Es sind der Kapitalismus und regierenden Marionetten, die jene von uns unterdrücken, die uns gegen den Raub und die Vernichtung verteidigen, die sie verfolgen. Sie sind verantwortlich für all unsere Gefangene, Tote und Verschwundene; das heißt, der Kapitalismus und die falschen Regierungen tragen die Schuld an die Armut, die Unterdrückung und die Vernichtung unserer Völker.

Während des Marsches der Farbe der Erde in 2001 bereiste unser Wort alle Ecken des Landes, und fand genauso wenig Gehör. Damals beschlossen wir als Nationales Indigenes Kongress Schweigen zu bewahren und die Autonomie auf der Basis der Vereinbarungen von San Andres in die Praxis umzusetzen, und die Regionalisierung durchzuführen um die Arbeit der Koordination des CNI zu stärken.
Als der Baum unseres Lebens zu welken schien, verteilte sich sein Samen in Wahrheit bis zu den fernsten Ecken des Landes.

Diese Lebenssamen keimten auf würdige Erden, und wurden zu Foren, Workshops, Treffen, Tagungen und Versammlungen.

Während dies geschah, brachten auf diesem zapatistischen Land sehr andere Winde die Sechste Erklärung aus dem Lakandonischen Urwald hervor, und mit ihr die Andere Kampagne. Wir indigene Völker Mexikos traten ihr bei und beriefen vor einigen Monaten das vierte Nationale Indigene Kongress ein.

In der indigenen Gemeinde von N’donhuani-San Pedro Atlapulco, im Bundesstaat Mexiko, trafen sich die Delegierten der indigenen Völker der Nahua, Zapotecas, Wixárika, Mazahua, Amuzgo, Cuicateco, Kumiai, Kikapu, Purhépecha, Tlahuica, Chocholteco, Chinanteco, ñu Saavi, Hñahñu, Tenek, Maya, Totonaco, Mayo, Tlapaneco, Coca, Triqui, Tepehua, Rarámuri, Chol, Tzeltal, Guachichil Chichimeca, Zoque, Matlatzinca, Mixe und Popolucas, und erklärten:

1. Wir werden die unserer Autonomie weiterhin praktisch ausüben.

2. Wir ratifizieren die Sechste Erklärung aus der Selva Lacandona und treten der Anderen Kampagne bei. Wir solidarisieren uns mit unseren gefangenen Brüdern und Schwestern von San Salvador Atenco.

3. Wir fordern den sofortigen Abzug der Polizei und der repressiven Staatstruppen aus der Region von San Salvador Atenco, aber auch aus allen anderen Regionen des Landes, an denen die militärische und polizeiliche Kontrolle aufrechterhalten wird, um alle Dörfer und Gemeinden aufzureiben und einzuschüchtern, die für die Verteidigung ihrer Gebiete und Lebensformen kämpfen.

4. Wir verurteilen die Morde an den Compañero Javier Cortés, der von Polizisten getötet wurde, die das Volk von San Salvador Atenco unterdrückten, an Compañero Concepción Gabiño, in der indigenen Gemeinde von Cuzalapa, die für die Verteidigung des Landes in der Region von Manantlán, Jalisco kämpfen, und an Comañero Faustino Acevedo ais San Blas Atempa, im Isthmus von Tehuantepec, als er sich an diese Gemeinde wendete um an den Arbeiten dieses vierten Kongresses teilzunehmen.

5. Wir verurteilen auch die Vergewaltigung der in San Salvador Atenco verhafteten Compañeras durch die Polizisten, und die systematische und faschistische Gewalt, die der Stadt gegen die Frauen betreibt, die mit ihrer Arbeit die Kämpfe des Widerstandes und der Würde im ganzen Land beanspruchen.

6. Wir rufen zur Stärkung aller Regionen des Nationalen Indigenen Kongresses auf und zu häufigen und regelmäßigen Versammlungen für Artikulation, Reflexion, Aktion und Vorschläge.

7. Wir lehnen alle Gesetze ab, mit denen der Staat beabsichtigt uns auszurauben, die Auslieferung des Landes zu legitimieren, und Kontrollen einzusetzen, die die Handlungen von Dörfer und Gemeinden einschränken, und den transnationalen Konzerne freie Hand lassen, den materiellen und spirituellen Reichtum unserer Völker und aller Mexikaner zu vernichten und es sich anzueignen.

8. Wir lehnen die Programme der Regierung ab, die diese Gesetze instrumentieren, und die Absicht verfolgen die Gemeinden zu spalten.

9. Wir werden die Kommunikationsmechanismen zwischen den verschiedenen Regionen und Gemeinden des Nationalen Indigenen Kongresses verstärken.

10. Wir werden die Mechanismen der Solidarität und Verpflichtung mit den Kämpfen aller und jeder der indigenen Gemeinden, Organisationen und Völker verstärken und wirksam machen.

11. Als letzter Punkt unserer Erklärung fechten wir den mexikanischen Staat an und rufen allen indigene Völker, Gemeinden und Organisationen und alle unterdrückten Sektoren auf, eine breite antikapitalistische Front zu bilden, um ein Prozess anzutreiben, der zu einer neuen Verfassung und ein andere Form der Regierung führen wird, die die Anerkennung unserer Rechte und eine gerechte, freie und demokratische Gesellschaft ermöglicht.

Und diese Vereinbarungen, die aus unserem Herzen geboren wurden, sind die Blüten unseres Baumes, die bereit stehen um neue Samen von Leben und von Hoffnung hervorzubringen.

Die neueste Blüte, die in unserem Baum geboren wurde, war das Treffen zur Verteidigung der Mutter Erde und der indigenen Autonomie, das in Mezcala, im anderen Bundesstaat Jalisco abgehalten wurde. Dabei ratifizierten wir unsere Verpflichtung an den Kampf unserer indigenen Völker, von unten und nach links, und erklärten unsere volle Unterstützung für den Kampf der Volksfront der Bevölkerung von Oaxaca und deren Forderungen. Wir bestätigten erneut, dass unsere Mutter Erde und alles Leben, das aus ihr hervorgeht heilig sind, und daher weder gekauft noch verkauft werden können, und niemand sie zum Vorteil einiger wenigen nutzen oder sie sich aneignen darf. Deswegen erklärten wir uns für antikapitalistisch und bereit eine große Kraft zu errichten, die von unten emporsteigt, aus unseren Völkern, und gemeinsam mit anderen Brüdern und Schwestern vom Land und aus der Stadt, die ausgeraubt, ausgebeutet und unterdrückt werden, um diesem System des Todes und den Regierungen die ihn aufrechterhalten ein Ende zu setzen.

Die neoliberalen Politiken des mexikanischen Staates sind Teil des endlosen Eroberungskrieges gegen unsere Völker, und verfolgen die Absicht die Erde töten und unsere Kulturen auszulöschen, durch die Plünderung und den Raub unserer Gebiete und unseres traditionellen Wissen, die Kontaminierung der heimischen Maissorten, die Privatisierung aller Elemente, die zur Mutter Erde gehören, und die Aberkennung unserer Regierungen und Formen der Selbstorganisation.
Dies ist unsrer Gang, so wurde unser Baum im Nationalen Indigenen Kongress geboren und wuchs, genährt von den Kämpfen und Widerständen unserer indigenen Völker. Unsere Blüten gehören nun zu einem einzigen Lebensbaum, das heißt, unsere Völker integrieren sich und begleiten sich gegenseitig, um unseren Kampf für die Autonomie nicht mehr alleine zu führen.

Im Augenblick betrachten wir die praktische Ausübung der indigenen Selbstregierungen als unser wichtigstes historisches Projekt, mit einer eigenen territorialen Kontrolle in der Ausübung der Autonomie, als ein Beitrag unserer Völkern, Nationen und Stämmen für den Nationalen Kampfprogramm und das neue Mexiko, das wir errichten wollen.

Die Macht und die großen kapitalistischen Unternehmer wollten unsere
Wurzeln ausreißen, das heißt, die Identität unserer Völker, aber wir haben uns mit dem Gang unserer Erinnerung stark gemacht. Wenn sie ihre Absicht nur durchsetzen konnten, als wir noch verstreut waren, werden sie es jetzt, da wir im CNI vereint sind, erst recht nicht können. So erzählen es unsere Großväter und Großmütter, so glauben wir es.
Aus dem Autonomen Zapatistischen Bezirk Oventic, im anderen Bundesstaat Chiapas.

31. Dezember 2006
Für die integrale Rekonstitutionierung unserer Völker
Nie wieder ein Mexiko ohne uns
Das Nationale Indigene Kongress

 Quelle:  
  http://www.zeztainternazional.org/esp/encuentro-diciembre-2006/1-de-enero/tierra-cni.html 
 

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