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Zapatista-Demo angegriffen
Zapatistische Familien in Zinacantán in akuter Lebensgefahr Konflikt um Gemeindeverwaltung und Autonomie eskaliert
Direkte Solidarität Chiapas vom 11.04.2004 |
Am Samstag, den 10. April, versammelten sich 4’000 Zapatistas in ihrem Hauptort Oventik, fuhren von dort aus in den Bezirk Zinacantán. Die grosse indigene Region Zinacantán liegt westlich von San Cristóbal und wird stark von Touristen frequentiert. Seit langem schwelen in dem Bezirk Konflikte um die politische und wirtschaftliche Kontrolle. Meist attackierten sich Anhänger der Parteien PRI und PRD gegenseitig. Doch seit Dezember 2003 hat sich der PRD-Bürgermeister von Zinacantán, Martín Sánchez Hernández, auf die wenigen zapatistischen Familien eingeschossen: Rund 70 aufständischen Familien, welche in drei Dörfern von Zinacantán offen mit den Zapatistas sympathisieren, wurde die Wasserzufuhr abgestellt. Dies mit dem Argument, dass sie sich den Pflichten der Gemeindeverwaltung entziehen würden. Verhandlungen zwischen der eigentlich als gemässigt links geltenden PRD und dem "Rat der Guten Regierung" der Zapatistas in Oventik sind bisher gescheitert.
Mehrere Male waren Unterstützungsdemonstrationen von Zapatistas in Zinacantán präsent. Gestern Samstag fand die bei weitem grösste Unterstützungsaktion statt. Mehrere hundert Liter Wasser wurden den isolierten Familien überreicht. Die Demonstration der Zapatistas verlief friedlich und respektvoll gegenüber den "Brüdern der PRD", doch auf dem Rückweg griffen rund 150 Dorfbewohner der PRD mit Hilfe der Gemeindepolizei die Zapatistas mit Steinwürfen und Petarden an; auch fielen Schüsse gegen die bis dahin friedliche Grossdemonstration der Zapatistas (siehe Bilder auf Indymedia Chiapas). Diese erwiderten daraufhin die Attacke mit Steinen und Stöcken und konnten schliesslich geschlossen auf die Hauptstrasse nach San Cristóbal gelangen. Bilanz der Auseinandersetzungen: zwischen 17 und 30 Verletzte, wobei unter den Zapatistas auch mindestens ein Schwerverletzter zu beklagen ist. Die Verletzten werden im autonomen Spital in Oventik behandelt. Zudem berichtet die Zeitung La Jornada, dass die zapatistischen Familien der zinacantekischen Gemeinden Pasté und Jech’vó von ihren Kontrahenten umzingelt seien und weitere Auseinandersetzungen zu befürchten sind.
Der Konflikt um die Wasserzufuhr in Zinacantán ist Teil einer "Strategie der Spannung" seitens der mexikanischen Armee und Teile der Regierung, welche in den letzten Wochen insbesondere in den Altos, der Region von und um San Cristóbal, sich an verschiedenen Orten manifestierte: In den autonomen Bezirken im Widerstand Lucio Cabañas, Miguel Hidalgo und 17 de Noviembre wurden mehrere Zapatistas verhaftet, nahe Oventik gab es zahlreiche Überfälle, in 16 de Febrero wurden zwei Zapatistas ermordet, in San Juan Cancúc sind zapatistische Familien von Vertreibung bedroht und in Chanal, Aldama, Santiago El Pinar und Magdalenas, alles ebenfalls Bezirke der Altos, sind vermehrte Aktivitäten der Bundesarmee unter dem Deckmantel der Drogenbekämpfung zu verzeichnen. Wie ein Kenner der Situation der NGO CIEPAC meinte, sind diese Nadelstiche dazu da, um "das zapatistische Gebiet mit Verbrechen zu kontaminieren, welche es erlaubt, die moralische Autorität der Zapatistas und ihrer "Räte der Guten Regierung" zu untergraben und auszuhöhlen." (La Jornada, 20.3.2004).
Bisher konnte die gut organisierte zapatistische Basis der Region den Provokationen ausweichen oder den lokalen Machthabern ihre eigene Stärke entgegensetzen. Die Angriffe auf die wenigen zapatistischen Familien in Zinaca ntán sind ein weiteres Beispiel dafür, dass die zapatistische Basis an ihren angeblich oder tatsächlich schwächsten Punkten attackiert wird. Die zapatistische Solidarität aus zwanzig weiteren Bezirken des Hochlandes hat b isher die Vertreibung der Familien von Zinacantán verhindert. Doch die Ereignisse diese Wochenendes verheissen nichts Gutes.
Weitere Infos unter:
https://chiapas.ch (im Bereich "Castellano" sind die Berichte der Jornada dokumentiert)
https://www.jornada.com.mx
http://chiapas.mediosindependientes.org
Quelle:
Direkte Solidarität mit Chiapas/Café RebelDía:
Quellenstrasse 25, 8005 Zürich
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