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Worte der EZLN in Toluca, Staat von Mexico

Kommunique vom 05.03.2001
übersetzt von Dana

  Worte der EZLN in Toluca, Staat von Mexico,
5. März 2001

Brüder und Schwestern von Toluca:
Brüder und Schwester aus dem Staat von Mexico:

Wir würden gerne einige besondere Worte an jene richten, die in den Städten leben, kämpfen und sterben: Arbeiter, Angestellte, Lehrer, Studenten, Nachbarn, Jugendliche, Arbeitslose, Markthändler, Strassenverkäufer, Fahrer, Träger, Hausfrauen, Jungen, Mädchen, Frauen, Männer, Alte.

Wir möchten gerne alle Mexikaner mit Zuneigung grüssen, ausser natürlich jene die durch das Blut jener unter ihnen fett werden.

Für jene die oben sind und jene die unten sind unterdrücken, bringen wir keine Grüsse, nur unsere Verachtung.

Mexikanische Brüder und Schwestern:

Eure und unsere Leiden sind die gleichen.

Ihr und wir wurden zum Objekt des Spottes gemacht.

Sie verspotten uns für unsere Farbe, weil wir dunkel sind, weil wir die Farbe der Erde haben.

Sie verspotten uns dafür wie wir reden, weil unsere indigene Mütter und Väter in unser Blut und in unsere Sprache sind.

Sie verportten uns dafür wie wir uns unterhalten, weil unsere Vorfahren in unsere Tänze und Lieder sind.

Aber hauptsächlich verspotten sie uns weil wir arm sind.

Sie verspotten uns, und beuten uns aus, und unterdrücken uns, und täuschen uns und erniedrigen uns.

Sie unterdrücken euch und uns wenn wir über die Verletzung unserer Rechte protestieren.

Denn in diesem Land haben jene von uns die arm sind, nur das Recht arm zu sein.

Alles andere wird uns verweigert.

Ein würdiges Heim wird uns verweigert. Für die Reichen, gute Baumaterialien und grosse Gärten.

Für uns Pappe und Müll.

Der Besitz des Landes wird uns verweigert. Für die Reichen, der beste Boden, Kredite, Technologie, Märkte.

Für uns, ein Haufen Steine und kaum die Erde unter unserer Fingernägel. Arbeit und gerechte Löhne wird uns verweigert. Für die Reichen, grosse Profite.

Für uns, Arbeitslosigkeit oder einige Münzen.

Wir verbringen lange Stunden auf der Arbeitssuche und finden keine, und wenn wir einen Weg finden um irgendetwas Kleines zu machen dass wir verkaufen können, fallen die Regierung und ihre Papiere und Korruption über uns her, und das bisschen, dass wir erringen konnten landet in die Tasche eines Beamten.

Wir verbringen lange Stunden in der Fabrik, hinter der Theke, dem Steuer, dem Pflug, dem Traktor, zuhause, in der Schule, im Krankenhaus, im Regierungsbüro, auf der Strasse, bei der Ampel, im Geschäft, in dem grossen, oder mittleren oder kleinen Laden, an jeder Ecke im Staat von Mexico. Lange Stunden und kaum ein paar Münzen, die verschwinden bevor wir für die unsere Nahrung und die unserer Familie, unser Obdach, unsere Gesundheit, unsere Bildung sorgen konnten.

Und am nächsten Tag wiederholt sich die Geschichte.

Gesundheit wird verweigert. Für die Reichen, grosse, moderne Krankenhäuser, erfahrene ärzte, ausgebildete Krankenpfleger, die neueste Medizin.

Für uns, weder Krankenhäuser, noch ärzte, noch Krankenpfleger, noch Medizin. Nahrung wird uns verweigert. Für die Reichen, nahrhaftes Essen und wissenschaftliche Diäten.

Für uns weggeworfenes Essen und erzwungene ständige Diät.

Bildung wird uns verweigert. Für die Reichen, grosse Schulen, moderne Erziehungstechniken, wissenschaftliche Laboratorien, spezialisierte Lehrer, pompöse Titel.

Für uns, halbzerstörte Schulen, schlecht bezahlte Lehrer, zerrisene und lügnerische Bücher, Titel der "Abfall"- Akademie.

Gerechtigkeit wird uns verweigert. Für die Reichen, stehen Richter und Polizei zu Diensten, werden Begnadigungen für wenige Geldscheine erworben. Für uns, Verfolgung, Gefängniss, Verschwinden, Tod.

Und Frieden wird uns verweigert.

Für die Reichen, wird Frieden durch Konzerte mit Spezialeffekte und viel Publicity und beste Sendezeiten und mit den Grüssen der Regierung gemacht.

Für uns, die dunkle Ecke, der bedrohte Marsch, zu den Sendezeiten in denen der Fernseher abgeschaltet wird.

Sie wollten Frieden mit Geld kaufen, und jetzt erkennen sie dass es schlecht investiertes Geld gewesen ist, dass das Produkt das sie erworben haben nirgendwo zu sehen ist, dass es nur ein weiterer Betrug ist, wie die vielen anderen die ihre Firmen verüben.

Sie fangen erst jetzt an zu erkennen, dass der Frieden mit Gerechtigkeit und Würde, in der Sie und Ich ohne Furcht existieren, der einzige mögliche Frieden, kein Preis hat.

Es kann nicht mit Geld erworben werden, auch wenn es viel Geld ist, auch nicht mit Drohungen und Schläge.

Es wird dadurch gesichert dass man Wahrheit und ohne Täuschung kämpft. Denn es ergibt sich, dass der Friedenskonzert von oben jetzt vorüber ist, und wir von unten sind es nicht.

Es ergibt sich, dass die kleinen Leuchtwerfer bereits ausgeschaltet wurden, und wir nicht.

Es ergibt sich, dass der Applaus bereits geendet hat, und wir nicht.

Es ergibt sich, dass der Programm und die Werbung zu Ende sind, und wir machen weiter.

Es ergibt sich, dass die Lügen jetzt weg sind, und wir hier sind. Brüder und Schwestern:

Wir haben gerade vor kurzem die Aussagen gelesen die von einigen der grossen Herren des Geldes in Mexiko gemacht wurden.

Sie fürchten sich vor dem Marsch für die Indigene Würde.

Sie fürchten sich vor dem Marsch der Farbe der Erde.

Sie fürchten sich vor unserem Wort.

Sie fürchten sich weil sie sagen, dass die Armen sich auf unserem Pfad erheben werden, und alle ihre Klagen erheben werden.

Sie fürchten sich weil sie erkennen, dass die Lebensbedingungen der meisten Mexikaner − und nicht nur der Indigenas − sehr schlecht sind, und dass dies eine Rebellion verursachen könnte.

Sie fürchten sich, sagen sie, weil es den Klassenkampf verschärfen könnte. Aber gibt es inzwischen angeblich keine Klassenkampf mehr?.

Kritisieren sie die Linke nicht weil diese nicht verstanden hätte dass die Berliner Mauer bereits gefallen ist?

Bedeutet das, dass die Grossen und Mächtigen des Landes immer noch in die 60 ’er und 70’er Jahre leben?

Warum verwenden sie eine Sprache und nehmen eine Haltung ein die mit der Welt die sie in ihrer Propaganda verkaufen nicht übereinstimmen?

Warum fürchten sie sich so vor einem friedlichen, unbewaffneten Marsch marginalisierter Indigenas, die nicht den Sturz der Regierung fordern, oder die Enteignung der Fabriken, oder die Nationalisierung der Banken, oder die Übergabe der Geschäfte in die Hand der Arbeiter, oder dass sich die Bundesarmee ergibt, oder dass Fox eine Regierungspolitik hat?

Denn das einzige worum wir durch diesen Marsch ersuchen ist, dass sie uns als Indigenas und als Mexikaner anerkennen.

Es ist die Hysterie der Rechten, die diese Mobilisierung in eine Revolution verwandelt.

Und deshalb beeilen sie sich das land zu verlassen oder verbarrikadieren sie sich in ihren Festungen.

Deshalb: weil sie sich vor der Farbe der Erde fürchten.

Hört endlich auf mit euren hysterischen kleinen Schreien.

Versteht ein für alle mal, dass das Land sich jetzt verändert hat, und dass es nicht zu dem zurückgehen wird was es vorher war.

Dies ist ein neues Mexiko, und in diesem neuen Mexiko wollen wir einen würdigen Platz für die Indigenas.

Überall wo wir durchgekommen sind, wurden wir willkommen geheissen und erhielten die Unterstützung der Menschen die das Mexiko von unten sind, die das Mexiko der Mitte sind, und nicht wenige die das Mexiko von oben sind. Und alle von ihnen haben klargemacht, dass sie die konstitutionelle Anerkennung der indigenen Rechte und Kultur unterstützen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Und deshalb sagen wir der Mächtigen dieses Landes sich zu beruhigen, aufmerksam zuzuhören, zu studieren, eine Anstrengung zu unternehmen mit ihren Köpfen zu denken und nicht mit ihren Taschen oder Kreditkarten. Wenn sie eine moderne Linke wollen, lernt eine moderne Rechte zu sein. Es ist lange her dass sich jene die zusammen kämpfen gegenseitig "Kameraden genannt haben, jetzt nennen sie sich "Brüder und Schwestern."

Es gibt ein Heilmittel für all das Zittern. Sagt Senor Fox, dass er die drei Signale erfüllen soll. Auf diese Weise kann der Dialog erneuert werden und die Tür zum Frieden wird nicht eines der Lügen oder der Furcht sein.

Sagt ihm, dass er lernen soll mit den Leuten zu regieren, und nicht an ihrer Stelle.

Brüder und Schwestern:

Ja, es stimmt, dass es sich anfühlt als ob die Erde zittern würde. Aber nicht aus Furcht.

Sondern weil wir, die Indigenas, wandeln. Wir, die wir die Farbe der Erde sind. Und es ist Gesetz, dass so die Erde zittert wenn sie wandelt.

Demokratie!
Freiheit!
Gerechtigkeit!

Aus Toluca, Staat von Mexico.

Das Klandestine Revolutionäre Indigene Komitee − Generalkommando der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung.
Mexiko, März 2001

 Quelle:  
  http://enlacezapatista.ezln.org.mx/ 
 

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