pte20080202001 Handel/Dienstleistungen, Politik/Recht

Ökonomen überdenken Freihandel

Mexikanische Bauern protestieren gegen die USA


Mexikanische Bauern protestieren gegen Freihandel (Foto: pixelio.de)
Mexikanische Bauern protestieren gegen Freihandel (Foto: pixelio.de)

Washington/Mexiko-Stadt (pte001/02.02.2008/06:10) Unter US-amerikanischen Wirtschaftsexperten regen sich grundsätzliche Zweifel an den Ideen des Freihandels. Dies geht aus einem aktuellen Bericht des Magazins BusinessWeek hervor. Gary C. Hufbauer, leitendes Mitglied des Peterson Institute for International Economics in Washington, ist der Ansicht, dass sich die Wirtschaft heute mit Fragen beschäftigt, die vor zehn bis 15 Jahren noch nicht gestellt wurden. Konkret würde mit Sorge beobachtet, dass die Freihandelstheorie keine Antworten auf die momentan vorhandene Stagnation von Einkommen in der Mittelschicht liefern kann.

"Man kann natürlich immer theoretische Fälle für oder wider den Freihandel konstruieren. Ein Problem besteht darin, dass solche Thesen immer wieder zu anderen protektionistischen Zwecken entfremdet werden", erklärt Stefan Kooths, Konjunkturexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, im Gespräch mit pressetext. "Dass der Zweifel unter Ökonomen am Freihandel generell wächst, kann man aber so nicht sagen. Im Gegenteil: In Europa ist davon auszugehen, dass die Märkte vom Gesetzgeber nach wie vor zu stark reguliert werden", fährt der Experte fort.

Dem BusinessWeek-Artikel zufolge sollen Ökonomen 'protektionistische Gegenreaktionen' der Freihandels-Verlierer befürchten. Wie nah an der Realität sich jene Wirtschaftstheoretiker mit ihren Gedanken befinden, zeigen die Ereignisse von gestern, Freitag, in Mexiko-Stadt. Tausende Bauern protestierten gegen den Freihandel und billige Einfuhren aus den USA. Eine zeitweise Blockade der mexikanischen Börse mit Kuhherden und gewaltsame Übergriffe waren die Höhepunkte der Proteste. Die Landwirte sind in ihrem wirtschaftlichen Überleben durch die Billig-Importe aus den USA akut bedroht.

"Solange Handelsschranken unilateral errichtet bleiben, wird dies auch nicht ohne Gegenreaktion bleiben. Dass solche Gegenreaktionen ausarten ist nicht auszuschließen", sagt Kooths. Eine Überregulierung durch europäische Gesetzgeber sieht der Konjunkturexperte zum Beispiel bei Postdienstleistungen und am Strommarkt. "Stellt man sich hierzulande die Frage, ob zu viel oder zu wenig Freihandel besteht, so lautet die Antwort immer zu wenig", meint Kooths abschließend.

(Ende)
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