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CAPISE-Bericht: Die SEDENA - Operation Garrucha

CAPISE vom 07.06.2008
übersetzt von Dana

  Zentrum für Politische Analyse und Soziale und Wirtschaftliche Forschung A.C. (CAPISE)

San Cristóbal de Las Casas, Chiapas. 07. Juni, 2008

Bericht
Die SEDENA: Operation Garrucha

Gegenüber einem empörenden Stillschweigen der Medien, geht die Offensive gegen die zapatistischen Gemeinden innerhalb ihres Territoriums nicht nur weiter, sondern wird auf alarmierende Weise noch verschärft.

Am 4. Juni 2008 ordnete das Mexikanische Verteidigungsministerium (SEDENA) eine der offensichtlichsten Provokationen gegen die Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung (EZLN) und gegen die zapatistischen Gemeinden an. Elemente der SEDENA unternahmen einen militärischen Einmarsch in das Dorf La Garrucha, Sitz des gleichnamigen Caracols. Der Einmarsch war nicht nur auf dieses Dorf beschränkt, sondern breitete sich mit verstärkter Kraft auch auf andere Dörfer aus, die zum gleichen Caracol von La Garrucha gehören.

Die Bundesarmee in der Selva Lacandona

Die Siebte Militärische Region umfasst 5 Militärzonen, eine davon ist die 39. Militärzone, wo militärische Einmärsche, Zusetzungen und Provokationen seit geraumer Zeit von der Armee eingesetzt werden, um einen der beharrlichsten "internen Feinde" zu bekämpfen, den die Bundesregierung hat, der eine landesweite Bewegung ins Leben gerufen und als einziger ein alternatives integrales Projekt zu bieten hat, das innerhalb des eigenen Territoriums effektiv umgesetzt wird: die EZLN und die zapatistischen Gemeinden.

Vom 1. bis zum 4. Juni 2008 unternahmen CAPISE-Mitglieder eine Rundreise durch die Selva Lacandona, insbesondere innerhalb der 39. Militärzone. Einer der Zwecke dieser Rundreise war es, den Stand der militärischen Positionen und Operationen innerhalb des indigenen Gebietes zu aktualisieren.

Die Einmärsche und Drohungen der mexikanischen Bundesarmee gegen die EZLN, die zapatistischen zivilen Autoritäten und die Gemeinden der zapatistischen Unterstützungsbasen des Caracols von La Garrucha, Hermenegildo Galeana und San Alejandro wurden in erster Linie vom 38. Infanteriebataillon (38. BI) ausgeführt, aber nicht von dieser Militäreinheit allein.

Gegenwärtig ist das 38. Infanteriebataillon (38.BI) in den folgenden Stellungen stationiert:

Im Cañada von Taniperla: Monte Líbano und Taniperla.

Im Cañada von Las Tacitas: Racho Península und Río Jordán.

Im Cañada von La Garrucha bis San Quintín: Patihuitz, La Sultana und San Quintín.

Das Hauptquartier des 38. Infanteriebataillons befindet sich in San Quintín.

Die militärischen Positionen von Monte Líbano und Taniperla sind abwechselnd alle vier Monate dem 38. Infanteriebataillon (38. BI) und dem 31. Infanteriebataillon (31.BI) unterstellt.

Das Hauptquartier des 31. Infanteriebataillons (31. BI) befindet sich in Tonina, Ocosingo, das seinerseits auch Generalhauptquartier der gesamten
39. Militärzone ist.

Die Militärpositionen von Racho Península, Río Jordán, Patihuitz, La Sultana und San Quintín sind permanent dem 38. Infanteriebataillon (38. BI) unterstellt.

Das 38. Infanterienbataillon handelt nicht allein. Am 3. Juni, das heißt, ein Tag vor den Militäreinsätzen, stieß CAPISE inmitten strömenden Regens auf der Strecke zwischen La Sultana und San Quintín auf Panzerfahrzeuge, die auf La Garrucha zurollten. Sie gehörten zum 15. motorisierten Kavallerieregiment (15. RCM), einer Militäreinheit, die im Cañada von La Garrucha bereits wiederholt gesichtet wurde. Diese Militäreinheit war ebenfalls an den Militäreinsätzen am 4. Juni 2008 in La Garrucha, Hermenegildo Galeana und San Alejandro beteiligt.

Die Teilnahme des 15. motorisierten Kavallerieregiments (15. RCM) ist äußerst eigentümlich. Diese Militäreinheit hat ihr Hauptquartier in der Militärgarnison von Comitán, und unterhält seit mehreren Jahren ebenfalls eine ständige Position in der Grenzzone zu Guatemala, und in der Einsatzbasis, die in Amparo Aguatinta, Bezirk Maravilla Tenejapa eingerichtet wurde. Von dieser Basis aus sind auch die Militäreinheiten gestartet, die bis in das Gebiet von La Garrucha vorgestoßen und einmarschiert sind (dabei sind sie durch Poza Rica eingedrungen, bewegten sich seitlich an Guadalupe Tepeyac vorbei und durchquerten La Realidad), einschließlich des Einsatzes und der Drohungen gegen die zapatistischen Unterstützungsbasen am 4. Juni 2008.

Trotz der scheinbaren geographischen Entfernung, unterstehen die Militärgarnison von Comitán und das 15. motorisierte Kavallerieregiment (15. RCM) der 39. Militärzone, deren Hauptquartier sich in Tonina, Bezirk Ocosingo befindet.

Die Militäreinfälle

Die militärischen Einfälle und Einsätze, die im letzten Mai und den ersten Junitagen dieses Jahres im indigenen Gebiet von La Garrucha ausgeführt wurden, wurden mit dem Argument der Bekämpfung des Drogenhandels und der Suche und Vernichtung von Marihuanapflanzungen gerechtfertigt.

Eine Revision des Militäreinsatzes vom 19. und 20. Mai 2008, in San Jerónimo Tulijá, zeigt, dass der Einsatz vom 18. Infanteriebataillon (18. BI) koordiniert wurde. Diese Militäreinheit hat ihr Hauptquartier zwar in der Militärgarnison von Palenque, Bezirk Palenque, gehört aber nicht der 39. sondern der 38. Militärzone an, deren Hauptquartier sich in Tenosique, Tabasco befindet.

Eine Überprüfung des Militäreinsatzes vom 26. Mai (6 Tage nach dem Einsatz von San Jerónimo Tulija), im Ejido Nuevo Chamizal, zeigt, dass dieser ebenfalls von dem 18. Infanteriebataillon (18. BI) koordiniert wurde. Diesem Einsatz wird der gleiche Zweck zugeschrieben: "Die Suche, Lokalisierung und Vernichtung von Marihuana und andere Rauschgifte". Bei dieser Gelegenheit spielte die Armee das gesamte Szenario durch, mobilisierte die Presse und erklärte Marihuanapflanzungen ausfindig gemacht und vernichtet zu haben, wobei sie besonders hervorhoben, dass die Pflanzungen von zapatistischen Unterstützungsbasen angelegt worden seien, da es sich um eines ihrer Grundstücke gehandelt habe.

Die Dorfbewohner von Nuevo Chamizal, Nueva Palestina und San Antonio Escobar (alle benachbarte Gemeinden) sind keine zapatistischen Unterstützungsbasen. Sie sind Mitglieder der Organisation für die Verteidigung der Indigenen und Campesinorechte A.C. (OPDDIC), die jahrelang mit der Militäreinheit zusammengearbeitet haben, die im anliegenden Cintalapa stationiert war. Diese Militärposition wurde viele Jahre lang vom 18. Infanteriebataillon (18. BI) benutzt und kontrolliert. Dieses Militärlager wurde in Mai 2007 geräumt, aber einige Monate später wurde diese Räumung wieder rückgängig gemacht. Zwei bedrohte zapatistische Gemeinden in dieser Region sind La Culebra und 6 de Octubre, die letztere liegt innerhalb von Montes Azules und gehört zu den Gemeinden, die am stärksten von gewaltsamer Räumung bedroht sind.

(Anmerkung: Die Position, Identifizierung und Operation des 31. Infanteriebataillons und des 91. Infanteriebataillons, das ebenfalls zur
39. Militärzone gehört, wird demnächst erörtert werden)

Die Einsätze und Drohungen der mexikanischen Bundesarmee während des militärischen Einfalls in die Dörfer La Garrucha, Hermenegildo Galeana und San Alejandro, sind keinesfalls als geringfügiger Vorfall zu bewerten. Es wird angenommen, dass Subcomandante Marcos und andere militärische Anführer der EZLN in dieser Region operieren oder sich hier manchmal aufhalten sollen. Ob dies zutrifft oder nicht, die Warnung und die Stufe der Bedrohung wurden zur Kenntnis genommen.

In einem Fall wurde keine Teilnahme der mexikanischen Bundesarmee registriert. Am 22. Mai 2008, zwei oder drei Tagen nach dem Einsatz in San Jerónimo Tulijá gegen zapatistische Unterstützungsbasen, ereignete sich ein weiterer, nicht weniger alarmierende Vorfall. In der Gemeinde Morelia, Sitz des Caracols von Morelia kam es zu Aggressionen und Zusammenstößen. Bei den Aggressoren handelte es sich um PRI-Anhänger, einige davon OPDDIC-Mitglieder, in Absprache mit dem Militärlager von Altamirano, Hauptquartier der 11. leichten Infanteriekompanie (11. CINE). So unglaublich es auch klingen mag, die PRI-istas erhoben Anspruch auf das Land auf dem des Caracol von Morelia errichtet ist.

Die Nachhut

Am 22. September 2007, sah sich die Sechste Kommission der EZLN gezwungen, ihre Rundreise abzusagen, die sie als Mitglieder der entstehenden landesweiten Bewegung der Anderen Kampagne durch das zentrale und südliche Mexiko führen sollte. Grund dafür waren die Aggressionen, die gegen die zapatistischen Gemeinden geführt wurden, sowie verschiedene Aktionen der Revolutionären Volksarmee (EPR). Ein Schlag und ein Angriff gegen die zapatistischen Unterstützungsbasen und deren zivilen Autoritäten stellte einen Schlag gegen die Nachhut der Sechsten Kommission dar, hinsichtlich ihrer Initiative und ihres Vorschlags zur Errichtung einer landesweiten Bewegung. So viel hat die mexikanische Regierung klargemacht.

Ende letzten Jahres gewährte Subcomandante Marcos der Journalistin und Schriftstellerin Laura Castellanos in der Gemeinde von La Garrucha ein Interview, das verschiedene Themen berührte. In dessen Verlauf fielen die folgende Frage und Antwort:

Laura Castellanos: "In Januar 2008 werden sie also nicht wie geplant in die Phase der Agitation und Mobilisierung eintreten?"

Subcomandante Marcos: "Nein, denn wir hatten angenommen bis Dezember 2007 fertig geworden zu sein. Aber die Rundreise im Zentrum und Südosten des Landes steht noch aus. Wir denken, dass wir im Juni 2008 an der Strukturierung dieses landesweiten Kampfprogramms arbeiten werden, um dann zur Agitation und Verbreitung übergehen zu können. In Juni, also drei Jahre nach der Sechsten Erklärung, wird es zum Abschluss kommen" 2.

Offensichtlich möchte die Regierung nicht, dass es dazu kommt. Wenn die EZLN, ihre autonomen Regierungen, ihre Gemeinden und die entstehende landesweite Bewegung der Anderen Kampagne keine Gefahr darstellen, weshalb will die Regierung sie dann unbedingt verhindern?

Die Einsätze von Militär und Polizei (PGR, PFP, AFI) in Mai und Juni 2008 stellen besorgniserregende Zeichen und Drohungen von Repression, Verhaftungen, Enteignungen, Vertreibungen oder Tod gegen die EZLN, ihre zapatistischen Gemeinden und Mitglieder der Anderen Kampagne dar.

Ein Blick auf die militärischen Interventionen in der Selva Lacandona zeigt eine hohe Verschärfung der Feindseligkeiten und Aktivitäten, nicht nur der Militäreinheiten im Gebiet von La Garrucha, sondern auch der weiter entfernten Einheiten, in Comitán oder Palenque. Die bewaffneten Streitkräfte fangen an, ihre Umklammerung zu schließen.

Die Bundesarmee hält sich bereit, die Zeichen dafür sind eindeutig.

Währenddessen hat CAPISE eine Sonderbrigade zur Beobachtung von Land und Territorium (BEOTT) zum Caracol von La Garrucha geschickt, die sich dort ständig aufhalten soll.

Die Mitglieder von CAPISE sind der Meinung, dass es an der Zeit wäre, eine ausgedehnte Kampagne gegen die Militarisierung im indigenen Gebiet von Chiapas und Mexiko auszuarbeiten.

 Quelle:  
  http://www.capise.org.mx/node/81 
 

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