Plan Puebla Panamá wiederbelebt: Zentralamerika balzt um Investoren

Der Plan Puebla Panamá sollte Mittelamerika für Investoren attraktiver machen. Das Megaprojekt scheiterte am Protest. Jetzt soll der Plan auferstehen.

Macht den Plan Puebla Panamá wieder salonfähig: Präsident Calderon. Bild: reuters

MEXIKO-STADT taz Der Plan Puebla Panamá (PPP) ist wieder da. Über 100 Großprojekte sah das Megaprojekt vor, das Mexikos damaliger Präsident Vicente Fox 2001 präsentierte. Es sollte vom mexikanischen Bundesstaat Puebla bis nach Panama reichen und neue Staudämme und Straßen, Stromleitungen und Häfen beinhalten. Und Gesetzesänderungen. Das Projekt geriet rasch in die Krise: Soziale Bewegungen in den betroffenen Gebieten protestierten gegen den "neoliberalen und neokolonialen Ausverkauf" der Region und starteten die größte grenzübergreifende Mobilisierung, die es in Mittelamerika je gab. Spätestens ab 2004 galt der PPP als tot. Doch mit Präsident Felipe Calderón ist er nun wieder salonfähig geworden. In diesem Monat werden sich Vertreter der beteiligten Länder im südmexikanischen Tuxtla Gutiérrez erneut treffen, um ihn wieder auferstehen zu lassen.

Ganz zum Stillstand gekommen war das Projekt nie, das den armen Süden Mexikos und die sieben Staaten Zentralamerikas "entwickeln" und für Investoren aus dem Ausland herrichten sollte. Bereits begonnene Teile liefen weiter. Allerdings floss kein Geld mehr, und lange wagte es kein Politiker, das Reizwort PPP auszusprechen, wenn er eine Brücke oder Straße eröffnete - bis Calderón im April 2007 bei einem Treffen mit den Staatschefs Zentralamerikas ankündigte, den Plan "neu zu beleben".

"Wir sind in einer Übergangsphase", sagt Juán Bosco Martí, Beauftragter Mexikos für den PPP. Von den ehemals über 100 Projekten sollen zwar nur rund 20 übrig bleiben - die jedoch umfassen 80 Prozent des gesamten Investitionsumfangs. "Wir werden uns in dieser neuen Phase stärker auf die weichen Themen konzentrieren", kündigt Martí an. "Und wir werden sehr viel aktiver über das Projekt informieren, um seine sozialen Aspekte bekannt zu machen." Zur neuen Strategie gehört vermutlich auch ein neuer Name.

Was genau die weichen Faktoren sein könnten, ist allerdings unklar. Denn die Bereiche, die den leicht abgespeckten PPP zum großen Teil ausmachen sollen, sind Infrastruktur und Energie. Schließlich sind die hohen Energiepreise der Grund, warum die Umstände für eine Wiederbelebung des Megaprojektes derzeit sind günstiger denn je.

"Mittelamerika ist reich an Bodenschätzen, an Biodiversität, vor allem aber an Wasser und Energie", sagt Miguel Pickard von der Organisation Ciepac, die die letzten Proteste gegen den PPP mitorganisiert hatte. "Schon während der Energiekrise 2001 hat Kalifornien Strom aus Mexiko gekauft. Energie ist jetzt ein zentrales Thema des PPP."

Das sehen auch die Unternehmen und Banken so: Das spanische Energieunternehmen Endesa, derzeit bereits größter privater Energieversorger in Lateinamerika, ist am Bau einer Strom-Fernleitung beteiligt, die einen gemeinsamen Strommarkt in ganz Mittelamerika schaffen soll - mit der Möglichkeit, Strom aus dem energiereichen Mittelamerika in die USA zu exportieren.

Die interamerikanische Entwicklungsbank (BID) hat in Mexiko 2007 2,5 Milliarden Dollar für Infrastrukturmaßnahmen zur Verfügung gestellt. Nun hat sie zugesagt, die Reaktivierung des PPP mit "Geld, technischer Hilfe und Begleitung" zu unterstützen. Zudem interessant für Investoren ist, dass inzwischen auch das öl- und gasreiche Kolumbien mitmachen will.

Der Widerstand dagegen sei derzeit nicht gut aufgestellt, meint Pickard. "Seit 2003 haben wir zunehmend den Kontakt zu den mittelamerikanischen Organisationen verloren." Diese hätten sich in den letzten Jahren vor allem gegen das Freihandelsabkommen zwischen Zentralamerika und den USA engagiert. Auch Gegengipfel gibt es seit 2005 nicht mehr.

Zugleich hat sich auch die politische Situation in Mexiko seit 2001 verändert . "Die neue Regierung unter Calderón hat gezeigt, dass sie mit harter Hand gegen jede Form der Opposition vorgeht", sagt Pickard. "Und das richtet sich mit Sicherheit auch gegen die Gruppen, die gegen solche Projekte protestieren."

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