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Indigene Völker und der Drogenhandel
Poonal vom 19.10.2010 |
von Gilberto López y Rivas |
(Berlin, 15. Oktober 2010, npl).- Das Territorium, die natürlichen Ressourcen und die physische und kulturelle Integrität der indigenen Völker Lateinamerikas werden systematisch durch die Unternehmen des neoliberalen Kapitalismus belagert - dazu gehört auch der Drogenhandel. Die generelle Arbeitslosigkeit in den ländlichen Gebieten ist ein Debakel, das durch die Freihandelsverträge mitverursacht wurde, welche die USA begünstigen und viele Bauern zu Elend und Auswanderung verdammen. Angesichts dessen werden viele Gemeinden von der organisierten Kriminalität bedrängt, um sie zum Anbau von Schlafmohn oder Marihuana zu zwingen, während indigene Jugendliche für die Kartelle rekrutiert werden.
Parallel dazu wird in ausgedehnten indigenen Gebieten unter dem Vorwand der »Bekämpfung des Drogenhandels« eine Militarisierung durchgesetzt, die alle erdenklichen Missbräuche, Menschenrechtsverletzungen und Verletzungen der indigenen Rechte mit sich bringt. Dazu kommt der Krieg zur Aufstandsbekämpfung, welcher zwei weitere Akteure in die indigenen Regionen bringt: Guerillagruppen und Paramilitärs. Kolumbien ist ein illustratives Beispiel für diese Situation, in der sich die Indigenen zwischen drei Fronten befinden: Militärs, Narcoparamilitärs und Guerilleros. Die Ethnie der Nasa, im Norden des kolumbianischen Departements Cauca, sah sich gezwungen, ihrer nur mit farbenfroh verzierten Stöcken bewaffneten Indigenen Wache anzuordnen, die Drogenhändler aus ihrem Territorium zu vertreiben. Dort sind auch die FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) aktiv, mit denen sie ein Ende der Zwangsrekrutierung junger Indigener verhandelt haben.
In Mexiko agieren Drogenbanden unter anderem in indigenen Zonen der Bundesstaaten Michoacán, Jalisco, Sonora, Guerrero, Durango, Chihuahua, Oaxaca, Chiapas und Veracruz. In den Gefängnissen befinden sich zudem hunderte von indigenen Gefangenen, die der »Delikte gegen die Gesundheit« angeklagt sind. Mit der Kriminalisierung der indigenen Völker begünstigt der »Krieg gegen den Drogenhandel« eine große Bandbreite von Erpressungen und Ungerechtigkeiten, welche zu den Schikanen durch militärische, polizeiliche und juristische Behörden hinzukommen, unter denen die Indigenen bereits leiden müssen.
In Maya-Dörfern im Westen und Osten Guatemalas haben mexikanische Mafias gewaltsam ihre kriminellen Strukturen durchgesetzt, welche den Transport ihrer Ware nach Mexiko und in die USA kontrollieren. In Puerto Lempira, Honduras, bedroht die Narcomafia die Miskito-Indigenen. In Nicaragua sind die Netzwerke des Drogenhandels in die Miskito-Gemeinden der Karibikküste eingedrungen, genau wie in den multiethnischen Städten von Bilwi (Puerto Cabezas) und Bluefields. Vom Grenzgebiet zwischen Panamá und Kolumbien, bekannt als Tapón de Darién, breitet der Drogenhandel ein territoriales und maritimes Netz über Costa Rica, Nicaragua, Honduras und Guatemala aus, bis hin zu den Zielgebieten in Mexiko und den USA.
So wie sich die kapitalistischen Unternehmen im Bereich Holzschlag, Bergbau, Tourismus, etc. der Ressourcen der indigenen Völker bemächtigen wollen, steht im Zentrum des »Problems des Drogenhandels« der Versuch, sie von ihrem Land zu enteignen. Ihr Land ist die materielle Basis ihres Lebens und strategischer Raum ihrer Kämpfe; die Indigenen sollen von ihrem Boden und damit ihrer Ressourcen und ihrer Arbeitskraft beraubt werden. Die Armee ist Komplize dieser Enteignung, indem sie ihre repressiven und aufstandsbekämpfenden Aktionen mit der Unterstützung der paramilitärischen Gruppen durchführt, welche als klandestiner Arm des schmutzigen Krieges agieren.
Die Militarisierung bringt keine Abnahme der Kriminalität mit sich, wie sich in den ausgedehnten Regionen der mexikanischen Republik zeigt, die quasi militärisch besetzt sind. Auf weltweiter Ebene ist Afghanistan ein illustratives Beispiel dafür, dass der Krieg und die neokoloniale Eroberung des Landes durch die US-Armee und ihrer Alliierten die Produktion, Verarbeitung und den Verkauf der Drogen mehr als verdoppelt hat. Deren Gewinne nähren wiederum den Finanzsektor des globalen Kapitalismus. Seit mehreren Jahrzehnten werden die CIA und andere westliche Geheimdienste des Drogenhandels bezichtigt, mit welchem sie die immensen Kosten ihrer verdeckten Operationen finanzieren würden. »Die Geheimdienste, die großen Unternehmen, die Drogenhändler und das organisierte Verbrechen konkurrieren um die strategische Kontrolle der Heroinrouten. Ein großer Teil der millionenschweren Gewinne ist auf westlichen Banken angelegt. Die Mehrheit der großen internationalen Banken und ihrer Filialen in den Steuerparadiesen waschen enorme Summen von Drogendollars.« (Michel Chossudovsky, »Wer profitiert vom afghanischen Drogenhandel?«, La Haine, 5.10.2006). Besonders nützlich ist der sogenannte ’Krieg gegen den Drogenhandel’ zudem für die Pläne der strategischen Kontrolle der USA über Lateinamerika.
Die organisierte Kriminalität ist nichts anderes als das geheime Antlitz des neoliberalen kapitalistischen Systems. Die ihm innewohnende durchgedrehte, psychopatische Gewalt wird durch keine soziale oder politische Vermittlung kontrolliert. Das Geschäft ist wirtschaftlich extrem rentabel; zudem sind die USA der wichtigste Verkäufer von Waffen an die Drogenkartelle. The Independent gab bekannt, dass seit 2004 »der Drogenhandel die drittgrößte Handelssparte zur Beschaffung von Bargeld ist, nach Erdöl und dem Waffenhandel« (29.02.2010).
Die einzige Möglichkeit einer wirksamen Verteidigung gegen dieses Phänomen in der indigenen Welt ist die Stärkung der indigenen Autonomie; dies zeigen die zapatistischen Räte, die Ethnie der Nasa in Kolumbien und die Kommunale Polizei in Guerrero. Mit diesen Autonomiebestrebungen ist es gelungen, allerdings nicht ohne Probleme, die Präsenz der organisierten Kriminalität in den indigenen Territorien zu kontrollieren.
(Übersetzung des Originalartikels aus der mexikanischen Tageszeitung »La Jornada« vom 15.10. mit freundlicher Genehmigung des Autors. Vielen Dank!
Der Autor des Textes Gilberto López y Rivas hält im Oktober mehrere Vorträge in Österreich.
z.B. am 20. Oktober | Salzburg
Quelle: poonal
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