Mexiko-Stadt/Monterrey - Gefesselt, geknebelt, nackt und mit einer Plane bedeckt - so fanden Polizisten die beiden Reporterinnen Ana Maria Yarce Riveros und Rocio Gonzalez Trapaga in einem Park im Südosten von Mexiko-Stadt. Das war am Donnerstag, die Radiosender vermeldeten die Journalistenmorde Nummer sieben und acht in diesem Jahr. Die beiden Mittvierzigerinnen arbeiteten für die für investigativen Journalismus bekannte Zeitschrift Contralinea, die in den vergangenen Jahren zahlreiche Korruptionsfälle aufgedeckt hat.

"Wir sind schockiert und wissen nicht, warum sie sterben mussten" , erklärte Herausgeber Miguel Badillo in einem Kommuniqué. "Die beiden waren befreundet und wollten sich Mittwochabend treffen." Yarce war Mitbegründerin von Contralinea und arbeitete zuletzt in deren PR-Abteilung, Gonzalez war lange für den TV-Sender Televisa tätig und kooperierte mit der Zeitschrift, deren Mitarbeiter schon öfter bedroht wurden. Erst 2010 wurde die Redaktion überfallen, zahlreiche Archive sowie der Laptop des Direktors wurden gestohlen.

Polizeiinformationen zufolge wurden die beiden Journalistinnen in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ermordet, vermutlich handle es sich um einen Raubüberfall. Eine Erklärung, die angesichts des Zustands der Leichen im Gremium sofort Spott und Häme auslöste. Später erklärte der Generalstaatsanwalt der Hauptstadt, Miguel Angel Mancera, die beiden seien auf einer Feier gewesen. Weder gebe es Hinweise auf die Verwendung von Schuss- oder Stichwaffen, noch sei neben den Leichen eine Botschaft gefunden worden. Erste Untersuchungen deuteten darauf hin, dass die beiden stranguliert wurden.

Mexiko ist laut der Uno eines der gefährlichsten Länder für Journalisten, die oft mit ihren Recherchen zwischen die Fronten des Drogenkriegs geraten. Erst vor einer Woche wurde in Sinaloa der Radioreporter Humberto Millan Salazar entführt und durch einen Kopfschuss ermordet. Seit 2000 starben 74 mexikanische Journalisten. Kaum einer der Fälle wurde je aufgeklärt.

Polizist verhaftet

Im Zuge der Ermittlungen über den Überfall auf ein Kasino in der Stadt Monterrey vorige Woche haben die Behörden einen weiteren Verdächtigen - einen Polizisten - festgenommen. Der Beamte sei für die Polizei des Bundesstaats Nuevo Leon tätig, dessen Hauptstadt Monterrey ist, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Auf dem Überwachungsvideo sei zu sehen, wie der Mann in einem an dem Brandanschlag beteiligten grauen Lieferwagen vor dem Kasino anhält. Mithilfe der Aufnahmen wurden auch fünf mutmaßliche Mitglieder des Los- Zetas-Kartells identifiziert und später verhaftet. Die Polizei hatte nach ihrer Festnahme mitgeteilt, nach sieben weiteren Verdächtigen zu suchen. Bei dem Überfall starben 52 Menschen. (wss, AFP/DER STANDARD, Printausgabe, 3.9.2011)