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Ein Fünftel der mexikanischen VW-Arbeiter muss um Job bangen
Poonal vom 08.07.2003 |
Von Gerold Schmidt, Poonal 580 vom 08.07.2003 |
(Mexiko-Stadt, 6. Juli 2003, npl).- Für die Arbeiter des mexikanischen Volkswagenwerkes in Puebla beginnt heute (7. 7.) eine entscheidende Woche. Ihre Gewerkschaftsvertreter treffen sich zu einem ersten Verhandlungsgespräch mit der Leitung von VW-Puebla, um zu verhindern, dass es zu angedrohten Massenentlassungen kommt.
Vor genau einer Woche hatte Unternehmenssprecher Thomas Karig erklärt, vor allem aufgrund eines Absatzeinbruches der Marken Jetta und New Beetle in den USA müsste in den kommenden Wochen 1800 bis 2000 Arbeitern gekündigt werden. Das entspricht einem knappen Fünftel der Belegschaft von Puebla. Der Stellenabbau der vergangenen Jahre würde damit drastisch fortgesetzt. Allerdings ließ die Unternehmensleitung durchblicken, als Alternative sei sie zu Diskussionen über eine verkürzte Arbeitszeit bei entsprechendem Lohnverzicht bereit. Konkret heißt das Vier-Tage-Woche und 20 Prozent Lohneinbuße.
Die Betriebsgewerkschaft mit ihrem Generalsekretär José Luis Rodríguez befindet sich in keiner beneidenswerten Lage. Einerseits hat sie die nackten Zahlen gegen sich. Statt der bereits vor Monaten von ursprünglich 345 000 auf 310 000 Einheiten gesenkten Produktionsprognose geht zumindest die Werksleitung von nur noch 285 000 in Puebla produzierten Volkswagen-Autos in diesem Jahr aus. Zur geringeren Nachfrage gesellt sich der endgültige Abschied vom VW-Käfer, der seit 1996 weltweit nur noch in Puebla vom Band lief.
Andererseits musste sich die VW-Gewerkschaft, eine der stärksten Mitgliedsorganisationen im wenige Jahre alten regierungsunabhängigen Dachverband UNT, jüngst in einer vergleichbaren Situation unsolidarisches Verhalten von anderen Gewerkschaften vorwerfen lassen. Im März 2003 stimmte eine Mehrheit der organisierten Beschäftigten im Werk Puebla gegen die Empfehlung ihrer Führung. Sie sprachen sich für die Entlassung von etwa 500 Kollegen mit überwiegend ungesicherten Arbeitsverträgen aus anstatt Zugeständnisse beim Lohn zu machen. Das kam mit Blick auf das vergleichsweise hohe Lohnniveau bei VW und in der Autoindustrie allgemein bei vielen nicht gut an.
Jetzt stehen zu allem Überfluss auch Verhandlungen über den neuen Tarifvertrag an, der alte läuft Mitte August aus. Die Gewerkschaft hatte kurz vor Eintreffen der Kündigungsnachricht entschieden, mit einer Forderung von 13,6 Prozent in die betriebliche Lohnrunde zu gehen. Die Chancen, am Ende in die Nähe dieser Forderung zu kommen, sind nicht gut.
Die Gewerkschaftsstrategie für das heutige Treffen besteht in einem dritten Vorschlag. Mit so genannten technischen Arbeitsniederlegungen von einer Gesamtdauer bis zu fünf Wochen sollen sowohl Entlassungen wie auch generelle Lohnkürzungen verhindert werden. Rodríguez und seine Kollegen glauben zudem, eine Produktion von 310.000 Autos könne noch erreicht werden. Es wird nicht damit gerechnet, dass die Unternehmensleitung auf diese Kalkulation eingehen wird. Die Gewerkschafter selbst haben auf Versammlungen der verschiedenen Produktionsbereiche ihre Vertreter ermächtigt, auch das Modell mit Vier-Tage-Woche und Lohnverzicht zu verhandeln. Dieses könnte schon ab dem 1. August in Kraft treten.
In diesem Fall bliebe der Gewerkschaftsführung allerdings wenig mehr übrig, als um Details zu feilschen. So möchten die VW-Manager die Kürzungen für 18 Monate festschreiben. Danach geht mit dem Jetta A5 ein neues Modell in Puebla in Serie und die Produktion wird voraussichtlich wieder ansteigen. Die Gewerkschaft dagegen kann sich das Lohnzugeständnis nur bis zu einer Überprüfung am Jahresende vorstellen und will es auf die Führungskräfte des Unternehmens ausdehnen.
Mit dem Gouverneur des Bundesstaates Puebla sowie Bundesarbeitsminister Carlos Abascal wird in dieser Woche parallel über staatliche Kompensationszahlungen im Rahmen von Regierungsprogrammen verhandelt. Es könnte vom Erfolg dieser Parallelgespräche abhängen, ob ein Verhandlungsergebnis von Gewerkschafts- und Unternehmensführung letztlich in den Betriebsversammlungen mehrheitsfähig sein wird.
Quelle: poonal
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