Studierende verletzt und getötet

Karte von Mexiko

Karte von Mexiko

Am 26. September wurden Studierende im mexikanischen Bundesstaat Guerrero von Polizeikräften unter Beschuss genommen. Später wurden sie von unbekannten bewaffneten Männern angegriffen. Mindestens sechs Personen kamen bei den Zwischenfällen ums Leben. Weitere 20 Personen wurden verletzt, und der Verbleib von 38 Studierenden ist unklar.

Appell an

INNENMINISTER
Miguel Ángel Osorio Chong
Secretario de Gobernacion
Bucareli 99, col. Juárez, C.P. 6600
México, Distrito Federal
MEXIKO
(Anrede: Sr. Ministro / Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (00 52) 55 5093 3414
E-Mail: secretario@segob.gob.mx

GOUVERNEUR DES BUNDESSTAATES GUERRERO
Lic. Ángel Heladio Aguirre Rivero
Palacio de Gobierno
Edificio Centro 2do Piso, Col. Ciudad de los Servicios
C.P. 39074 Chilpancingo
Guerrero
MEXIKO
(Anrede: Sr. Gobernador / Dear Governor / Sehr geehrter Herr Gouverneur)
Fax: (00 52) 74 7471 9956 oder (00 52) 74 7471 0908
E-Mail: secretariaparticulargb@guerrero.gob.mx

Sende eine Kopie an

MENSCHENRECHTSORGANISATION
Centro de Derechos Humanos de la Montaña "Tlachinollan"
E-Mail: tlachi.internacional@gmail.com

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN MEXIKANISCHEN STAATEN
I. E. Patricia Espinosa Cantellano
Klingelhöferstraße 3
10785 Berlin
Fax: 030-26 93 23 700
E-Mail: mail@mexale.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 12. November 2014 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

FAXE, E-MAILS UND LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte ergreifen Sie unverzüglich alle notwendigen Maßnahmen, um den Verbleib der vermissten Studierenden festzustellen und den Schutz ihrer körperlichen und geistigen Gesundheit zu gewährleisten.

  • Leiten Sie bitte umgehend eine umfassende und unparteiische Untersuchung der Angriffe und mutmaßlichen willkürlichen Festnahmen vom 26. September ein. Veröffentlichen Sie die Ergebnisse und stellen Sie alle Verantwortlichen vor Gericht, auch diejenigen, die für den Polizeieinsatz verantwortlich zeichnen und solche, die Verbindungen zu den unbekannten bewaffneten Männern haben.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Urging the federal and state authorities to take all necessary measures to promptly establish the whereabouts of all the missing students and ensure their physical and mental safety.

  • Urging them to ensure the results of a full, prompt and impartial investigation into the shootings and reported arbitrary arrests of 26 September are made public and all those responsible are brought to justice, including those responsible for the police operation and with links to unidentified gunmen.

Sachlage

Am 26. September um etwa 21.00 Uhr befanden sich 80 Studierende in drei Bussen auf dem Weg von Iguala nach Chilpancingo, der Hauptstadt des mexikanischen Bundesstaats Guerrero. Die Studierenden besuchen das Ausbildungszentrum für Lehrer_innen Escuela Normal Rural Raúl Isidro Burgos in Ayotzinapa.

Berichten zufolge wurden die drei Busse beim Verlassen von Iguala von lokalen Polizeikräften abgepasst und ohne Vorwarnung beschossen. Die Busse hielten an und die Studierenden versuchten, auszusteigen und sich in Sicherheit zu bringen. Sie wurden jedoch weiterhin beschossen, wobei mindestens ein Student schwer verletzt wurde. Über 20 Personen wurden daraufhin festgenommen, ihr Verbleib ist unbekannt. Drei Stunden später sprachen die Studierenden gerade mit Journalist_innen über den Vorfall, als sich plötzlich ein Zivilfahrzeug näherte, aus dem Männer in Zivilkleidung erneut das Feuer eröffneten. Mindestens zwei Studierende wurden hierbei getötet und zahlreiche weitere verletzt. An diesem Abend und in der Nacht ereigneten sich insgesamt vier gewaltsame Zwischenfälle unter Beteiligung der Polizei und unbekannten bewaffneten Männern, in deren Folge insgesamt mindestens drei Studierende, ein Busfahrer, ein Mitglied eines lokalen Fußballvereins und eine Zivilperson erschossen wurden.

Am 27. September um 7.00 Uhr suchten einige Studierende das Lokalbüro der Generalstaatsanwaltschaft des Bundesstaates (Procuraduría General de Justicia del Estado – PGJE) auf, um Anzeige zu erstatten und Informationen über ihre vermissten Kommiliton_innen einzuholen. Die Behörden bestritten jedoch, etwas über die Vorfälle bzw. den Verbleib der Studierenden zu wissen. Später am selben Tag erfuhren die Studierenden, dass man die Leiche eines Studenten gefunden habe und diese offenbar Folterspuren aufwies. In der Zwischenzeit konnte der Aufenthaltsort einiger vermisster Studierender herausgefunden werden, 38 gelten jedoch weiterhin als vermisst. 22 Polizist_innen sind im Zuge der gewaltsamen Zwischenfälle festgenommen worden. Allerdings ist weiter unklar, weshalb die Polizist_innen das Feuer eröffneten, ob der Befehl von höherer Stelle kam und um wen es sich bei den unbekannten bewaffneten Männern handelte.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Amnesty International erhält regelmäßig Berichte über willkürliche Festnahmen und Inhaftierungen sowie Fälle von Folter und Verschwindenlassen in Mexiko. Die mexikanische Regierung hält offiziell 22.000 Personen für vermisst oder "verschwunden". Es ist nicht bekannt, in wie vielen Fällen staatliche Bedienstete etwas mit dem Verschwindenlassen zu tun haben.

Im Dezember 2011 wurden Studierende aus Ayotzinapa in der Nähe von Chilpancingo, der Hauptstadt des Bundesstaates Guerrero, von nationalen Polizeikräften angegriffen. Drei Personen wurden dabei getötet und mindestens 24 Studierende gefoltert oder anderweitig misshandelt. Die Polizist_innen und Vorgesetzten, die für die Tötungen und Misshandlungen verantwortlich sind, wurden nie zur Rechenschaft gezogen. So entstand ein Klima der Straffreiheit. Weitere Informationen finden Sie in den englischsprachigen Beiträgen Mexico urged to investigate student deaths in clash with police (http://www.amnesty.org/en/news/mexico-urged-investigate-student-deaths-clash-police-2011-12-13) und Known abusers, but victims ignored: Torture and ill-treatment in Mexico (http://www.amnesty.org/en/library/info/AMR41/063/2012/en).