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Nach dem Massaker. »Das Leben in Guerrero ist nicht mehr dasselbe«: CCTI
medico internat. (CH) vom 11.11.2014 |
11.11.2014. Das »Kollektiv gegen Folter und Straflosigkeit« mit Sitz in Acapulco, Guerrero, ist seit der Nacht der Ereignisse in Iguala mit dem Fall beschäftigt und begleitet Überlebende und Angehörige der Verschwundenen. Das CCTI arbeitet seit mehreren Jahren mit den Studenten von Ayotzinapa zusammen, da sie in ihnen eine Risikogruppe sieht, die Folter und Repression erleiden. Aktuell ist das CCTI auch Ko-Petitionär der Sicherheitsmassnahmen, welche die interamerikanische Menschenrechtskommission für die Überlebenden und Angehörigen an die mexikanische Zentralregierung stellte. Die Projekt-KoordinatorInnen von medico international schweiz stehen in intensivem Austausch mit dieser Partnerorganisation. »Nach dem Massaker in Iguala ist das Leben in Guerrero ist nicht mehr dasselbe«, meint Raymundo Díaz, Arzt und Koordinator des CCTI Guerrero. Wir haben Raymundo (im Bild vor dem Altar der Toten in Ayotzinapa) zur Arbeit des CCTI in Ayotzinapa interviewt:
mis: Wie muss man sich die aktuelle Situation in Ayotzinapa vorstellen?
Die überlebenden Schüler und die Familienangehörigen der Verschwunden und Ermordeten stehen seit sieben Wochen unter einer immensen Anspannung. Nach der Präsentation der Bundesstaatsanwaltschaft von letzter Woche ist die Trauer gross, aber auch die Wut. Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise für die These der mexikanischen Untersuchungsbehörden, dass die 43 Verschwundenen verbrannt wurden. Einige Familienmitglieder reisten auf die besagte Müllhalde und fanden keine Spuren eines Feuers solchen Ausmasses. Wie auch immer, die pädagogische Hochschule »Raúl Isidro Burgos« in Ayotzinapa wurde in diesen Wochen auch zum Ort der kollektiven Verarbeitung, oder zumindest hilft dieses Zusammensein, da alle dieselbe Tragödie erleben. In der Schule treffen täglich viele Delegationen aus ganz Mexiko ein, die sich solidarisch erklären. Allein am vergangenen Wochenende waren beispielsweise 200 Studierende von zwei Universitäten und eine 80-köpfige Delegation der Lehrergewerkschaft aus Mexiko Stadt hier. Diese Besuche sind alles andere als einfach, oft haben wir erlebt, dass die Besucher von den Erzählungen der Überlebenden richtiggehend geschockt sind.
mis: Was konntet ihr als CCTI vor Ort tun?
Wir haben seit dem Tag nach den Ereignissen in Iguala die Betroffenen begleitet, nicht ununterbrochen, aber wir waren jede Woche mehrere Tage vor Ort. Dabei ist anzumerken, dass es keinen Raum gibt für eine klassische therapeutische Betreuung. Die Leute sind rund um die Uhr damit beschäftigt, eigene Suchaktionen zu starten, die nächsten Schritte in den Verhandlungen mit den Behörden kollektiv abzustimmen oder Mobliisierungen zu koordinieren. Es gab ein paar Einzelgespräche mit Angehörigen von Ermordeten und überlebenden Studenten. Dabei unterstützten wir die Betroffenen psychologisch und juristisch. Ansonsten sind wir in erster Linie einfach anwesend und begleiten die Familien und die Kommillitonen der Verschwundenen in ihren Aktivitäten. Seid kurzem koordinieren wir uns mit einer weiteren Psychologin aus der Hauptstadt und schaffen es so, rund um die Uhr eine solidarische Präsenz in der Schule zu leisten.
mis: Wo steht die soziale Bewegung in Guerrero heute?
Das Wichtiste ist und bleibt die Suche nach den Verschwundenen. Alles andere rückt in den Hintergrund. Die Aktionen der Angehörigen und der überlebenden Studenten werden zunehmend radikaler, verzweifelter. Gestern wurde der wichtige Flughafen von Acapulco blockiert, erstmals seid seiner Einweihung vor 50 Jahren. Die Blockade war friedlich, symbolisch, den Fluggästen wurde nicht der Weg versperrt. Aber auf dem Hinweg zum Flughafen kam es zu einer kurzen Auseinandersetzung mit der Polizei, die die Demonstranten vergeblich aufzuhalten versuchte. In solchen Fällen leisten wir auch erste Hilfe. Allerdings droht mit jedem weiteren Tag ohne Lösung des Konflikts eine weitere Verschärfung und damit auch eine massive Repression gegen StudentInnen und LehrerInnen in Guerrero.
Raymundo, herzlichen Dank für das Gespräch.
Spanischer Artikel der CCTI-Mitarbeiter Raymundo Díaz Taboada y Olivia Cortez Corona:
En Guerrero, »la vida ya no es la mismaā€¯
Video:
Unterstützt die Arbeit des CCTI. Spendenstichwort: Mexiko
Quelle: | |||
http://www.medicointernational.ch | |||
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