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Alltag im Widerstand -

Ein Bericht über Menschenrechtsbeobachtung in Chiapas/ Mexiko

News vom 23.12.2003
Sven und Jonas, ai Jena

  Mit der Präsenz internationaler Beobachter wollen die beiden mexikanischen Menschenrechtszentren FRAYBAR und Enlace Civil ihren Beitrag zum Schutz der indigenen Bevölkerung leisten. Freiwillige wie wir leben für mindestens 2 Wochen in einer Gemeinde (auf deren Wunsch) um durch die bloße Anwesenheit Übergriffe der Paramilitärs zu verhindern und militärische Bewegungen zu dokumentieren. Dies gab uns die Möglichkeit, das Leben der Indigenas in den autonomen Gemeinden kennen zu lernen und unseren Beitrag zur internationalen Solidarität zu leisten.

Campesinos chiapanecos

Auf dem Weg in die Gemeinden, d.h. auf einem Pick-up mehrer Stunden bei diversen Pannen, fiel uns als Erstes die hohe Militärpräsenz auf. Insgesamt sind allein in Chiapas 60.000 Soldaten, d.h. 1/3 der gesamten Mexikanischen Armee stationiert.
Je nach Größe und Lage der Gemeinde ist auch die Infrastruktur sehr unterschiedlich: nur in den Dörfern direkt an der "Hauptstraße", wo dreimal täglich Pick-ups fahren, gibt es Strom.
Um die meisten der Dörfer zu erreichen, muss man jedoch einen mehrstündigen Fußmarsch durch den Urwald auf sich nehmen.
Der Alltag ist durch die harte Arbeit der Subsistenzwirtschaft geprägt. Die Männer gehen gegen 5 Uhr auf das Feld, zuvor wurden von den Frauen schon Kaffee und Tortillas (Maisfladen) zubereitet. Gegen 14 Uhr wird die Arbeit auf dem Feld beendet, am Fluss gebadet, Siesta mit Kaffee und Radio in der Hängematte gehalten und später Arbeiten am Haus o.ä. verrichtet. Die Frauen erledigen sämtliche Hausarbeiten: Wäsche waschen, Essen zubereiten, u.s.w.
Die meisten Dörfer haben autonome Schulen gegründet, so dass die Kinder in ihrer indigenen Sprachen sowie Spanisch für ca. 5 Jahre unterrichtet werden. Der Lehrer erhält kein Gehalt, sondern wird von der Dorfgemeinschaft unterstützt. In der Haupterntezeit kommt es jedoch oft vor, dass er selbst mit auf dem Feld arbeiten muss, so dass keine Schule stattfindet. Die Kinder arbeiten ebenfalls mit auf dem Feld oder im Haushalt (z.B. Holz holen, Tortillas machen, ...). Die meisten Frauen und Männer heiraten mit ca. 17 Jahren, bekommen dann ein Stück Ackerland von der Gemeinde zugewiesen und ihnen wird beim Hausbau geholfen, so dass sie eine eigene Familie gründen können. Die meisten Frauen gebären mehr als 5 Kinder, wobei die Kindersterblichkeit im Vergleich zu anderen Teilen Mexikos doppelt so hoch ist. Generell ist die gesundheitliche Versorgung, vor allem aufgrund mangelnder Hygiene und der ständigen Arbeit am offenen Feuer, sehr schlecht. Das autonome Gesundheitssystem bildet zwar auch oft naturheilkundliche, "Gesundheitsbeauftragte" aus, jedoch fehlt es an Medikamenten und Kliniken für z.B. Operationen. Doch sind es eher allgemeine Mangelerscheinungen, wie z.B. das oft fehlende Kanalisationssystem, schlechte Wasserleitungen, einseitige Ernährung, d.h. armutsbedingte Faktoren, die gesundheitliche Probleme verursachen — Gründe für eine durchschnittliche Lebenserwartung von 44 Jahren (Mexiko Ø 70 Jahre).

Die Arbeit als Menschenrechtsbeobachter: Präsenz — Beobachtung — Dokumentation

Mit der Sonne aufstehen, Feuermachen, Wasser holen, Essen zubereiten, an der Straße sitzen und Militärkonvois zählen, mit den Kindern malen oder im Fluss baden — unser Alltag für mind. zwei Wochen in einer zapatistischen Gemeinde.
Unsere Aufgabe war es, das passierende Militär zu beobachten und ihre Anzahl bzw. Ausrüstung zu dokumentieren. Dieser Bericht wird dann nach Rückkehr einer den Organisationen übergeben, welche mit den Informationen die aktuelle Lage analysieren und ggf. die nationale bzw. internationale Zivilgesellschaft aufklären.
Zwar waren während unserer Zeit als Beobachter keine (para-)militärischen Übergriffe zu berichten, doch ist die staatsrepressiv bedingte Armut augenscheinlich.

Sven und Jonas

Links:
www.ezln.org
www.gruppe-basta.de
www.chiapas.ch
www.epo.de/carea

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