Nach einer Welle der Gewalt gegen Migranten in Mexiko hat die Menschenrechtsorganisation Amnesty International die Behörden zu einem besseren Schutz der Flüchtlinge aufgerufen. "Mexiko ist zu einer Todesfalle für Migranten geworden mit brutalen Gangs, die nur darauf warten, sie für ein paar Dollar anzugreifen", sagte die Regionalchefin von Amnesty, Erika Guevara-Rosas.

Mutmaßliche Bandenmitglieder hatten in den vergangenen zwei Wochen in Mexiko über 200 Einwanderer aus Mittelamerika angegriffen. Mehrere Menschen wurden bei den Überfällen getötet, etwa 130 weitere werden noch immer vermisst.

Im Bundesstaat Veracruz im Osten des Landes attackierten mit Pistolen, abgesägten Schrotflinten und Macheten bewaffnete Männer rund 100 Migranten, die als blinde Passagiere auf einem Güterzug Richtung USA unterwegs waren und forderten Geld von ihnen.

Im nördlichen Bundesstaat Sonora eröffneten Männer in Militäruniformen das Feuer auf eine Gruppe von etwa 120 Einwanderern aus Mittelamerika. Mindestens 13 von ihnen konnten entkommen und brachten sich nach einem beschwerlichen Weg durch die Wüste in Sicherheit.

Zwar seien einige Leichen gefunden worden, aber die mexikanischen Behörden hätten die Vorfälle nicht gründlich genug untersucht, kritisierte Amnesty International. "Angesichts Dutzender Männer, Frauen und Kinder, die sich möglicherweise ohne Essen und Trinken in der Wüste verlaufen haben, oder von kriminellen Banden festgehalten werden, gilt es, keine Zeit zu verlieren", sagte Amerika-Direktorin Guevara-Rosas.

Zehntausende Mittelamerikaner durchqueren Mexiko jedes Jahr auf ihrem Weg in die USA. Viele fahren als blinde Passagiere auf Güterzügen von Süden nach Norden. Überfälle, Entführungen, Vergewaltigungen und Morde dort sind an der Tagesordnung. Erst Anfang der Woche hatte Amnesty International weltweit von der "schlimmsten Flüchtlingskrise seit dem zweiten Weltkrieg" gesprochen und der internationalen Gemeinschaft schwere Versäumnisse bei der humanitären Hilfe vorgeworfen.