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Chiapas, Mexiko, die Welt.

Chiapas, Mexiko, die Welt. (Fragment des Textes »Ein Weltkrieg« (Mai-Juni 2015), des SupGaleano, in »Unser Blick auf die Hydra«, Teil II des Bandes I des Buches »Kritisches Denken angesichts der kapitalistischen Hydra«)

Kommunique vom 14.07.2015
übersetzt von RedmycZ, Christine

  Anfangs wurden wir durch den Krawall der Proteste und der Ablehnung in den Social Media darauf aufmerksam. Dann durch dem, was sich in die Seiten der bezahlten unabhänigen Presse einschleichen konnte. Daher wurde ein Team der Tercios Compas hingeschickt, um die Daten zu bestätigen oder zu verwerfen.

Wenn Sie mit Ihrer Kamera einige Aufnahmen »in situ« von einer der wichtigsten Städte des südöstlichen mexikanischen Bundeslandes von Chipas machen, dann werden Sie bemerken, was da für ein Unordnung herrscht, hier regieren Verwahrlosung und Chaos.

Aber wenn Sie, in der Zeit, auf »zoom out« ihres Fernglases drücken, dann werden Sie eine gewisse Logik, eine bestimmte Ordnung in diesem Chaos entdecken.

Wenn Sie jedoch eine Panoramaaufnahme von Zeit und Raum verbinden, dann werden Sie ein Bild erhalten, welches der Relität ziemlich nahe kommt. Nicht der, die dargestellt wird, sondern der, die sich auf die Genealogie dieses Bildes bezieht. Das heisst, Sie werden sehen, dass das Bild das Vorher, Während und Nachher einschliesst.

Nehmen wir zum Beispiel die Hauptstadt von Chiapas, die Stadt Tuxtla Gutierrez. Sie wurde ursprünglich von Zoques gegründet, dann von den Mexicas erobert, von diesen erhielt sie den Namen »Tochtlán«, »Ort oder Haus der Kaninchen« oder »wo es viele Kaninchen gibt«. Daraus wurde dann »Tuchtlán«. Die spanische Eroberung verspanisierte das Wort und machte daraus »Tuxtla«. Dann kam noch der Familienname des General Joaquín Miguel Gutiérrez Canales hinzu. Eine Zeit lang stritt sie sich mit San Cristóbal de Las Casas um den zweifelhaften Titel der Landeshauptstadt.

Auf dem Bild, das Sie erfassen, finden sie alles, nur keine Koheränz: sogenannte städtebauliche Massnahmen, auf die Schnelle ausgeführt, ohne Beschilderung, ohne alternative Routen, Strassen, die nur dem Namen nach eine solche sind, grosse Outdoor-Plakate, wo der »Blonde mit Klasse«, Manuel Velasco Coello, oder einer seiner Komplizen versichern, dass sie das Versprochene einlösen, während die Hauptstrassen zerstört waren oder sind.

Wenn Sie sich die Zeit nehmen um die Strassen der Stadt zu durchlaufen, werden Sie diese Vernunftwidrigkeit bemerken und Sie werden zu dem Schluss kommen, dass man wirklich ein Trottel sein muss, um diese Arbeiten so auszuführen. Sie könnten sogar zu der Überzeugung gelangen, dass die, die in Chiapas regieren nichts anderes sind als ein Haufen von unreifen Halbwüchsigen und Schwachköpfen, die in den Städten Tuxtla, San Cristobal und Comitán Simcity spielen, aber sehr schlecht. Und es fehlten Ihnen weder Gründe noch Argumente für eine solche Annahme.

Die »städtebaulichen Massnahmen« haben Hunderte von kleinen und mittleren Betrieben in den Konkurs getrieben, haben Tausende Menschen aus Chiapas Arbeitslosigkeit beschert, haben tödliche Unfälle verursacht und sie sind die Ursache von mehr als einem Unheil in den Haushalten in Chiapas wegen der Verspätung eines Rettungsautos durch den Verkehr. Die »nicht messbaren« Schäden an Fahrzeugen und an der Zeit sind sehr gross.

Mehr noch, die einzigen Kleinunternehmer, die in diesem urbanen Krieg widerstehen konnten sind die auf Reifen spezialisierten Werkstätten, die Händler für Reifen und Stossdämpfer und die Mechanikerwerkstätten. Die Strassenbauarbeiten, die bereits abgeschlossen sind, sind flankiert mit Schildern auf denen steht »zu verkaufen«, »zu vermieten«, und von verlassenen Gebäuden und funkelnden Neubauten.

Es wäre zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre.

Wenn Sie mit einem kleinen oder mittleren Ex-Unternehmer sprechen und der erzählt Ihnen, wie sie sich, angespornt von der städtischen Regierung und der des Bundeslandes, den Mobilisierungen der demokratischen Lehrerschaft entgegensetzten, so sagt er heute:

»Wir haben uns lächerlich gemacht. Wir protestierten, weil die Demonstrationen und Blockaden der Lehrer unsere Verkäufe verringerten und dann stellt sich heraus, dass die Regierung uns mit ihren Bauarbeiten in den Ruin trieb. Sehen Sie hier, diese ganze Strasse hier, sie war voll mit kleinen und mittleren Läden und alle sind sie in Konkurs gegangen. Jetzt gibt es ausländische Firmen und eine Vielzahl von Franchise-Unternehmen. Die Stadt wurde wortwörtlich geschlossen, so als ob sie belagert wäre, aber weder die Lehrer noch die Zapatisten waren es, die Regierung war es. Ja, die Lehrer haben Blockaden gemacht, einige Stunden, einen Tag, eine Woche. Die Regierung hat den Verkehr in der Stadt fast ein Jahr lang gesperrt und in einigen Stadtteilen ist der Verkehr noch immer lahm gelegt. Sagen Sie mir, welcher Laden oder Unternehmen kann so lange durchhalten? Die Antwort lautet, nur die grossen, die, die das Kapital haben, um den Rückgang des Verkaufes zu überstehen. Oder jene, die sich so verschuldeten, dass sie jetzt arbeiten müssen, um der Bank das Darlehen zu zahlen, welches sie ihnen gaben, um zu arbeiten. Ja, verrückt. Jetzt wird gearbeitet um der Bank zu zahlen, die uns leiht um zu arbeiten, um ihr zu zahlen. Wir mussten zusperren, entlassen, verkaufen. Sehen Sie, dort, wo jetzt ein Franchising steht, das gehörte Jahrzehnte meiner Familie. Und sie sagten uns immer, dass wir vor den Aufrührerischen Angst haben sollen, dann vor den Lehrern, dann vor den Zapatisten, dann wieder vor den Lehrern, immer die Lehrer. Denn sie wollen uns unser Eigentum rauben, zerstören, plündern, ruinieren. So haben sie es uns gesagt. Und wer uns schlussendlich beraubte, zerstörte (er zeigt auf die aufgerissene Strasse, schlimmer als ein unbefestigter Feldweg), ausplünderte und ruinierte, das waren die Regierungen. Ganz egal welcher Partei. Hier sagten sie, dass sie von der PRI, der PAN, der PRD, der Grünen Ecologista, seien, so wie es ihnen einfällt. Aber es sind immer die gleichen: die Sabines, die Velasco, die Albores, die Orantes. Heute haben sie diese Farbe, morgen eine andere. Und wir, wie Vollidioten stellten wir unsere kleinen Poster auf mit »Wir verlangen den Vollzug der Rechtsstaatlichkeit« damit die Regierung unterdrücken kann, unter Angabe, dass wir es ja so forderten. Und wer uns den tödlichen Schlag versetzt hat, war die verdammte »Rechtsstaatlichkeit«. Anzeigen? Wo? Wenn die lokalen Medien gut gekauft sind und hm, auch die nationalen haben ihren Teil abbekommen. Ja, es gibt das eine oder andere lokale, welches es wagt, etwas zu veröffentlichen, aber sie können nicht an, oder nur sehr wenig, gegen die grossen Medien, die nicht einmal so gross sind, und die sind wie der Wortführer der jeweiligen, sich an der Macht befindenden Regierung: früher waren sie Alboristas, dann Mendeguchiistas, dann Sabinistas, und heute sind sie Velasquistas, und morgen sind sie was auch immer, aber immer sind sie und werden sie Lumpen sein. Nein, kein Problem, ist mir völlig egal, wenn Sie schreiben, dass ich der lokalen CANACO angehöre, wenn mein grosses Problem die Sorge darum ist, wie ich die Schulden auf der Bank bezahlen werde. Ich habe bereits alles verkauft und es reicht nicht und es gibt nichts mehr, woher nehmen. So viel Angst hatten wir vor den Armen und es waren andere, Reichere und die Regierung, die uns kaputt machten.

Gehen Sie, spazieren Sie, wohin Sie wollen. Sie werden sehen, dass ich nicht lüge. Es gibt Schilder die mitteilen, dass die Regierung diese oder jene Strasse pflasterte, aber nicht mal Bauschutt haben sie in die Schlaglöcher geschmissen. Ein Betrug, ein totaler Betrug. Wir mit unserer Angst vor denen von unten und sie kamen um uns zu erobern, die von oben, von woanders. Beschäftigung bei den neuen Unternehmen? Lüge. Diese Firmen kommen schon mit ihren Managern, Geschäftsführern, Buchhaltern, Abteilungsleitern. Vielleicht stellen sie einen Parkwächter an. Nicht einmal eine lokale Reinigung wird angestellt. Auch die Sicherheitsunternehmen und Reinigungsfirmen kommen von wo anders. Diese Stadt ist nicht mehr, was sie einmal war, sie wird es nie mehr sein. Sie ist schlimmer. Immer weniger chiapanekisch«

Es stimmt, die Hauptstadt hat ihr Antlitz verändert: anstatt der ursprünglichen Betriebe, schiessen überall Franchising-Namen und grosse Geschäfte aus dem Boden. In den grossen Einkaufszentern müssen die Kleinunternehmer, die ein winziges Lokal haben, fast unmittelbar nach der Eröffnung wieder schliessen und werden von anderen ersetzt. An den Kreuzungen drängen sich ein Heer von Windschutzscheibenwäschern und Strassenverkäufern um die Autos, sie bieten alles nur Erdenkliche an und bitten um etwas, auch wenn es nur eine kleine Münze ist. Das Bild wiederholt sich in den anderen Städten von Chiapas....und im Rest des urbanen Antlitzes des Landes.

Sind die, die hier regieren ungeschickt und schwachsinnig und daher dieses Chaos?

Ja, das sind sie.

Aber die Unordnung in den Städten und Ansiedlungen sind nicht Ergebnis dieser allgemeinen Blödheit, auch wenn sich Innitialen und Farben verändern.

Was hier geschah und weiterhin geschieht, das ist eine absichtliche Zerstörung. Der Plan kommt nicht vom sehr begrenzten intellektuellen Koeffizienten jener die sagen, dass sie regieren (oder darauf aus sind, das zu tun), von ihrem unbegrenzten Streben nach Raub, von ihrer angestammten Korruption. Er kommt von weiter oben. Die, die regieren sind nur Verwalter, die bei der Zerstörung eine Scheibe abbekommen und eine andere Scheibe beim Wiederaufbau. Die grossen Immobilienunternehmen und die Wucherer, bei denen auch die Namen der lokalen Politikerklasse aufscheinen, warten, dass die Stadtbauprojekte, absichtlich langsam und ohne jegliche rationelle Logik, die zerbrechliche lokale Wirtschaft zerstören und die lokalen ¨besseren Leute¨ zum Verkauf zwingen. Dann warten sie, dass die Arbeiten nach ihrem Geschmack zum Abschluss kommen. Und zas: was sie um zehn kauften, ist jetzt tausend wert. Eh klar, etwas muss man der Autorität geben, die den Posten bekleidet und der, die einen Posten sucht. Woher sollen sie sonst das Geld für die Werbung und den Stimmenkauf nehmen?

Es hat eine echte Eroberung stattgefunden und die sich daraus ergebende Verarmung betrifft nicht mehr nur die Indigenen, Arbeiter und Siedler. Jetzt muss eine abgespeckte Mittelklasse wählen und zwar zwischen der Bürokratie der Regierung oder der Parteien, der schlechtbezahlten Anstellung oder dem Exil.

Aber nicht nur in Chiapas.

Die mexikanischen Analytiker von oben schaukeln ihre gepflegte Haarpracht, weil sie sehen, dass die Reformen, die von ihnen so viel Beifall erheischten, bisher nur erreichten, die bereits chaotische nationale Wirtschaft noch mehr zu zerrütten.

Zum Beispiel klagen sie darüber, dass die Energiereform nicht wie versprochen, den sofortigen Fluss von Milch und Honig auslöste. Aber die Reformen hatten genau diesen Zweck: zerrütten und zerstören.

So ist zum Beispiel die Energiereform nichts anderes als die Fanfare zum Anpfiff des verrückten Wettlaufes um die Enteignung. Und wir sprechen nicht nur von den Territorien unter Obhut der Originalvölker. Wir beziehen uns auch auf die Pensionsfonds, das heisst, die Pensionen der Arbeiterklasse.

Kurzum, es sieht so aus,als ob es da oben noch welche gäbe, die glauben, dass die Reformen die Rettung für Mexiko sind. Oder dass es nur der Verkauf des Volksvermögens ist.

Aber unten muss klar sein, dass das Ziel der Reformen die endgültige Zerstörung des Wenigen noch Verbleibenden ist....um dann wiederaufgebaut und wiederbevölkert zu werden.

Der urbane Krieg, der das »Antlitz« der Städte veränderte, hat nicht nur die Terrains und Bauwerke im Visier. Die Dienstleistungen sind das Hauptgericht. Die Trinkwasserversorgung wird mit berechnender Perversität gehandhabt: der Mangel fördert das Entstehen von Wassertank-Firmen, die die traditionellen vertreiben und langsam ein Marktmonopol erzielen. So wie mit dem Wasser ist es mit dem Transport, den Kommunikationen, der Sicherheit bis hin zur Müllabfuhr.

Und hier eine Randbemerkung: das falsche Argument, welches normalerweise die Notwendigkeit der Privatisierung der Dienstleistungen »stützt«, lautet, dass so das Service besser würde, alles würde billiger werden und eine bessere Qualität haben.

Es gibt nicht einen einzigen Fall, der diese Behauptung bestätigt. Alle privatisierten Dienstleistungen sind teurer, haben eine schlechtere Qualität und einen ganz schlechten Kundendienst.

Gewohnt daran, dass Armut und Elend immer anderen Geographien und anderen Kalendern angehören, beginnt die sogenannte Mittelklasse zu bemerken, dass sie immer mehr ihren Platz bei den Opfern hat und nicht bei den Zuschauern (niemals in der Rolle des Henkers, obwohl sie darum lechzt).

Der Prozess der Urbanisierung, der langsam geschehen müsste, wenn er vernünftig vor sich gehen sollte, ist jetzt ein totaler Wahnsinn. So als ob ein Krieg wüten würde und an Stelle der Panzer paradoxerweise die Baumaschinen zerstören würden. Wenn das logische Vorgehen wäre: zuerst schaffe die öffentliche Infrastruktur, dann die Urbanisationen; geschieht in der Realität das Gegenteil: urbanisiere und dann schau auf das von wegen Infrastruktur.

Sie können auswählen, ob Sie dieses Chaos der Unfähigkeit und Korruption und Unbeholfenheit der Regierenden zuschreiben oder ob es sich um ein gewolltes Chaos handelt um im nachhinein neu zu ordnen.

Die erste Option würde die Mehrheit der Bevölkerung veranlassen, die Farbe zu wechseln in der Hoffnung, dass jemand an die Macht gelänge der nicht so blöd ist, kein so grosser Dieb und nicht so unbeholfen und dass dann die Städte ihr idyllisches Bild der Vergangenheit wiedergewinnen. Dieses Gestern, wo die Probleme draussen blieben und das Heim noch keine Fortsetzung des Albtraumes war.

In diesem Falle würden dieselben Familiennamen der Politikerklasse aufscheinen, Erfahrung und Reife vorgeben, aber jetzt mit anderen Initialen. Und nachdem die Entscheidungen über Farben und Versprechen getroffen werden, also, wenn die Roten enttäuscht haben, gehen wir zu den Blauen, den Grünen, den Braunen, den Orangen, wer immer mit dem Altbekannten daher kommt, nur in einem neuen Gewand..

Da handelt es sich um ein Verwaltungsproblem. In diesem Fall sind die sozialen Probleme nicht Produkt eines Systems sondern der schlechten Verwaltung, oder der korrupten, oder der ungeschickten, oder, wie in Mexiko, alle drei Eigenschaften zusammen.

Für diese Wette des Überlebens gibt es Kalender. In jeder Periode können Sie den Versuch machen, eine andere Farbe zu wählen um zu sehen, dass es jetzt endlich klappt. Aber das Leben geht weiter und die Grundbedürfnisse halten sich nicht an Wahlkalender. Daher wenden Sie sich an den, der Ihnen eine Sofortlösung anbietet, auch wenn das die Zerstörung Ihrer Zukunft nach sich zieht.

Dann werden Sie verstehen, dass die Mehrheit der Menschen so reagiert. Entweder verstehen Sie sie nicht und Sie halten sie für dumm, ohne Würde, ohne Gewissen, ohne Schande.

So entscheiden Sie, ob Sie mitmachen oder nicht. Mit glühender Leidenschaft machen Sie die Farbe zu der Ihren, so als ob es sich um eine Sportmannschaft handeln würde. Sie gehen zum Spiel, brüllen und werden heiser. Dann ist das Spiel aus, egal wer gewinnt, egal wer verliert, das Leben geht weiter. Und so bis zum nächsten Spiel.

Es handelt sich nicht darum zu richten, sondern zu verstehen. Und da gibt es ein Problem, welches das kritische Denken erfordert, obwohl es nicht nur darum geht, eine wissenschaftliche Erkenntnis zu erlangen sondern darum, eine Strategie des Widerstandes, des Überlebens, des Lebens zu entwickeln.

Sind die sozialen Probleme auf Grund fehlender administrativer Fähigkeiten entstanden, mangelhafter Politikergeschicklichkeit, wegen mangelnder Rechtschaffenheit, weil eine Staatsvision fehlt? Oder sind sie die unausweichliche Folge eines Gesellschaftsystems?

Das heisst, werden die grundsätzlichen Entscheidungen, die die Richtung einer Gesellschaft - lasst sie uns eine nationale nennen — vorgeben in der Sphäre des Staates, der Regierung der öffentlichen Verwaltung getroffen?

Einschliesslich die Linderungsmittel, die ´kurzfristigen´ Tröstungen, sind sie möglich?

An vielen Orten der Welt wurde das Problem in der öffentlichen Verwaltung geortet. Und es herrscht fast die einhellige Meinung, dass es sich um einen Fall von Korruption in den staatlichen Apparaten handelt.

Aber hier ist es so, dass es beim Streit um die Korruptionsbekämpfung keine vordefinierte politische Fahne gibt. Gegen die administrative Korruption sind die Rechten, die Linken und die politisch ´Unabhängigen´. Alle mühen sich ab, um mit Redlichkeit und Ehrlichkeit aufzuwarten .....und alle werden von irgendeinem Skandal eingeholt.

Und hier taucht eine Grundsatzfrage auf, wir Zapatistinnen und Zapatisten meinen: besteht der Nationalstaat, das heisst, der Staat, so wie wir ihn kennen unberührt weiter in diesem Krieg des Systems?

Oder befinden wir uns vor einem Hologramm, einem Bild, wie es einmal war, einer Figur aus Gipskartonplatten, wo unterschiedliche Personen den Kopf hineinstecken für das Foto der Jahreszeit?

Oder weder das Eine noch das Andere: der Nationalstaat ist nicht mehr das, was es einmal war, aber er erhält noch einen gewissen Widerstand aufrecht gegenüber den übernationalen Mächten?

Wenn die Vertreter irgendeines europäischen Staates, sagen wir mal Griechenland, sich niedersetzen um mit der Frau Angela Merkle zu sprechen, sprechen Sie dann mit dem Bundestag oder mit dem FMI... oder mit der BCE... oder mit der europäischen Kommission... oder mit allen 4... oder mit niemand von all denen?

Und um die Antwort zu erhalten, so glauben wir, müssen wir die Genealogie des Nationalstaates rekonstruieren und das Ergebnis mit der aktuellen Realität vergleichen. Und dann Fragen stellen:

Was waren seine Grundlagen, welche bestehen weiterhin, welche sind verschwunden und welche haben sich verändert?

Was waren seine Aufgaben, sein Ort, sein Einflussbereich, sein Interessensbereich? Denn auf den ersten Blick erscheint es klar, als ob einige seiner Haupteigenschaften bereits als Opfer des im Moment stattfindenden Krieges darniederlägen. Es wird immer schwieriger, über Souveränität, Territorium, Autorität, Gewaltmonopol, Rechtsherrschaft und Unabhängigkeit zu sprechen.

Natürlich, wir müssen mit den Augenscheinlichkeiten vorsichtig umgehen, aber die Abklärung dessen, was der Staat ist, ist notwendig und dringend.

Oh ja, tut mir leid, aber das vom »Der Staat« ist viel komplizierter als die verschlungenen Wege des Game of the Thrones.

-*-

(...)

(Prequels und Sequels im Band Eins von »Das kritische Denken angesichts der kapitalistischen Hydra«)

 Quelle:  
  http://enlacezapatista.ezln.org.mx/2015/07/14/chiapas-mexico-el-mundo-fragmento-del-texto-una-guerra-mundial-mayo-junio-2015-del-supgaleano-en-nuestra-mirada-a-la-hidra-parte-ii-del-volumen-i-de-el-pensamiento-critico-frente-a/ 
 

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