Mexiko:43 verschwundene Studenten in Mexiko: Zweifel an der Müllkippen-Theorie

  • Eineinhalb Jahre nach dem Verschwinden von 43 mexikanischen Studenten gibt es neuen Widerspruch an der offiziellen Version der Behörden.
  • Die Regierung geht davon aus, dass die Leichen der Studenten auf einer Müllhalde verbrannt worden sind.

Zweifel an der Müllkippen-Theorie

Argentinische Forensikexperten haben die Theorie der mexikanischen Regierung zurückgewiesen, dass 43 vermisste Studenten ermordet und auf einer Müllkippe verbrannt worden seien. "Die Bewertung der biologischen und nicht-biologischen Spuren auf der Müllkippe von Cocula und die zusätzlichen Informationen stützen diese Hypothese nicht", sagte die Anthropologin Mercedes Doretti.

Wie die BBC berichtet, sei das Forscherteam zwar zu dem Ergebnis gekommen, dass es in den vergangenen Jahren mehrere Feuer auf der Müllkippe gegeben habe. Keiner dieser Brände sei jedoch groß genug gewesen, um 43 Leichen zu verbrennen. Auch die menschlichen Knochen, die man auf dem Gelände gefunden haben, stammten garantiert nicht von einem der Vermisssten.

Die Forensiker waren von Angehörigen der Studenten beauftragt worden. Eine Gruppe von Experten der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte war im September 2015 zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen.

Der Fall schockiert bis heute ganz Mexiko. Am 26. September 2014 hatten Polizisten in der Stadt Iguala eine Gruppe von Studenten attackiert. Die Studenten eines als politisch links geltenden Lehrerseminars hatten Busse gekapert und wollten zu einer politischen Kundgebung in die Hauptstadt fahren.

Enge Verbindungen zwischen Politikern, Polizisten und kriminellen Banden

Bei der Attacke starben sechs Menschen, 43 Studenten verschwanden. Die Polizei soll sie der kriminellen Organisation Guerreros Unidos übergeben haben. Mehrere Bandenmitglieder räumten ein, die jungen Leute getötet und ihre Leichen angezündet zu haben.

Der Fall rückte die engen Verbindungen zwischen Politikern, Polizisten und kriminellen Banden in den internationalen Fokus. Guerrero gilt als wichtige Transitroute im Drogenhandel, zahlreiche rivalisierende Kartelle streiten dort um die Vorherrschaft.

Eine wahrscheinliche Version der Tat, die öffentlich diskutiert wird: Der Bürgermeister von Iguala soll zusammen mit seiner Frau das Verbrechen angeordnet haben. Beide sind in Haft. Auch zahlreiche örtliche Polizisten sind festgenommen worden. Vor einem Jahr hatte die Staatsanwaltschaft die vermissten Studenten offiziell für tot erklärt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: