Zum Inhalt springen

Bericht von Menschenrechtlern US-Grenzwächter sollen systematisch Hilfen für Flüchtlinge zerstören

Mitarbeiter des US-Grenzschutzes zerstören in der Wüste von Arizona offenbar regelmäßig Proviant und andere Hilfsleistungen für Menschen, die aus Mexiko fliehen. Einem Bericht zufolge nehmen sie den Tod der Flüchtlinge in Kauf.
Sonora-Wüste an der Grenze zwischen den USA und Mexiko

Sonora-Wüste an der Grenze zwischen den USA und Mexiko

Foto: JOHN MOORE/ AFP

Zwei Menschenrechtsgruppen haben am Mittwoch einen Bericht zur Situation an der Grenze zwischen den USA und Mexiko vorgestellt. Darin werfen sie amerikanischen Grenzschützern vor, regelmäßig Hilfslieferungen wie Wasserkanister und Decken zu zerstören, die dort von Organisationen und anderen Helfern für Flüchtlinge deponiert wurden. Damit würden die Mitarbeiter der United States Border Patrol mutwillig den Tod der Menschen in Kauf nehmen.

Der 23-Seiten-Bericht trägt den Titel "Eingriffe in die humanitäre Hilfe"  und ist Teil zwei eines längeren Projektes über das "Sterben und Verschwinden an der amerikanisch-mexikanischen Grenze". Dahinter stehen die Organisationen "No More Deaths"  ("Keine weiteren Todesfälle") und "La Coalición de Derechos Humanos"  ("Koalition der Menschenrechte"), die beide in der Stadt Tucson im US-Bundesstaat Arizona ansässig sind.

Videoreportage: Die "Obamas" von der Grenze

SPIEGEL ONLINE

Ihren Untersuchungen zufolge  wurden von März 2012 bis Dezember 2015 in der Sonora-Wüste im Grenzgebiet südwestlich von Tucson 415-mal zerstörte Wasserkanister gefunden, das mache im Durchschnitt rund zwei Mal pro Woche. Insgesamt seien 3586 Kanister gefunden worden, die von Menschen zerstört wurden. Die Organisationen veröffentlichten dazu Videomaterial , das Grenzschützer bei den Taten zeigen soll.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von X.com, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Es handle sich um "eine verstörende Realität", heißt es im Bericht: "In der Mehrzahl der Fälle sind Mitarbeiter des US-Grenzschutzes in großem Stil für die Eingriffe in grundlegende humanitäre Bemühungen verantwortlich." Auch Tiere, Jäger oder Wanderer würden die Hilfslieferungen für Flüchtlinge beschädigen. Der Großteil der Schäden gehe aber auf die Mitarbeiter des Grenzschutzes zurück. Die US Border Patrol gehört zum Ministerium für Innere Sicherheit.

"Bei dem Zerstören der Hilfsleistungen handelt es sich nicht um das abseitige Verhalten von ein paar Grenzschützern", heißt es in dem Bericht. Es handle sich vielmehr um ein systematisches Vorgehen im Grenzgebiet.

Die Behörde für Grenzschutz hat sich gegenüber "The Intercept"  zu den Vorwürfen geäußert. Man sei verpflichtet, Gesetze zum Grenzschutz umzusetzen und dabei die Sicherheit aller Menschen zu gewährleisten. "Weder dulden noch unterstützen wir die Zerstörung oder Manipulation von Hilfsproviant."

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von X.com, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Wie der "Guardian"  berichtet, sollten Menschen, die in dem Gebiet die Grenze überqueren wollen, zwischen fünf und zwölf Litern Wasser pro Tag trinken. Aber nur die wenigsten würden mehr als sieben Liter mit sich tragen - auf einer Reise, die mehrere Tage oder gar Wochen dauern könnte.

Die Flaschen und Kanister würden zerstört, "damit man sie nicht wieder auffüllen kann", wird in dem Bericht der 37-jährige Mexikaner Miguel zitiert, der die Grenze zu den USA überquert hat. "Ich brauchte Wasser, auch andere in der Gruppe brauchten Wasser, aber wir haben nur zerstörte Flaschen gefunden." Er habe sich hilflos gefühlt, sei wütend gewesen. Über die Grenzschützer sagte er demnach: "Sie müssen uns hassen."

Der Zeitraum, für den die Organisationen ihre Daten erhoben haben, fällt in die Amtszeit von US-Präsident Barack Obama. Sein Nachfolger Donald Trump hat eine deutliche Verschärfung der Grenzpolitik angekündigt, um Migranten von den USA fernzuhalten. Zu einem seiner wichtigsten Anliegen hat er den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko erklärt. Erste Prototypen gibt es bereits. Gestritten wird noch um die Finanzierung des Projekts: Trump hat mehrfach betont, Mexiko werde für die Kosten aufkommen. Die Regierung in dem Land lehnt das entschieden ab.

SPIEGEL TV Magazin über private Grenzmiliz

SPIEGEL TV
aar
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.