Heikes Rundbrief aus Chiapas

News vom 01.11.2004

 

Liebe Freundinnen, Freunde, Verwandte,

Es sind nun meine letzten Tage in Chiapas vor meiner Deutschland und Europareise.

Eines der grössten Themen, sowohl in den Nachrichten, als auch in den Köpfen, Herzen und Gesprächen mit den Menschen hier sind die Wahlen in USA. Bush hat gewonnen und das heisst mehr Krieg. Direkt betroffen Irak. Aber auch hier werden sich Situationen verhärten. Präsidenten von Brasilien, Venezuela oder Uruguay haben weniger Möglichkeiten die Situation in ihren Ländern zu verändern, selbst wenn sie es ehrlich wollen. Cuba ist von Invasion bedroht. Mexico, Hinterhof der USA, Chiapas, auf der Suche Alternativen aufzubaun auch ohne die Macht zu ergreifen... Das werden Bush und seine Leute nicht zulassen wollen.

Trotzdem der Wiederstand geht weiter und der Aufbau nach Alternativen. Chiapas ist wie eine grosse Schule. Eine Schule wo es keine Lehrer gibt, sondern wir lernen alle voneinander. Eine Schule ohne Abgangszeugnis und grosse Diplome. Eine Schule wo das lernen nie aufhört, wir lernen die Welt zu veränden ohne die Macht zu ergreifen. Wir lernen Wege zu bereiten indem wir sie gehen. Wege ohne Ende und wir gehen sie gemeinsam mit Menschen vieler Kulturen und wir geben uns gegenseitig Mut und Kraft weiterzugehen.

Die autonomen Projekte der Zapatisten und anderer Gruppen sind natürlich nicht einfach zu gehn. Die Internationale Wirtschaftspolitik macht es denen, die unsere Nahrung anbauen und mit Mutter Natur leben, unmöglich von ihrer Arbeit zu leben. Ja einer der grössten Wiedersprüche unserer Welt, nicht nur in Chiapas. Und wenn der Bauer am hungern ist, dann verlässt er sein Land und sucht den Weg in die Städte oder über die Grenzen in andere Länder. In Mexico werden ihm von den Regierungen noch kleine finanzielle Angebote gemacht, damit er in seiner Armut überlebt (nicht etwa herausfindet). Damit wird dann oft der Wiederstand gebrochen mit welchem autonome Projekte aufgebaut werden, wirkliche Alternativen gesucht werden. Dies wird von Weltbanken unterstützt und erhöht den Schuldenkreislauf des Landes.

Im Urwald, in Montes Azules wird den indigenen Gemeinden, ob Zapatisten oder auch anderen gleichzeitig die Räumung angedroht. Das ganze mit dem Argument des Naturschutzes. Ein Argument was wir in Frage stellen. Es wurden schon Gemeinden umgesiedelt. Das Dorf Santa Marta wurde in einem anderen Urwald aufgebaut, Wälder abgeholzt um die Gemeinde San Francisco aus Montes Azules herauszuholen. Santa Magdalena wurde auf einem Stück Land aufgebaut, auf welches andere Bauern Anspruch erheben und damit zukünftige Landkonflikte vorprogrammiert.

Kürzlich beschweren sich sogar die Lakandones, eine regierungstreue Indianergruppe, das die Regierung mit Abwasserleitungen Flüsse in Montes Azules verschmutzt. Zapatistische Gemeinden haben Montes Azules verlassen bevor sie von der Regierung umgesiedelt werden, oder haben sich dichter zusammengeschlossen um sich zu verteidigen. Die Europäische Gemeinschaft beteiligt sich an einem Entwicklungsprojekt mit der Regierung von Chiapas mit einem finanziellen Aufwand von über 30 millionen euros. Nicht in Montes Azules, aber rundherum im Urwald. Was soll damit für wen entwickelt werden? Die Bauern, die ich fragte, sagten aus Erfahrung, das Geld, oder die vorgesehene Ausbildung wird wieder nur einigen Führern und Funktionären zu Gute kommen. Na ja vielleicht bekommen sie ja doch etwas ab davon, soviel das sie aufhören eigene Modelle wie die zapatistische Autonomie zu unterstützen. Ein Regierungsfunktionär erklährt mir, wie sehr dieses Projekt mit den Gemeinden abgestimmt wird, bewusst deren Entscheidungen respektiert und es soll helfen Armut zu bekämpfen. Bewusst ist es nicht in sondern ausserhalb von Montes Azules angesiedelt. Es soll Nachhaltigkeit fördern. Nachhaltigkeit für wen, für welches Sistem?
 

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