EZLN siedelt weitere Gemeinde um

La Jornada vom 22.01.2005
Hermann Bellinghausen
übersetzt von: Johannes

 

Sie ziehen nicht aus Furcht vor der Regierung um, sondern, um besser zu leben" erklärt die JBG
Ohne Hubschrauber und Reden verlassen Zapatistas aus Primero de Enero die Montes Azules.
San Isidro vollendete seine Umsiedlung im autonomen Landkreis San Pedro de Michoacán

La Realidad, Chiapas Die Junta der Guten Regierung (JBG) Zur Hoffnung gab bekannt, dass heute die Umsiedlung der Familien beginnt, welche die winzige Gemeinde Primero de Enero bilden und bis jetzt in den Montes Azules ansässig waren. "Die Compañeros wechseln nicht ihren Ort aus Furcht vor der Regierung, sondern weil sie so in besseren Lebensumständen leben können, und um zu zeigen, dass uns Zapatisten der Schutz der Selva und die Verteidigung der natürlichen Ressourcen wichtig ist‰. Einer der vier Mitglieder der JBG, von denen die La Jornada empfangen wurde, erklärte: Die Regierung ist es, die die Montes Azules ausbeuten will, oder erlauben, dass dies die großen Konzerne machen. Wir, die Indígenas, sind es nicht, die diesen Ressourcen schaden‰. Er informierte auch, dass die Ttotzil-Gemeinde San Isidro ihre Umsiedlung in ihr neues Dorf in den Bergen des autonomen Landkreises San Pedro de Michoacán beendet habe. "Die Leute haben bereits ihre Häuschen errichten und bauen sie weiter aus. Sie sähen bereits auf ihren ersten Feldern. Aber es fehlt immer noch einiges, dass sie gut leben können‰. San Isidro was die erste Gemeinde, die Hilfe der Zivilgemeinschaft erhielt, um sich Wellblech, Baumaterialien und Lebensmittel zu beschaffen. Nun entsprechend, Primero de Enero, dessen Familien diese Woche ihr Notdürftigstes nach Nueva Argentina transportierten; und von da nach La Democracia (oder Nueva Democracia), gegenüber Amatitlán, an den Ufern des Flusses Lacantún. Genau der Ort, wo die Regierung eine monumentale Brücke über den Fluss baut, zur Verbindung der Strasse entlang der Grenze mit den Montes Azules. Zapatistas und die Brücke gingen gestern in gegenüberliegende Richtungen.

Primero de Enero behält sich die Selva. "Um umziehen zu können, mussten die Compañeros ihre Produkte zum allerniedrigsten Preis verkaufen, wie sie konnten. Und wo sie jetzt hingegangen sind, fangen sie sofort mit der Vorbereitung des Bodens und der ertsen Aussaaz an. Die Familien besitzen weder Produkte noch Lebensmittel. Deswegen ist es wichtig, dass die Zivilgesellschaft weiterhin kollaboriert, um die Compañeros aus den Montes Azules zu unterstützen‰. Die JBG erklärt: "Auch wollen wie darüber informieren, dass wir dank der Zuwendungen, die eingegangen sind, Materialien und Hilfeleistungen für San Isidro und Primero de Enero zur Verfügung hatten, aber immer noch sind sie hilfsbedürftig, und uns fehlen andere Gemeinden, wie Santa Cruz, 8 de Octubre und Agua Dulce‰. Bis Amatitlán kamen gestern El Chómpiras, El secuestrado histórico und El catalán, drei Fahrzeuge der JBG, um die Familien von Primero de Enero zu bringen und sie auf ihrem neuen Boden abzusetzen: In der Ebene des Oberen Jataté, nicht weit von San Quintín, eine Zone die zum rebellischen Landkreis gehört, in denen andere autonome Gemeinden existieren, gegründet auf zurückgewonnenem Land nach 1994.


Vorbemerkung des Übersetzers
Für diesen Artikel brauchte ich zwei Tage um zu verstehen, dass der Ort, an dem diejenigen aus Primero de Enero sich niedergelassen haben, nicht Agua Amarilla (gelbes Wasser) heißt, wie es mir beim Hören erschienen war. Es war schon sonderbar, weil das Wasser hier blau ist oder grün, oder braun in der Regenzeit, aber nicht gelb. In Wirklichkeit sagten alle Agua Mariya, weil die Tojolabales zu Maria Mariya sagen. So befindet sich das neue Dorf in Agua María, vor Boquerón. Die JBG gab bekannt, dass andere rebellische Gemeinden im Biosphärenreservat Montes Azules sich zusammenschließen werden, ohne die Montes Azules zu verlassen. »In diesen Tagen werden die Compañeros aus Doce de Diciembre mit der Gemeinde Nuevo Limar zusammenschließen«


Ein langer und gewundener Weg

Ohne Hubschrauber, Scheinwerfer, Reden, Geschenke. Ohne ein Fest- Bankett oder einen Freieintritt in die Ruinen von Bonampak. Im Widerstand, verließ ein anderes zapatistischen Dorf diesen Donnerst ag die Montes Azules, um sich neu in der Selva anzusiedeln. Kurz vor Mitternacht kommen im Caracol «Mutter der Caracoles des Meeres unserer Träume‰ ungefähr 36 Personen, eine heterogene Gruppe Indígenas, die sechs Jahre lang an dem Ort lebten, den sie gerade verlassen haben. Ein zweifacher Widerstand: Einer, weil sie Zapatisten sind, der andere, weil sie unter Drohungen mit Räumungen und vielleicht mit Inhaftierung lebten.Der Weg war lang. Sie verließen im Morgengrauen den Ort, wo ihr Dorf war. Sie wanderten sechs Stunden auf schlammigen Wegen nach Nueva Argentina, wo sie eine Delegation des Landkreises Libertad de los Pueblos Mayas antraf, um ihnen zu helfen, nach La Democracia zu gelangen, in zwei weiteren Stunden. Die Fahrzeuge der JBG warteten seit sechs Uhr in der Frühe auf der anderen Seite des Flusses, in Amatitlán. Die umziehenden Familien kamen am Nachmittag an, und obwohl die Fracht fast bereit war, gab es noch Sachen zu richten und fest zu zurren, um sie mit den Booten, die nicht besetzt waren, über den Fluss Lacantún zu bringen. Erst die Bündel, und schließlich die Personen.

«Der Weg war ein Leiden...‰ sagt einer der Männer der Gruppe. «Aber nun können wie die Nacht über ausruhen. Ich schlafe gleich ein‰. Die kleineren Kinder schlafen schon. Ein Baby wird gestillt, ein anderes weint. Frauen und Mädchen in Tüchern, ihr Gesicht mit Erde bedeckt und ihre Augen rot, lassen sich nach mehr als fünf Stunden Reise auf der Ladefläche von El secuestrado histórico und El catalán nieder und lächeln darüber, sich auf eine Bank setzen zu können, ohne irgendetwas tragen zu müssen, außer den Babys. Eine der Familie, mit der traditionellen Chamula-Tracht bekleidet, legt sich eng an eng zum Schlafen nieder. Diesen Freitagmorgen setzen sie ihre Reise nach Agua Mariya in den gleichen Fahrzeugen fort. In der Nacht waren sie physisch und emotional erschöpft, aber auf eine Weise auch zufrieden. Gesternmittag, als sie wieder in der Laune für Witze waren, sagte n sie: «Für uns kamen keine Hubschrauber‰, und sie lachen. Auch wenn sie noch nicht am Bestimmungsort angekommen sind, sagen sie: «Das haben wir ohne Hubschrauber geschafft‰, und lächeln.

 

Quelle: https://www.jornada.com.mx/


 

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