Menschenrechte unter Einfluss des Coronavirus in Mexiko, Stand 30.04.2020

Mexiko-Koordination vom 30.04.2020

 

Inhalt


01. Auswirkungen von Covid-19 auf die Menschenrechte
02. Schutz von Migrant*innen
03. Maßnahmen in Gefängnissen
04. Frauen
05. Übergriffe und Diskriminerung
06. CNDH
07. Klagen vor Menschenrechtsinstitutionen
08. Räumliche Isolierung/ Einschränkung der Mobilität
09. Verschwindenlassen
10. Journalismus
11. Kriminalität


1. Auswirkungen von Covid-19 auf die Menschenrechte



»Si el país falla ante Covid-19 y la economía, la violencia se multiplicará: Causa en Común« (23.04. El Universal)
https://www.eluniversal.com.mx/nacion/politica/si-el-pais-falla-ante-covid-19-y-la-economia-la-violencia-se-multiplicara-causa-en
—Vorsitzende von »Causa en Común« bittet, dass Megaprojekte wie »Dos Bocas« und »Tren Maya« in die Zukunft verlegt werden.
—Statt diesen Megaprojekten sollten Krankenhäuser und Arbeitssektor etc. mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden.
—Wenn hinsichtlich der Coronakrise und innerhalb des Wirtschaftssektors nicht effizient gehandelt wird, wird Gewalt in Mexiko zunehmen.

»Medidas de prevención deben espetar la dignidad humana: Derechos humanos« (28.04. Milenio)
https://www.milenio.com/politica/medidas-prevencion-respetar-dignidad-humana-derechos-humanos

— Procuraduría de los Derechos Humanos del Estado de Guanajuato (PDHEG) äußert, dass strengere Sanktionen, wie Haftstrafen und Geldbußen bei Verstoß gegen Präventionsmaßnahmen wegen Corona nach Achtung der Menschenwürde ausgerichtet werden müssen.

»Coahuila: Derechos Humanos y Covid 19« (27.04. Milenio)
https://www.milenio.com/opinion/luis-garcia-abusaid/panoptico/coahuila-derechos-humanos-y-covid-19
— »Academia Interamericana de Derechos Humanos« startete mit der Arbeit hinsichtlich des Themas, wie in Zeiten der Pandemie Menschenrechte gewahrt werden können → Recht auf Gesundheit, Nicht-Diskriminierung von medizinischem Personal, Schutz von Opfern, Arbeitsrechte, »Unterricht auf Distanz« etc.


2. Schutz von Migrant*innen



»Segob reporta 16 casos de migrantes con Covid-19 en Tamaulipas« (28.04. El Universal)
https://www.eluniversal.com.mx/nacion/politica/segob-16-casos-de-migrantes-con-covid-19-en-tamulipas
— Migrationsbewegung hat im März im Vergleich zum vergangenen Jahr um 67% abgenommen.
—16 Migrant*innen in einer Herberge in Nuevo Laredo, Tamaulipas wurden positiv auf Corona getestet.
—INM hat Freilassung von 3.653 Personen aus Migrationszentren angeordnet, 106 verbleiben festgehalten.

»Cierran temporalmente estación migratoria Tenosique tras muerte de migrante« (26.04. El Universal)
https://www.eluniversal.com.mx/nacion/cierran-temporalmente-estacion-migratoria-tenosique-tras-muerte-de-migrante
— Das Migrationszentrum in Tenosique wurde geschlossen, nachdem dort Ende April ein Migrant aus Guatemala zu Tode kam → dies war die Reaktion auf die von der CNDH angeordneten Schutzmaßnahmen nach dem Aufstand in jenem Zentrum.
— INM hat 3.653 Migrant*innen freigelassen und nach Guatemala, Honduras, El Salvador deportiert, um die Ausbreitung des Coronavirus zu vermeiden.
— Lediglich 106 Personen befänden sich noch in Migrationszentren.
— Vulnerable Gruppen werden beim Rücktransport in ihr Herkunftsland bevorzugt.
— Freiwilliges Verbleiben in Migrationszentren ist möglich.

»Amnistía Internacional pide a López-Gatell hacer un exhorto para liberar migrantes« (23.04. proceso)
https://www.proceso.com.mx/627071/amnistia-internacional-lopez-gatell-migrantes
— Amnesty International fordert von López-Gatell die Anweisung zu geben in Migrationszentren festgehaltene Migrant*innen frei zu lassen
— Die von der CNDH auferlegten und erfüllten Schutzmaßnahmen seien nicht ausreichend, um die Gesundheit der Personen in Migrationszentren zu garantieren.

»Amnistía Internacional envía carta a López-Gatell; pide liberar a migrantes ante Covid-19« (23.04. El Universal)
https://www.eluniversal.com.mx/nacion/coronavirus-envia-ai-carta-lopez-gattel-pide-liberar-migrantes
— AI fordert López Gatell in einem Schreiben auf anzuordnen, dass Migrant*innen aus den Migrationszentren freigelassen werden.


3. Maßnahmen in Gefängnissen



»Hay 27 casos de coronavirus en cárceles del país: CNDH« (28.04. El Universal)
https://www.eluniversal.com.mx/nacion/sociedad/cndh-hay-27-casos-de-coronavirus-en-carceles-del-pais
— CNDH informiert, dass es 27 positiv getestete Coronafälle in mexikanischen Gefängnissen gibt.
— 23 weitere Verdachtsfälle
— Defizite bei der Gesundheitsversorgung in Gefängnissen wird angeprangert.


4. Frauen



»Reportan 18% más violencia contra ellas en cuarentena« (26.04. El Universal)
https://www.eluniversal.com.mx/nacion/reportan-18-mas-violencia-contra-ellas-en-cuarentena
— März ist der Monat mit den meisten Notrufen von Frauen, nachdem sie Opfer von Übergriffen unterschiedlicher Art wurden.
— Februar: 94.518 Anrufe → März: 115.614 → Anstieg um 18%
— Notrufe: 64.858 wegen häuslicher Gewalt; 26.171 wegen Gewalt gegen Frauen; 22.628 wegen Übergriffen innerhalb einer Beziehung; 17.000 wegen Belästigung, auch sexueller Art; 545 wegen sexuellem Missbrauch; 395 wegen Vergewaltigung

»Colectivos rechazan rebajar feminicidio a problema »de índole familiar« (20.04. proceso)
https://www.proceso.com.mx/626615/colectivos-rechazan-rebajar-feminicidio-a-problema-de-indole-familiar
— Feministische Organisationen lehnen Modifizierungsvorschlag zur legislativen Abstufung des Femizids auf ein Problem »familiären Charakters« ab.
— Der Vorschlag wurde am 15.04 von Gerardo Laveaga Rendón (INACIPE) vorgebracht.
— Bereits Anfang dieses Jahres versuchte Alejandro Gertz Manero den Femizid als eigenständigen Strafbestand abzuschaffen und stattdessen als straferschwerender Umstand bei Tötungsdelikten einzuführen.


5. Übergriffe und Diskriminerung



»Discriminatorio imponer horarios en autoservicios a grupos vulnerables: Conapred« (29.04. La Jornada)
https://www.jornada.com.mx/ultimas/sociedad/2020/04/29/preocupa-a-cndh-impacto-de-medidas-contra-covid-19-en-menores-de-edad-2140.html
— Die ältere mexikanische Bevölkerung, schwangere Frauen oder Personen mit Handicap und deren Begleitung wird zum Teil der Zugang zu Supermärkten zum Teil eingeschränkt, konkrete Zeitfenster für ihren Einkauf werden festgelegt.
— »Conapred« (Consejo Nacional para Prevenir la Discriminación) warnt, dass die Einrichtung solcher Zeitfenster diskriminierend ist.

»Registran 47 agresiones contra personal médico por Covid-19« (28.04. El Universal)
https://www.eluniversal.com.mx/nacion/politica/registran-47-agresiones-contra-personal-medico-por-covid-19
— Medizinisches Personal wird Opfer von Übergriffen, in 70% der Fälle sind es Frauen.

»Derechos humanos para trabajadores de la salud« (21.04. Milenio)
https://www.milenio.com/opinion/leonor-gomez-barreiro/si-contamos/derechos-humanos-para-trabajadores-de-la-salud
— Medizinisches Personal wird in Zeiten von Corona zu Opfer von Diskriminierung und Übergriffen.
— Gesundheitspersonal ist grundlegend zur Sicherung des Rechts auf Gesundheit der Allgemeinheit, werden aber zugleich in ihren eigenen Rechten verletzt.


6. CNDH



»Preocupa a CNDG impacto de medidas contra Covid-19 en menores de edad« (29.04. La Jornada)
https://www.jornada.com.mx/ultimas/sociedad/2020/04/29/preocupa-a-cndh-impacto-de-medidas-contra-covid-19-en-menores-de-edad-2140.html
— CNDH drückt Sorge aus, wie die Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung der Pandemie das physische und emotionale Wohlergehen Minderjähriger beeinflussen könnte.
— Rechte der Minderjährigen sollen gewahrt werden, wie beispielsweise Bildung.

»CNDH pide medidas de protección para personas con discapacidad ante covid-19« (24.04. Milenio)
https://www.milenio.com/politica/coronavirus-cndh-pide-gobierno-proteger-personas-discapacida
— Menschenrechte der Bevölkerung mit Handicap sollen besonders geschützt werden.
— Informationen zu Covid-19 müssen Menschen mit Seh-/ Höreinschränkungen etc. dementsprechend zur Verfügung gestellt werden.

»CNDH donará 100 mdp para atender emergencia sanitaria por covid-19« (23.04. proceso)
https://www.proceso.com.mx/627164/cndh-donara-100-mdp-para-atender-emergencia-sanitaria-por-covid-19
— CNDH wird 100 Millionen Pesos spenden.
— Spende kann aufgrund seit Januar getroffenen Maßnahmen getätigt werden  Sparmaßnahmen, Streichen unnützer Projekte etc.

»Aprobación de Ley de Amnistía es un acto humanitario: CNDH« (22.04. El Universal)
https://www.eluniversal.com.mx/nacion/aprobacion-de-ley-de-amnistia-es-un-acto-humanitario-cndh
— Gesetz zur Amnestie wurde verabschiedet.
— Gefangene werden freigelassen, Schwerverbrecher*innen sind von dem Gesetz ausgeschlossen.
— CNDH verdeutlicht, dass es wünschenswert wäre dieses Gesetz, um jene, die zu Unrecht zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden, auszuweiten.

»Covid-19 no debe ser pretexto para violaciones a derechos humanos: Piedra Ibarra« (20.04. Milenio)
https://www.milenio.com/politica/coronavirus-covid-19-pretexto-violar-derechos-cndh
— Vorsitzende der CNDH fordert zur Einhaltung der Menschenrechte während der Pandemie auf.


7. Klagen vor Menschenrechtsinstitutionen



»Van 138 quejas en CDH relacionadas al Covid-19« (26.04. El Universal)
https://www.eluniversal.com.mx/metropoli/van-138-quejas-en-cdh-relacionadas-al-covid-19
— Menschenrechtskommission von Mexiko-Stadt hat 138 Akten, die im Zusammenhang mit Covid-19 stehen, geöffnet.
— Die Mehrheit der Klagen richtet sich gegen das regionale Gesundheitsministerium wegen mangelndem Schutz am Arbeitsplatz.
— Auch Klagen aus Gefängnissen: die medizinische Versorgung von Personen mit anderen Krankheiten werden angesichts Covid-19 vernachlässigt.

»En Edomex, ayuntamientos encabezan las denuncias por violaciones a DH« (26.04. El Universal)
https://www.eluniversal.com.mx/metropoli/en-edomex-ayuntamientos-encabezan-las-denuncias-por-violacones-dh
— Menschenrechtskommission des Bundesstaats Mexiko hat 46 Klagen im Zuge der Coronakrise erhalten, 20 richteten sich gegen die Stadträte, die Aktivitäten trotz Beginn der Quarantäne nicht gestrichen haben.
— 12 Klagen wegen häuslicher Gewalt, 12 gegen das Gesundheitsministerium wegen fehlender Ausstattung in Krankenhäusern, um coronainfizierte Patient*innen zu behandeln.


8. Räumliche Isolierung/ Einschränkung der Mobilität



»Restringan aceso a 340 municipios por Covid-19; ven violación al libre tránsito« (28.04. El Universal)
https://www.eluniversal.com.mx/nacion/restringen-acceso-340-municipios-por-covid-19-ven-violacion-al-libre-transito
— In 340 (entspricht 20% aller) Gemeinden bzw. Städten wird der Zugang zu diesen wegen des Coronavirus eingeschränkt bzw. kontrolliert → stellt eine Verletzung des Rechts auf freien Durchgangsverkehr dar
— Im Bundesstaat Campeche wird Zugang zu allen Orten eingeschränkt oder kontrolliert; daran schließt sich Guerrero an, hier wird in 80% der Gemeinden der freie Durchgangsverkehr eingeschränkt.

»Preocupa uso de la fuerza pública para frenar movilidad: López Gatell« (26.04. El Universal)
https://www.eluniversal.com.mx/nacion/coronavirus-preocupa-uso-de-la-fuerza-publica-para-frenar-movilidad-lopez-gatell
— López Gatell drückt seine Sorge hinsichtlich Maßnahmen einiger lokaler Regierungen aus, um die Mobilität der Gesellschaft- als Präventivmaßnahme- zu beschränken.
— Es gibt keine rechtliche Grundlage, die den Gebrauch öffentlicher Sicherheitskräfte in diesem Kontext erlauben würde.
— Der nationale Notstand wurde in Mexiko nicht ausgerufen, somit sind Menschenrechte weiterhin zu garantieren.


9. Verschwindenlassen



»Desaparecen 237 personas durante la contingencia por Covid-19« (28.04. El Universal)
https://www.eluniversal.com.mx/nacion/coronavirus-desaparecen-237-personas-durante-la-contingencia-por-covid-19
— Zwischen März und dem 23.04 wurden 237 Personen als verschwunden registriert, 87 davon wurden wiedergefunden.
— Nationale Suchkommission (CNB) realisiert weiterhin die sofortige Suche Verschwundener in Kooperation mit dem Nationalen Suchsystem (Sistema Nacional de Búsqueda).


10. Journalismus



»La ONU-DH deplora ataques de AMLO contra medios independientes en México« (24.04. proceso)
https://www.proceso.com.mx/627224/la-onu-dh-deplora-ataques-de-amlo-contra-medios-independientes-en-mexico
— Warnung, dass verbale Attacken von AMLO gegenüber unabhängiger Presse zu physischen Attacken auf Journalist*innen führen kann.
— Hintergrund dieser Anschuldigungen könnte, wie in anderen Ländern, die »ungewollte« kritische Betrachtung des Handelns des Präsidenten durch die unabhängige Presse in der Corona-Krise sein.

»Artículo 19 pide a AMLO no estigmatizar a la prensa« (22.04. proceso)
https://www.proceso.com.mx/627015/articulo-19-pide-a-amlo-no-estigmatizar-a-la-prensa
— »Artículo 19«, die Organisation zur Verteidigung der Äußerungsfreiheit, verlangt von AMLO stigmatisierende Aussagen die Presse anbelangend zu unterlassen.
— Ausübung der Arbeit der unabhängigen Presse als grundlegend gesehen, um das Recht auf Gesundheit zu fördern.


11. Kriminalität



»Pese al aislamiento, homicidios crecieron 8,4% en marzo: SSPC« (24.04. proceso)
https://www.proceso.com.mx/627216/pese-al-aislamiento-homicidios-crecieron-8-4-en-marzo-sspc
— Im Vergleich zu Februar gab es im März 8,4% mehr Tötungsdelikte.
— Folglich ist eine Zunahme der Gewalt trotz Corona-Maßnahmen, die zu weniger zwischenmenschlichen Kontakten führen, gestiegen.
— AMLO sieht im Organisierten Verbrechen den Grund für den Anstieg der Morde.

»Asesinan en Guerrero a comisionado de Derechos Humanos« (25.04. La Jornada)
https://www.jornada.com.mx/ultimas/estados/2020/04/25/asesinan-en-guerrero-a-comisionado-de-derechos-humanos-3389.html
— Eliseo Jesús Memije Martínez von der Menschenrechtskommission des Bundesstaates Guerrero und sein Sohn wurden in der Nacht vom 24. auf 25. April ermordet.
— CDHEG fordert umfassende Ermittlungen unter Beachtung seiner Aufgaben als Menschenrechtsverteidiger.

 

Quelle: http://www.mexiko-koordination.de/


 

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