ila Nr. 442 (Februar 2021) zum Thema »Kulturförderung«?

ILA vom 23.02.2021

 

ila Nr. 442Liebe Freund*innen, Kolleg*innen und Lateinamerikainteressierte,

der Kultur geht es schlecht, viele Künstler*innen sind in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht. Das hört man dieser Tage, wo große Teile des Kulturlebens pandemiebedingt brachliegen, allenthalben. Das gilt natürlich nicht nur für unsere Breiten, sondern für fast alle Weltregionen — auch für Lateinamerika.

Aus diesem Grund widmet sich die aktuelle ila der Frage, wie kulturelle Aktivitäten in Lateinamerika gefördert werden und wie sich Kulturschaffende überhaupt finanzieren.

aus dem Editorial der aktuellen ila:

»(...) Natürlich gibt es in Lateinamerika genau wie in Europa erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern und den kulturellen Genres. So existieren etwa vielerorts Programme zur Filmförderung, während Theater kaum Unterstützung erfahren. Viele Länder und auch einige sehr große Städte unterhalten Symphonieorchester mit eleganten Räumlichkeiten, andere Gruppen, etwa aus dem Jazz oder Punk, finden nicht einmal Probenräume oder geeignete Orte für ihre Auftritte.

So haben wir eine kleine Reise durch die lateinamerikanische Kulturszene unternommen und Künstler*innen beziehungsweise Leute aus kulturellen Projekten gefragt, wie sie ihre Arbeit finanzieren. Naturgemäß sind das einzelne Stimmen, verallgemeinern lassen sich die Aussagen nicht unbedingt. Was vielleicht in Mexiko möglich ist, ist in Peru undenkbar, was in Cuba geht, ist wahrscheinlich in Chile weitaus schwerer zu realisieren.

Förderung klingt erst mal gut, ist aber in der Regel mit Auflagen verbunden. Die können durchaus sinnvoll sein, wenn etwa bestimmte Qualitätskriterien verlangt werden (wobei immer die Frage ist, wer das auf welcher Grundlage definiert). Sie können aber auch sehr problematisch sein, wenn sie ästhetische Projekte ausgrenzen, die sich kritisch mit politischen und wirtschaftlichen Machtverhältnissen auseinandersetzen.

Sicherlich stehen schon aufgrund der wirtschaftlichen Ressourcen in Lateinamerika weniger Mittel für Kulturförderung zur Verfügung als in Deutschland, Österreich, der Schweiz oder Luxemburg. Reichere lateinamerikanische Länder können mehr Geld für Kultur ausgeben als ärmere Nationen. Aber es kommt auch darauf an, welchen Stellenwert und welche Wichtigkeit die Gesellschaften der Kunst und Kultur einräumen. Der ist beispielsweise in Argentinien höher als in Brasilien oder in Cuba höher als in der Dominikanischen Republik. Zudem hängt der bewilligte Etat häufig auch vom Engagement überzeugender Persönlichkeiten ab, die gleichzeitig mit einer künstlerischen Vision und politischem Geschick ausgestattet sein müssen, wenn sie bestimmte kulturelle Initiativen voranbringen wollen. Dadurch wurde es zum Beispiel möglich, dass Venezuela seit vielen Jahren das weltweit vielleicht beste System der Förderung klassischer musikalischer Ausbildung für Jugendliche hat.

Der Fokus dieses Schwerpunktes liegt auf der Förderung kultureller Projekte in Lateinamerika. Aber wie wir es gerne tun, blicken wir auch nach Europa und haben etwa gefragt, wie die Übersetzungen lateinamerikanischer Bücher ins Deutsche gefördert werden. (...)

P.S. Nach jahrelangen Kämpfen hat es die argentinische Frauenbewegung Ende Dezember geschafft, dass beide Kammern des Kongresses einem Gesetz zugestimmt haben, das Abbrüche in den ersten 14 Wochen der Schwangerschaft entkriminalisiert. Wir gratulieren den Argentinier*innen zu diesem Erfolg und wünschen den chilenischen und peruanischen Aktivist*innen, dass auch sie in den anstehenden Verfassungsprozessen die rigiden Abtreibungsverbote kippen können.

Außerdem: Cuba - Imfpstoff weckt Hoffnungen; Bolivien - Der Mallku ist tot; Honduras - Privatstadt auf Roatán u.v.m.

Der Schwerpunkt der ila 442 hat einen Umfang von 29 Seiten (das gesamte Heft 60 Seiten) und kann zum Preis von 6,00 Euro bei der ila (Heerstraße 205, 53111 Bonn, Tel 0228-658613, E-Mail vertrieb (AT) ila-bonn PUNKT de   , Internet: www.ila-web.de) bestellt werden.

 

Quelle: http://www.ila-web.de/


 

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