Freilassung von Felipe Arreaga

News vom 16.09.2005
Harald Ihmig

 

Felipe Arreage ist frei! Gestern hat der Richter Ricardo Salinas Sandoval den seit mehr als 10 Montage inhaftierten Ökobauern für unschuldig erklärt.

Wider besseres Wissen hatte der lokale Machthaber ( Kazike) Bernardino Bautista versucht, Felipe und 13 weiteren Aktivisten der Ökoorganisation in der Sierra de Petatlán, Guerrero, den Mord an einem seiner Söhne anzuhängen, der vor 7 Jahren in einen Hinterhalt geraten war. Es ging ihm offenbar um die Zerschlagung der Organisation, die sich seit 1998 dem Kahlschlag in dieser Region widersetzt. Die Anklage wurde durch Felipes Verteidigung, das Menschenrechtszentrum Tlachinollan, und den Einsatz seiner Frau Celsa, Begründerin und Leiterin einer Öko-Frauenorganisation, rasch als haltlos erwiesen. Eine Vielzahl von Zeugen und ein zufällig gedrehtes Video attestierten Felipe, dass er sich zur Tatzeit an einem entfernten Ort aufgehalten hatte. Einer der angeblichen Augenzeugen gestand vor Gericht, von dem genannten Kaziken zu seiner Falschaussage genötigt worden zu sein. Der andere tauchte unter, erschien kaum einmal zu den Gerichtsterminen und verwickelte sich in eklatante Widersprüche (u.a. Beschuldigung eines zur Tatzeit bereits Verstorbenen, falsche Ortsangaben). Dennoch beharrte die Staatsanwaltschaft bis zuletzt ohne jede Grundlage auf der Verfolgung Felipes, die längst eingestellt gehörte. Die Deutsche Koordination für Menschenrechte in Mexiko , der Felipe und Celsa durch ihre Deutschlandreise im Jahr 2003 und Besuche vor Ort bestens bekannt sind, hat sofort eine Kampagne initiiert, die enorme nationale und internationae Ausmaße erreichte. Amnesty International adoptierte Felipe als Gewissensgefangenen, der Sierra Club verlieh ihm, Celsa und einem weiteren Ökobauern den hoch angesehenen Chico-Mendes-Umweltpreis. Wir atmen auf nach einem Kampf, der in der Sache längst alle nötige Klarheit gebracht hatte, aber unsere Skepsis gegenüber der mexikanischen Justiz nicht ausräumen konnte. Nun hoffen wir, dass der große Aufwand in diesem Einzelfall dazu beiträgt, dass in Mexiko in anderen Fällen auch bei geringerem Aufwand Recht gesprochen wird. Felipe und Celsa werden uns im Oktober besuchen, der vorläufige Reiseplan liegt bei. Es bleibt die Aufgabe, die Haftbefehle gegen die übrigen zu Unrecht beschuldigten Ökobauern aufzuheben und die Organisationen, die sich unter hohem persönlichem Risiko gegen die Zerstörung der Ökosysteme wehren und gegen die mit allen Mitteln vorgegangen wird, zu schützen und zu unterstützen. Es bleibt die Aufgabe, aus dem unverantwortlichen Vorgehen der Staatsanwaltschaft, die sich wohl nur aus der Komplizenschaft mit dem Kazikentum erklärt, Konsequenzen zu ziehen. Es bleibt die Aufgabe, dem Kaziken Bernardino Bautista, der unbedenklich Unglück über viele Familien gebracht hat und in weitere Untaten verwickelt ist, endlich das Handwerk zu legen. Unaufgeklärt ist nach wie vor die Ermordung zweier Söhne der Familie Peñaloza, die vermutlich im gleichen Zusammenhang steht. Unvergessen und unaufgeklärt bleibt auch die Ermordung von Digna Ochoa, die sich am 19. Oktober zum vierten Mal jährt; sie hatte im September 2001 zusammen mit Felipe die Menschen in der Sierra de Petatlán besucht. Zunächst einmal lasst uns aber feiern, dass es in dem Dschungel von Unrecht doch auch zuweilen Lichtblicke und Durchbrüche gibt und etwas glückt!

Vorläufiger Reiseplan für Celsa und Felipe:

09.10.Ankunft Celsa in Dublin, Ankunft Felipe in München
14.10-16.10Teilnahme von Felipe am Mexiko-Seminar in Bad Boll
17.-21. Celsa und Felipe in Berlin
22. -27. Beide in Hamburg
27.28 -30. Beide in Aachen
31. " 6. 11 Beide in Köln
7.-9.11. Beide in Brüssel
9.11.-16.11 Beide in Wien
16.11. Rückflug
 

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