Mordversuch an Menschenrechtler in Chiapas
Poonal vom 06.12.2005 | |
Poonal Nr. 698 |
(Mexiko-Stadt, 30. November 2005, poonal).- Die chiapanekische Menschenrechtsorganisation Fray Bartolomé de Las Casas (FrayBa) rief zu einer Eilaktion auf, nachdem am Sonntag (20. November) Gustavo Jiménez Pérez von der Organisation Alianza Civica in seinem Haus in San Cristóbal de las Casas niedergestochen wurde.
Gegen 21:30 Uhr griffen sechs schwarz gekleidete Personen den Menschenrechtsverteidiger in seiner Wohnung mit scharfen Stichwaffen an. Die Angreifer waren ca. 20-25 Jahre alt, hatten kurze Haare, waren "gut gekleidet", hatten ein indigenes Aussehen und sprachen mit lokalem (San-Cristóbal-)Dialekt. Laut Aussage von Gustavo Jiménez klingelte es und er wurde beim Öffnen der Tür in sein Haus gestoßen und dann von den sechs Personen, die alle mit Messern bewaffnet waren, gewalttätig angegriffen. Dabei wurden ihm Wunden im Gesicht und am Hals zugefügt.
Gustavo Jiménez wurde mit Stößen und Schlägen, die im Karate-Stil ausschließlich auf Hals und Gesicht gerichtet waren, sowie mit Messerstichen attackiert. Die Angreifer sagten: "Wir sind gekommen, um Dich zu töten; beeil Dich und töte ihn!" Nachdem Jiménez zu Boden gegangen war, hörte er die Angreifer sagen: "Lass uns gehen, der ist schon tot." Aus dem Vorgehen schließt FrayBa, dass die Angreifer den Menschenrechtler ermorden wollten. Die Art, wie die Täter operierten, lasse zudem vermuten, dass es sich um eine trainierte Gruppe mit Führungsstruktur handele.
Bald danach, gegen 22:00 Uhr, kam Luis Gabriel Ramírez Cuevas nach Hause. Er ist ebenfalls Mitglied von Alianza Civica und wohnt in der gleichen Wohnung wie das Opfer. Er fand Gustavo Jiménez halb bewusstlos und blutüberströmt auf dem Boden liegend. Das Haus befand sich in Unordnung. Auf dem Fußboden waren Blutspuren.
Bei dem Überfall wurden folgende Gegenstände mitgenommen: ein 14-Zoll Fernsehgerät, eine Videokamera, ein Tonbandgerät sowie ein Rucksack, in dem sich die Identifikation und die Papiere eines Fahrzeugs sowie eine Kreditkarte und andere Dinge befanden. Das Auto gehört der Alianza Civica. Die Angreifer ließen jedoch andere wertvollere Gegenstände unberührt. So zum Beispiel sichtbar herumliegendes Bargeld.
Nach einer Pressekonferenz am 22. November gingen Gustavo Jiménez und Gabriel Ramírez begleitet von einem Rechtsanwalt gegen 14:20 Uhr in ihre Wohnung. Als sie die Tür öffneten, fanden sie im Haus einen etwa 30jährigen Mann vor, der eine drohende Haltung einnahm. Als sie die Person bemerkten, flohen die drei aus dem Haus, weil sie Angst hatten, dass die Person bewaffnet sein könnte. Die Person nutzte die Situation, um unter Ausstoß von Drohungen zu fliehen.
Dann stellten sie zunächst sicher, dass keine weiteren Fremden mehr im Haus waren. Danach bemerkten sie, dass die Wohnungseinrichtung durcheinander gebracht worden war. Dabei waren Schäden entstanden, ohne dass es den Anschein hatte, dass etwas gestohlen wurde. Der offensichtlich unter Drogeneinfluss stehende Fremde hatte die Hintertür zerstört, um ins Haus zu gelangen. Das bedeutet, dass er über das Dach des Nachbarhauses gekommen sein muss. Es wird angenommen, dass es eine jener Personen war, die Gustavo Jiménez in der Nacht vom 20. November gewaltsam angegriffen hatten.
Nach Angaben des Menschenrechtszentrums müssen die Aggressionen im Zusammenhang mit den öffentlichen Aktivitäten von Gustavo und Gabríel gesehen werden. Die beiden machten Unregelmäßigkeiten bezüglich der Maßnahmen der chiapanekischen Regierung für die Opfer von Hurrikan Stan öffentlich und nahmen aktiv an der "Anderen Kampagne" teil, zu der das Zapatistische Befreiungsheer EZLN aufgerufen hat.
Das Menschrechtszentrum Fray Bartolomé de las Casas fordert nun eine ernsthafte und unabhängige Untersuchung der Tatbestände und eine Bestrafung jener, die für die Angriffe auf Gustavo Jiménez Pérez und Luis Gabriel Ramírez verantwortlich sind .Zudem sollen Schutzmaßnahmen für die beiden Menschrechtler gewährt werden.
Quelle: poonal
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