Aufruf zu einer Karawane im Anderen Europa - und darüber hinaus

CNI vom 01.09.2022
übersetzt von: lisa - colectivo malíntzin

 

Hier und im Datei-Anhang die Übersetzung des Aufrufs u.a. der Asamblea de los Pueblos Indígenas del Istmo en Defensa de la Tierra y el Territorio (APIIDTT) und von Asociación YA BASTA! ÊDÎ BESE der Sozialen Zentren im Nordosten Italiens - für eine baldige Karawane durch das Andere Europa.

Convocación de la APIIDTT e.o. - Versión original:
https://www.congresonacionalindigena.org/2022/08/29/caravana-por-el-sur-global elsurresiste/
salud, li.

Karawane für/durch den Globalen Süden — »Der Südosten widersteht«

Karawane für/durch den Globalen Süden — »Der Südosten widersteht«



29. August 2022

»Viele Worte durchlaufen die Welt. Viele Welten werden gemacht. Viele Welten machen uns. Es gibt Worte und Welten, die Lügen und Ungerechtigkeiten sind. Es gibt Worte und Welten, die Wahrheiten und wahrhaftig sind. Wir sind aus wahren Worten gemacht.

In die Welt des Mächtigen passen lediglich die Großen und ihre Lakaien. In die Welt, die wir möchten, passen alle hinein. Die Welt, die wir möchten, ist eine, in die viele Welten passen. Das Land, das wir schaffen, ist eines, in das alle Pueblos und ihre Sprachen hineinpassen, welches alle Schritte durchlaufen wird, wo alle lachen und im Aufbruch sind.«

EZLN: Vierte Erklärung aus dem Lakandonischen Urwald (1).

Am 13. August 2022 sind wir aufgebrochen zu den ersten Etappen als Teil der »Karawane durch den Südosten des profunden Mexikos« — unter Teilnahme der Asamblea de Pueblos del Istmo en Defensa de la Tierra y el Territorio (APIIDTT) und in Begleitung der Vereinigung YA BASTA! ÊDÎ BESE! der Sozialen Zentren des Nordosten Italiens. Im Verlauf von 16 Tagen haben wir verschiedene Gebiete besucht, die Bundesstaaten Yucatán, Quintana Roo, Campeche, Chiapas und Oaxaca durchquert und im Süden von Veracruz erfolgreich geendet.

Unser Ziel war es, zuzuhören und das Wort mit den Gemeinschaften, Pueblos, Organisationen und Kollektiven auszutauschen, die die Stimme erheben, Widerstand leisten und sich organisieren gegen die Raub- und Bergbau-Projekte, welche durch die Regierung der 4T [der »Vierten Transformation«] aufgezwungen werden — in Absprache mit den jeweiligen Bundesstaaten- und Landkreis-Regierungen, den Unternehmensinteressen, unterstützt durch die paramilitärische Gewalt des Organisierten Verbrechens.

Wir sind Pueblos originarios (2), die mehr als 500 Jahre Genozid, Beraubung, Ausplünderung und gewaltsame Vertreibung überlebt haben. Die maßlose Gier des großen Kapitals kennt keine Sättigung; der Staat schafft gegenwärtig eine egoistische Politik, ohne intersektionale Fokussierung: Es gibt keinerlei Interesse an der aktuellen Klimakrise und den angehäuften Umweltschäden; es wird sich über unsere in Versammlungen gefassten Beschlüsse hinweggesetzt, in denen wir kollektiv über unsere Bedürfnisse und unsere Ablehnungen entscheiden. Es gibt keinerlei Interesse, sich dieser Konflikte unter einer Gender-Perspektive und der anderen gewaltsamen Verletzungen der Menschenrechte und der Rechte als indigene Pueblos anzunehmen. Mit jedem Tag wächst unsere tiefe Empörung gegen Autoritarismus, Begriffsstutzigkeit, Überheblichkeit und Anmaßung, mit der die Verantwortlichen jeglicher Regierungsebenen handeln — angesichts unserer legitimen Forderungen nach Arbeit, Land, Unterkunft, Ernährung, Gesundheit, Bildung, Unabhängigkeit, Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit und Frieden (3).

Die Mega-Projekte bedeuten keinen Fortschritt; die Gemeinden, in denen sie errichtet wurden, leben heute schlechter als zuvor. Diese Beraubung verschärft sich durch [die geplante Schaffung] eines verbundenen Gebietskorridors im Südsüdosten Mexikos, der Eisenbahn-, Hafen-, Straßen-, Militär-, Handels-, Energie- und Industrie-Projekte beinhaltet: der sogenannte Interozeanische Korridor und der sogenannte Tren Maya. Beide Projekte zusammen haben zum Ziel, Gebiete Zentralamerikas untereinander zu verbinden, um den Zugang zu deren Industriezonen und Handelszentren zu ermöglichen. Dies wird die geopolitischen Grenzen ausweiten und modifizieren, indem versucht wird, die Handelsbeziehungen durch einen starken militärischen Aufmarsch zu ermöglichen. Mit dem Argument, diese großen Infrastrukturen seien von »öffentlichem Interesse« und »nationaler Sicherheit«, zeigt sich einmal mehr die gewaltsame Verletzung der Autonomie und der Selbstbestimmung der Pueblos.

Schwestern und Geschwister, wir wissen, dass die Möglichkeiten jedes mal weniger werden; die Mutter Natur ist am Sterben und dieses Sterben spiegelt sich in der Klimakrise wider, die unsere Gebiete in immer aggressiveren Formen trifft. Es ist der Moment zu handeln und etwas zu tun, um dies[e Angriffe] zu stoppen. Wir haben den gleichen Gegner: den neoliberalen Kapitalismus und die schlechten Regierungen. Dies sind die Hauptverantwortlichen der globalen Krise des Wassers, der Kontaminierung und des Missbrauchs der Naturgüter; es sind die Hauptverantwortlichen der Nahrungsmittelkrise und der historischen Anhäufung von Ethnoziden.

Es ist notwendig und unbedingt erforderlich, all unsere Stimmen zu vereinen und Aktionen zusammenzuschließen, um Bewusstsein zu schaffen über das, was gerade geschieht und auf welche direkte und indirekte Wiese uns eine individualistische Trägheit, die lediglich der politischen Klasse und den Großunternehmen wohl tut, schädigt. Während sich die Mächtigen die Beherrschung der Welt streitig machen, erleiden wir von Unten die Konsequenzen ihrer politisch-wirtschaftlichen und militärischen Kriege. Wo die von Oben zerstören, bauen wir von Unten wieder auf.

Unserem Lernen während der »Reise für das Leben«, der »Karawane für das Wasser und das Leben«, und der heute abgeschlossenen »Karawane durch den Südosten des profunden Mexikos« sich anschließend — wird unser nächster Schritt sein, internationale Netzwerke der Rebellion, des Widerstands und der gegenseitigen Unterstützung zu knüpfen. Wir rufen dazu auf, die Netzwerke zwischen den verschiedenen Kollektiven, die in den unterschiedlichen politischen Realitäten Widerstand leisten, zu stärken und wachsen zu lassen.

Aus diesen Gründen werden wir eine KARAWANE FÜR/DURCH DEN GLOBALEN SÜDEN vom 31. August bis 7. Oktober 2022 durchführen — durch SLUMIL K ́AJXEMK ́OP, dem »Aufrührerischen Land«, wie das Andere Europa umbenannt wurde. Um das Wort des Südosten Mexikos zu teilen und damit fortzufahren, zwischen dem gesamten Globalen Süden diesen Kampf für das Leben weiter zu vernetzen — und um kollektiv die Karawane und das Internationale Treffen »DER SÜDEN WIDERSTEHT« — welches im Frühjahr 2023 sein wird — zu organisieren. Seid weiterhin aufmerksam für das Flüstern, das einlädt und für die Stimmen, die dazu aufrufen.

In den nächsten Tagen werden wir Daten, Orte und Zeiten der verschiedenen Aktivitäten, die durchgeführt werden, mitteilen. Für mehr Informationen, wie sich angeschlossen und unterstützt werden kann, hier die folgende Email-Adresse: asamblea PUNKT istmo (AT) gmail PUNKT com  

Aus dem Südosten des profunden Mexikos grüßen wir unsere Geschwister des Globalen Südens und rufen dazu auf, wachsam zu sein gegenüber den Angriffen auf die Zapatistischen Comunidades durch Paramilitärs und mexikanischer Staat. Wen sie die Einen angreifen, greifen sie uns alle an!

Asamblea de los Pueblos Indígenas del Istmo en Defensa de la Tierra y el Territorio (APIIDTT)
Proceso de Articulación de la Sierra de Santa Marta
Concejo Regional Indígena y Popular de Xpujil (CRIXP)
Centro Centro comunitario U kúuchil k Ch’i’balo’on — Raxalaj Mayab’
Asociación YA BASTA! ÊDÎ BESE! de los Centros Sociales del Noreste de Italia

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Anmerkungen der_die Übersetzer_in:
(1) Siehe:
https://enlacezapatista.ezln.org.mx/1996/01/01/cuarta-declaracion-de-la-selva-lacandona/
(2) Verbleibt im Original, da eine Selbstbezeichnung, wörtlich übersetzt: »originale/ ursprüngliche Gemeinschaften/ Völker/ Bevölkerungen«
(3) Das sind — seit dem Aufstand der EZLN am 1. Januar 1994 — auch die universalen 11 Forderungen der Zapatistas.

 

Quelle: https://www.congresonacionalindigena.org/2022/08/29/caravana-por-el-sur-global elsurresiste/


 

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