Übersetzung: Kommuniqué des CIPOG-EZ

CNI vom 07.11.2022

 

Nachstehend und im Datei-Anhang die Übersetzung des Kommuniqués des CIPOG-EZ in Guerrero (Mitglied des CNI) - zur Ermordung von drei ihrer Compañeros.

Original del comunicado del CIPOG-EZ en Guerrero se encuentra aquí:
http://www.congresonacionalindigena.org/2022/11/07/se-lo-dijimos-al-presidente-de-la-republica-andres-manuel-lopez-obrador-nos-estan-matando-torturando-desapareciendo/

Dank an Lisa für die Übersetzung


Wir haben es dem Präsidenten Andrés Manuel López Obrador gesagt:


»Wir werden ermordet, gefoltert, verschwunden gemacht!«

An den Ejército Zapatista de Liberación Nacional — EZLN.
An den Congreso Nacional Indígena — CNI.
An den Indigenen Regierungsrat — CIG.
An die Sexta Nacional und Internacional.
An die Netzwerke des Widerstands und der Rebellion.
An die Pueblos und Comunidades in Guerrero.
An die soziale Bewegung in Guerrero.
An die Medien.
An die Menschenrechtsorganisationen.

7. November 2022

— einige Tage nach der Ermordung
unserer Brüder Adán, Moisés und Guillermo.

Wir haben es ihm gesagt: »Die Narco-Paramilitärs ermorden unsere Leute, machen sie verschwunden!«

Wir haben es ihm gesagt: Wir wollen nicht das Kanonenfutter des organisierten Verbrechens sein, welches von Celso Ortega Jiménez und dem Abgeordneten Bernardo Ortega Jiménez befehligt wird!

Wir haben es ihm gesagt: Wir wollen keine sozialen Programme sondern Gerechtigkeit und die Sicherheit, dass unser Wort gehört wird!

Am 21. Oktober 2022 simulierte Andrés Manuel López Obrador, dass er unseren Worten zuhört. In seinem Auto verbleibend sagten wir ihm − einige Brüder und Schwestern des CIPOG-EZ − dass sie uns am Umbringen sind. Wir sagten ihm, wer die Mörder sind, ihre Vor- und Nachnamen; wo es geschieht und auf welche Weise. Jedoch so als ob nichts gesagt worden wäre, waren wir dazu verdammt, die gleiche Geschichte zu wiederholen: Unsere Toten und Verschwunden gemachten zu beweinen. Am 5. November 2022 sind drei unserer Brüder ermordet worden.

»Viele unserer Compañeros gehen hinunter in den Landkreis, um ihre Produkte zu verkaufen und kehren nicht wieder zurück, sie bleiben verschwunden«, so haben wir es Andrés Manuel López Obrador klipp und klar gesagt.

Als ob vorherzusagen wäre, was geschehen wird: Adán, Guillermo und Moisés − Nahua-Indigene aus der Montaña Baja de Guerrero, Mitglieder des CIPOG-EZ und des Congreso Nacional Indígena (CNI) − fuhren hinunter zum Landkreis Chilapa und kehrten nicht wieder. Sie wurden brutal ermordet. Offensichtlich erlaubt uns das Verstehen der Realität zu wissen: Die narco-paramilitärischen Gruppen können Jegliche und Jeglichen von uns umbringen, wenn es ihnen gefällt. Die Realität, die wir erfahren in mehr als 7 Jahren Krieg mit »Los Ardillos« − (vorher war es der Krieg mit »Los Rojos«, davor mit anderen Gruppen, bis hin zum Vernichtungsversuch der Spanier gegenüber unseren Vorfahren) − stellt eine Wirklichkeit dar, die wir nicht leben wollen. Deshalb leisten wir Widerstand, kämpfen wir jeden Tag, organisieren wir uns. Denn wenn wir dies nicht tun würden, wären wir mit größter Sicherheit bereits ausgelöscht.

Die Realität der letzten Jahre zeigt sich sehr deutlich:

1. Die Landkreisregierung wird regiert von Aldy Esteban Román (PRI-Partei). Diese Figur war zuvor Staatsanwalt im Bundesstaat Guerrero. Von dort aus protegierte er − genauso wie heute − die Ardillos, eine narco-paramilitärische Gruppe mit umfangreichen Einfluss in Guerrero.

2. Das Mitglied Bernardo Ortega Jiménez, Abgeordneter der PRD-Partei, ist einer der Führer und Beschützer sowie politischer Akteur der Ardillos. Er meinte, er hätte nichts mit seinen Brüdern zu schaffen (das heißt, er erkennt an, sie sind Kriminelle; als Abgeordneter ignoriert er jedoch die von ihnen erzeugte Gewalt. Das macht ihn zum Komplizen und somit zum Mitglied und Beschützer der Ardillos, wenn es gebraucht wird. Obwohl er es verneint, wissen wir, er ist aktiver Teil der kriminellen Gruppe).

3. Die Polizei der Landkreise arbeitet mit den Ardillos zusammen. Dies wurde bereits mehr als offensichtlich, als vor einigen Monaten zwei unserer Brüder durch die Polizei in Atlixtac festgenommen und verschwunden gemacht wurden. Im Fall von Adán, Moisés und Guillermo war es die Verkehrspolizei des Landkreises Chilapa, die sie verhaftetet und als Mitglieder des CIPOG-EZ identifiziert hat − um daraufhin die Ardillos zu informieren, die sie dann umgebracht haben. Das Gleiche geschieht im Landkreis José Joaquín de Herrera, wo andere unserer Brüder verschwunden gemacht wurden.

4. Wir erfahren einen Vernichtungskrieg, in dem politische Parteien, Regierungen, Polizisten und Verbrechergruppen miteinander verknüpft sind. Dass wir nicht ausgelöscht wurden, ist wegen unserem Widerstand und unserer Organisation.

Somit sehen wir: Von der Regierung Mexikos bis hin zur Landkreisregierung gibt es eine Kette an Komplizenschaften. Gleichzeitig werden die Comunidades, die Gemeinden massakriert − als ob sie unser Land besetzen wollten und um dies zu erreichen, es notwendig wäre, diejenigen auszulöschen, die wir dort leben. Es ist nicht zu verstehen: Wir tragen so viele Verschwunden gemachte und Ermordete, und es gibt nicht einen einzigen Verhafteten. Wenn jedoch auf den Grund dessen geschaut wird, was uns passiert ist und an die Geschichte appelliert wird − (nicht als Allgemeinplatz oder als Diskurs um Wissen zu demonstrieren, so wie Andrés Manuel López Obrador die Geschichte benutzt, sondern als ein Werkzeug um die Wirklichkeit zu verändern) − dann verstehen wir, dass sie uns vernichten wollen − und wir verstehen auch, es muss Widerstand geleistet werden, um zu leben.

Die Antwort von Andrés Manuel López Obrador auf die Erklärungen des CIPOG-EZ bestand aus den gleichen losen Ideen, mit denen an die Geschichte − ohne Verständnis der historischen Prozesse − appelliert wird, ohne Ursachen und Folgen zu verbinden. Noch weniger nutzt er die Geschichte, um nicht die Fehler der Vergangenheit erneut zu begehen. Nun, er selbst ist ja ein Fehlerresultat − oder besser gesagt, der übliche Fehler des kapitalistischen Wirtschaftsmodell. Dieses braucht, um die Ungerechtigkeit in der Welt aufrechtzuerhalten, Regierungen, die so tun als ob sie repräsentieren und zuhören würden − währenddessen Leben und Land der Pueblos zerstört werden.

López Obrador meinte: »Eine Sache sage ich euch ernsthaft; vermeidet die Gewalt; es gibt Formen zu kämpfen, die wirkungsvollste von allen ist die Nicht-Gewalt; diese Politik der Nicht-Gewalt praktizierten Gandhi, Mandela, Luther King, und sie haben uns gezeigt, dass auf friedliche Weise Sachen verändert werden können; nicht auf Provokation hereinfallen; die Provokation muss umgekehrt werden; die Veränderung muss auf friedlichem Weg gesucht werden; und wir werden derart auf friedliche Art weiter fortfahren zu handeln, ohne jegliche Komplizenschaft.«

Wir antworten: Auf einem Kriegsschauplatz weiter fortzufahren zur Nicht-Gewalt aufzurufen − ohne diejenigen zu verhaften, aufzuhalten, die die Gewalt erzeugen und ohne die ökonomischen, politischen, sozialen und kulturellen Ursachen von Gewalt anzugreifen − stellt eine Absurdität dar.

Heute, wo wir unsere Toten beklagen, überschwemmt uns die Wut. Denn sie waren wichtige Compañeros unserer Organisation: welche, die doppelt gearbeitet haben, die nicht geschlafen haben in den Tagen als die Kugeln der Ardillos über unsere Köpfe pfiffen; die nach vorne gingen, um sich ihnen zu widersetzen und damit das Leben unserer Gemeinden zu bewahren. Sie kannten jedoch nicht nur diese Form des Widerstehens; sie waren auch Teil der politischen Organisierung, waren regionale Beauftragte des CIPOG-EZ; engagiert in den Workshops zu Autonomie, Gemeinschaft, Land, Rechte der Pueblos; engagiert in der Errichtung der Radios für die Organisierung des Kampfes für die Autonomie. Zusammengefasst: Sie repräsentierten das kollektive Herz des CIPOG-EZ. Und sie taten dies, weil sie bereits Folter und Tod überlebt hatten. Sie verstanden, dass der Weg darin besteht, Widerstand zu leisten und innerhalb der Comunidades zu organisieren. Der Weg lag nicht darin, sich den Reihen des organisierten Verbrechens anzuschließen, die Comunidades zu verraten, sich den politischen Parteien zu verkaufen. Der Weg war die Organisierung der Gemeinden. Der Weg war und ist, sich nicht zu ergeben, sich nicht zu verkaufen und nicht nachzulassen.

Für sie werden wir die Flamme der Organisierung, des Widerstands aufrechterhalten. Denn es sagen diejenigen, die wissen, eine Person kann zweimal sterben: das erste Mal, wenn sie stirbt und damit zurücklässt ihr Leben im Kampf; das zweite Mal, wenn wir ihren Kampf, ihren Widerstand vergessen. Wir, Pueblos und Comunidades des CIPOG-EZ, werden ihren Kampf nicht vergessen; denn sie haben uns in den für unsere Gemeinden finstersten Tagen nicht vergessen. Der Schritt, der folgt, besteht darin, weiter Widerstand zu leisten; denn aus dem Tod entsteht das Leben, und wir haben den Weg des Lebens gewählt.

Wir vergessen nicht, wir vergeben nicht!
Stopp dem Krieg gegen unsere Pueblos!
Wir wollen Gerechtigkeit!
Es lebe Adán Linares!
Es lebe Moisés Cuapipistenco!
Es lebe Guillermo Hilario Morales!
Es lebe der Congreso Nacional Indígena!
Es lebe der CIPOG-EZ!
Es lebe der CIPOG-EZ!
Es lebe der CIPOG-EZ!

Hochachtungsvoll,
CONCEJO INDÍGENA Y POPULAR DE GUERRERO EMILIANO ZAPATA — CIPOG-EZ.


 

Quelle: http://www.congresonacionalindigena.org/2022/11/07/se-lo-dijimos-al-presidente-de-la-republica-andres-manuel-lopez-obrador-nos-estan-matando-torturando-desapareciendo/


 

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