Doku zu femicidio in Ciudad Juarez im TV (HR 3)

Die Stadt der toten Töchter: Eine endlose Mordserie in Mexiko

News vom 19.06.2005
Eine Dokumentation von Jutta Pinzler und Matthias Franck

 

Sie waren jung, schlank, trugen langes, schwarzes Haar, und fast alle kamen aus armen Familien: die ermordeten Mädchen von Ciudad Juárez. Amnesty International geht davon aus, dass in der mexikanischen Grenzstadt in den vergangenen zehn Jahren 370 junge Frauen umgebracht wurden. Die mexikanische Menschenrechtsorganisation spricht von über 4.000 Vermissten.

Meist verschwinden die Mädchen auf ihrem Weg zu oder von der Arbeit in einer der "Maquílas", einer der internationalen Fabriken. Manchmal werden die Opfer verstümmelt und gefoltert, fast immer vergewaltigt. Seitens der Behörden schien jahrelang keinerlei Aufklärungswille zu existieren. Ermittlungen wurden unseriös geführt, Indizien gingen verloren. Die Ermordeten hatten keine Lobby und ihre Verwandten nicht die nötigen Mittel, der Polizei Druck zu machen. Immer wieder nimmt die Regierung vermeintliche Mörder fest, doch bis heute ist niemand rechtskräftig verurteilt. Geständnisse wurden nachweislich unter Folter erzwungen und von Richtern trotzdem akzeptiert. Journalisten und Anwälte, die Ermittlungsfehler an die Öffentlichkeit bringen, wurden entführt oder umgebracht.

Über die Frage nach den Tätern gibt es verschiedene Spekulationen: Sind einflussreiche Personen der Oberschicht und der Drogenmafia verantwortlich? Oder Produzenten von "Snuff-Movies", Filmen, in denen reale Morde gezeigt werden? Reisen Mörder nur zum Töten nach Ciudad Juárez? Ist die Globalisierung dafür verantwortlich? Spielt die Grenze zu den USA eine Rolle, da sie Schauplatz der organisierten Kriminalität ist? Selbst das Gerücht von Organhandel steht im Raum.

Die Filmautoren Jutta Pinzler und Matthias Franck zeichnen das Porträt einer Stadt, in der das menschliche Leben offenbar keinen Wert, geschweige denn Schutz genießt - zumal, wenn es weiblich ist. Sie haben mit Betroffenen, aber auch mit Vertretern von Behörden und Regierung gesprochen. Sie zeigen eine Stadt in der Dritten Welt, in der die sozialen Strukturen zerstört sind und in der Rechtlosigkeit und Unmoral herrschen.
 

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