Chiapas: Grossdemo in San Cristobal, "andere Kampagne" gestartet

Grossdemo verabschiedet Sub Marcos

Direkte Solidarität Chiapas vom 02.01.2006

 

Zwölf Jahre nach dem bewaffneten Aufstand erlebte die Kolonialstadt San Cristobal einen weiteren 1. Januar ganz im Zeichen der Zapatistas: Tausende vermummte Indigene aus allen Aufstandsregionen verabschiedeten mit einer eindrücklichen Demonstration ihren "Delegierten Nr. 0", den Subcomandanten Marcos. Dieser reist in den nächsten sechs Monaten als erster zapatistischer Delegierter durch ganz Mexiko, um sich mit oppositionellen Gruppen zu treffen und mit ihnen eine linke, antikapitalistische Allianz zu schmieden.

Dieser erste Januar war Abschied und Anfang zugleich: In den Reden mehrerer Frauen und Männer der zapatistischen Führung wurde klar, wie ernst es ihnen mit diesem nicht ungefährlichen Schritt nach aussen ist. Comandante Tacho schlug in einfachem Spanisch klassenkämpferische Töne an und forderte die ArbeiterInnen zu einem gemeinsamen "Ya Basta!" auf. Die Comandantas Kelly und Hortensia doppelten mit Reden nach, in denen sie die Frauen aufforderten, sich der "anderen Kampagne" anzuschliessen und so für ihre Rechte zu kämpfen, denn: "Wir gehorchen nicht mehr einfach und machen, was die Männer sagen."

Marcos richtete sich in seiner Rede gegen den "Pakt von Chapultepec", welcher am 29. September 20005 im Regierungspalast in Mexiko Stadt geschlossen wurde. Dieser überparteiliche Pakt von Politikern und Unternehmern wie Carlos Slim (nach Forbes der viertreichste Mann der Welt) sieht für Mexiko eine Entwicklung von oben vor, die in den Augen der Zapatistas die "Antithese" zu ihrer "Sechsten Erklärung aus dem Lakandonischen Urwald" darstellt. Im Gegensatz zu den Plänen des Geldadels und der Politikerkaste sind die Zapatistas daran interessiert, auf den "Ruinen, die der Neoliberalismus hinterlassen hat", ein Mexiko von unten aufzubauen.

Don Quijote auf dem Motocross

Marcos, der sich gerne mit der Figur des Don Quijote vergleicht, hat für die halbjährige Tour durch Mexiko sein Pferd durch ein sportliches Motorrad ersetzt. Als Begleitung hat er das Maskottchen der "anderen Kampagne" dabei, einen "zapatistischen Pinguin", sprich ein Huhn, dem er bei Auftritten ein Schild mit der Aufschrift "Pinguin" anhängt. Trotz aller Polit-Clownerie bleibt anzumerken, dass die erste Delegation der auf mehrere Jahre angelegten Kampagne der Zapatistas nicht bloss Spektakel sein soll. Denn auf dem Programm stehen Arbeitstreffen mit den 800 Organisationen, welche sich der "anderen Kampagne" bisher angeschlossen haben. Die Reise beginnt heute, den 2. Januar, mit Gesprächen in La Hormiga, einem Armenviertel von San Cristobal, in welchem zehntausende Indigene, die aus religiösen und politischen Gründen aus dem von der PRI beherrschten Bezirk San Juan Chamula vertrieben wurden, eine notdürftige Unterkunft gefunden haben.

Der Auftakt zur "anderen Kampagne" in San Cristobal war ein eindrückliches Zeichen der ungebrochenen Mobilisierungskraft der Zapatistas und ihrer UnterstützerInnen. Ob der angestrebte Transformationsprozess der Zapatistas und der mexikanischen Linken gelingt und die "andere Kampagne" so zum Gegengewicht der institutionalisierten Politik werden wird, wird sich in naher Zukunft weisen.


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