Menschenrechtsanwalt auf offener Strasse erschossen

Poonal vom 07.02.2006

 

(Fortaleza, 1. Februar 2006, adital).- Dante Almaraz, Menschenrechtsanwalt in Ciudad Juárez im Bundesstaat Chihuahua, ist am 26. Januar durch mehrere Schüsse getötet worden. Er war mit dem Auto in der Innenstadt unterwegs, als einige Männer ihm den Weg abschnitten und die tödlichen Schüsse auf ihn abfeuerten.

Almaraz hatte in den vergangenen Jahren an mehreren Fällen gearbeitet, die im Zusammenhang mit den Frauenmorden in der mexikanischen Grenzstadt zu den USA standen. Beispielsweise übernahm er die Verteidigung des Busfahrers Víctor Javier García Uribe, der im Jahr 2001 durch Folter gezwungen worden war, den Mord an acht Frauen zu gestehen. Im Jahr 2005 war es Almarez in einem Revisionsverfahren gelungen, einen Freispruch für Uribe zu erwirken, der zuvor zu insgesamt fünfzig Jahren Haft verurteilt worden war.

Die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte hatte die mexikanische Regierung in den Jahren 2002 und 2003 dazu aufgefordert, für den persönlichen Schutz des Anwalts und weiterer Personen zu sorgen. Diese Auflage bestand zwar auch noch zum Zeitpunkt der Ermordung, allerdings wurde bislang noch nicht geklärt, inwieweit die Maßnahmen im Falle von Almaraz in die Tat umgesetzt worden waren. Dante Almaraz hatte in den Wochen vor seinem Tod mehrfach öffentlich erklärt, um sein Leben zu fürchten und den Verdacht geäußert, dass wenn ihm tatsächlich etwas zustoße, die Schuldigen bei den mexikanischen Sicherheitskräften zu suchen seien.

Im Februar 2002 war der Anwalt Mario Escobedo Anaya, Verteidiger von Gustavo González Meza, der gemeinsam mit Víctor Javier García Uribe des Mordes an acht Frauen angeklagt worden war, von Polizeibeamten erschossen worden. Die Beamten gaben an, in Notwehr gehandelt zu haben. Obwohl Augenzeugen dieser Aussage widersprachen, wurde der Tod Mario Escobedo Anayas nicht weiter untersucht.

Seit 1993 sind in Ciudad Juárez mehr als 370 Frauen ermordet. worden In mehr als der Hälfte der Fälle wurden keine Verfahren gegen die Verdächtigen eingeleitet. Nach Untersuchungen staatlicher Behörden stehen mindestens 130 Beamte unter Verdacht, nachlässig gearbeitet oder als Komplizen mitgewirkt zu haben, um die Ermittlungen zu behindern. In mehreren Fällen berichteten Angeklagte außerdem, sie seien von der Polizei durch Folter zu Geständnissen gezwungen worden. Ein Vorwurf, dem bislang von Seiten der mexikanischen Justiz kaum nachgegangen wurde.


Quelle: poonal
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