Chiapas-Newsletter Juni 06

Direkte Solidarität Chiapas vom 10.06.2006

 

Liebe Chiapas-Solidarische

Drei Wochen vor den Wahlen stehen die Zeichen in Mexiko auf Sturm. In San Salvador Atenco begann Anfang Mai nach der Verhaftung einiger Blumenverkäuferinnen, die, wie in Mexiko üblich, ohne Verkaufsbewilligung ihre Ware feil boten, eine Auseinandersetzung zwischen der Bevölkerung und der Polizei, welche mehrere Dutzend Verletzte und zwei Todesopfer auf Seiten der Bevölkerung forderte: Ein 14-jähriger Junge wurde durch eine Polizeikugel getötet, ein 20- jähriger Student starb vor wenigen Tagen, nachdem er einen Monat lang im Koma lag. Eine Tränengasgranate explodierte neben seinem Kopf, der offene Schädelbruch konnte eine ganze Nacht lang nicht ärztlich behandelt werden, da keine Ambulanz nach Atenco hereingelassen wurde. Hunderte Personen wurden brutal verhaftet, viele in der Haft gefoltert, 23 Frauen von Polizisten systematisch vergewaltigt. Auch fünf ausländische BeobachterInnen wurden misshandelt und ausgeschafft. Rund dreissig Gefangene von Atenco befinden sich zurzeit im Hungerstreik.

Atenco wird zum Fanal, zum Symbol eines Mexiko, das in den Wochen vor den Präsidentschaftswahlen vom 2. Juli wieder seine altbewährten schmutzigen Strategien benützt, um den Machterhalt zu erzwingen. Schon forderte der konservative Präsidentschaftskandidat, Felipe Calderón, Schützling von Präsident Fox (und somit von Bush), dass das Militär am Wahltag Präsenz in den Strassen markieren soll. Wieder spricht man von einem ?voto del miedo?, einer Wahl der Angst, mit welcher den Leuten das Wählen des sozialdemokratischen Kandidaten Lopez Obrador ausgetrieben werden soll.

Doch viele Leute lassen sich von der massiven Repression nicht mehr einschüchtern. Eindrücklich zeigt dies momentan die Situation im als Ferienparadies geschätzten Bundesstaat Oaxaca: Seit Mitte Mai streikt die oppositionelle LehrerInnengewerkschaft, mit der sich inzwischen viele weitere Organisationen solidarisieren, was am 7. Juni in einer Megamarcha mit 120’000 Personen gipfelte. Eine solche Mobilisierung hat Oaxaca seit 30 Jahren nicht mehr erlebt! Der korrupte, normalerweise nicht gerade zimperliche PRI-Gouverneur Ulises Ruiz hat es bisher nicht gewagt, die Mobilisierung anzugreifen. Vielleicht, weil die Wahlen vor der Tür stehen und er dem Präsidentschaftskandidaten der PRI, Roberto Madrazo, eine Million Stimmen aus Oaxaca versprochen hat...

Die "otra campaña", die andere Kampagne der Zapatistas und der linken Bewegungen in Mexiko, reagierte auf den Angriff in Atenco mit massiven, aber friedlichen Mitteln: In Chiapas riefen die Zapatistas "Alarmstufe Rot" aus, Subcomandante Marcos hat seine Rundreise durch Mexiko solange unterbrochen, bis alle Gefangenen von Atenco frei sind, in Mexiko und vielen Ländern fanden und finden Kundgebungen zur Freilassung der Verhafteten von Atenco und aller politischen Gefangenen statt. So auch in der Schweiz, wo gleichzeitige Besuche auf den Konsulaten in Genf, Lugano und Zürich stattfanden. Auf unserer Homepage findet ihr zahlreiche Artikel zum Thema Atenco sowie einen Protestbrief, den Ihr uns bis am 17. Juni unterschrieben zurücksenden könnt, damit wir die Unterschriften an die mexikanische Botschaft weiterleiten können.

Demo "Wir sind die Schweiz"

Die sechs Chiapas-Soligruppen der Schweiz werden zusammen mit Lateinamerika-Gruppen auch an der antirassistischen MigrantInnen-Demo ?Wir sind die Schweiz? teilnehmen, die am Flüchtlingstag, dem Samstag
17. Juni um 14 Uhr in Bern stattfindet, Besammlung Waisenhausplatz. Wir werden da zu den Ereignissen in Mexiko berichten. Infos dazu: www.sosf.ch

Kampagne Salud Zapatista

?Im Norden von Chiapas ist es gefährlicher, Zapatista zu sein?, sagte der Sub Marcos bei seinem Besuch in Palenque zu Beginn der ?anderen Kampagne?. Deshalb lancieren wir wie schon angekündigt zusammen mit medico international schweiz eine Gesundheitskampagne zur Zona Norte, in welcher insbesondere die Auswirkungen der Aufstandsbekämpfung auf die psychische Gesundheit thematisiert werden. Ziel ist es auch, in Zusammenarbeit mit den Zapatistas in der Zona Norte ihr Gesundheitssystem und damit ihre Autonomie zu stärken. Genauere Infos und Einzahlungsschein erhaltet ihr nächste Woche per Spendenaufruf, wenn ihr in unserem schriftlichen Verteiler seid, ansonsten meldet Euch, dann senden wir Euch den gerne zu.

Veranstaltungen

Chiapas-Festival in der Villa Rosenau, Basel

23./24. Juni mit Infos und Konzerten Veranstaltung zu Atenco und zur ?otra campaña? der Zapatistas von der Direkten Solidarität mit Chiapas am Freitag, 23. Juni um 19 Uhr. Andere Daten des zweitägigen Festivals bald auf: http://rosenau.homelinux.org/rosenau/events.html

Mexiko aktuell: Wahlen, Menschenrechte, soziale Bewegungen? Montag, 26.Juni 19 Uhr Quartierzentrum Aussersihl (Bäckeranlage), Hohlstr. 67, 8004 Zürich Peace Watch Switzerland berichtet über die Freiwilligen-Einsätze in Chiapas, Oaxaca und Guerrero.
http://www.peacewatch.ch


Quelle:
Direkte Solidarität mit Chiapas/Café RebelDía:
Quellenstrasse 25, 8005 Zürich

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Quellenstrasse 25
8005 Zürich

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Quelle: https://chiapas.ch/


 

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