Encuentro-Abschluss in San Cristóbal

La Jornada vom 08.07.2002
von Elio Henríquez
übersetzt von: Dana

 

San Cristóbal de las Casas, Chiapas, 7. Juli. Die mehr als 1000 Teilnehmer des Nationalen Encuentros für Frieden mit Würde und Gerechtigkeit − das heute in dieser Stadt seinen Abschluss fand − kamen überein, die San Andrés Vereinbarungen zu verteidigen und alle zivile Kämpfe auf die Schaffung der Voraussetzungen für Frieden in dem Stadt auszurichten, hinsichtlich Menschenrechte und der Errichtung der Demokratie.

In dem Dokument "Strategische Richtlinien" erklärten die Teilnehmer die Notwendigkeit, den "Ernst der Kriegsituation und der Konflikte auf nationaler Ebene" für Gesellschaft und Öffentlichkeit sichtbar zu machen, sowie die Dringlichkeit eines "wahren Friedens" in Chiapas.

Andere Beschlusse beim Ende des Treffens das am Freitag begann, waren die Schaffung einer neuen politischen Kultur, die auf den Prinzip des Respekts vor der Diversität und den Kulturen des Landes begründet ist, sowie die Verstärkung der Beteiligung der Zivilgesellschaft an den Prozessen des kontinentalen Kampfes gegen das Freihandelsabkommen, dem Puebla-Panama Plan und der neoliberalen Globalisierung. Sie kamen ebenfalls überein zu dem Wiederaufbau der sozialen und Gemeindestrukturen beizutragen, die zivile Beteiligung und Beobachtung im Bereich der Menschenrechtverteidigung, des Kampfes gegen Militarisierung und Paramilitarisierung, der Freilassung der politischen Gefangenen und die Schaffung von Voraussetzungen für die Rückkehr der Vertriebenen zu stärken, sowie die Prozesse der Autonomie und des Widerstandes der indigenen Völker zu unterstützen, und ihre Verbindungen zu allen Bewegungen der Zivilgesellschaft zu stärken..

Ausserplanmässige Aktivitäten

Das Organisationskomitee hatte angekündigt, dass das Encuentro mit einem Marsch durch die Strassen von San Cristóbal enden würde, aber später kam man überein, dass es mit der Abschlusszeremonie im Hermanos Domínguez Stadttheater enden sollte, was auch geschah.

Die Vollversammlung war für 13:00 Uhr angesetzt worden, aber wegen Verzögerungen an den Arbeitstischen begann sie nach 17:00 Uhr. Vor der Lesung der Dokumente die am Schluss bewilligt worden waren, sang man die zapatistische Hymne, und dann spielte die Tlayacapan Bezirksband, die den Bolero Cuatro Vidas "unserem grossartigen Freund Carlos Payán Velver" widmeten, dem Gründer der La Jornada, mit der Bemerkung, dass "er sein Leben für diese Patria und die ganze Welt gegeben hat." Das Lied Mi Ranchito widmeten sie dem Gedenken an Cristina Payán.

Da die Abschlussdokumente immer noch nicht bereit waren, spielte die Band weiter, und sogar Angehörige des Acteal Chores, die nicht auf den Programm standen, stiegen auf Bitten der Tlayacapan Musiker auf das Podium, unter Leitung von Anacleto Pedraza, Präsident des zapatistischen Rates.

Während der Unterbrechung gaben die Sprecher bekannt, dass etwa 300 pro-zapatistische Indigenas in dem Autonomen Bezirk Olga Isabel in Chilón gerade eine Strasse besetzt hatten, und schwere Baumaschinen aufhielten, um gegen den Bau einer Zugangsstrasse durch Gebiete die von EZLN Unterstützungsbasen bewohnt werden zu protestieren.

Die Abschlussdokumente wurden gegen 18:00 Uhr vorgelesen, zunächst in mehreren indigenen Sprachen und später auf Spanisch. In einem Dokument mit dem Titel "Aufruf an das nationale Gewissen und Herz", erklärten Encuentro Teilnehmer von 285 Organisationen aus 13 mexikanischen Staaten und 13 andere Länder − dass es keine Demokratie ohne die Anerkennung der Rechte der indigenen Völker geben würde, noch irgendeine Staatsreform geben würde, solange diese Garantien nicht verfassungsmässig anerkannt werden. Sie erklärten weiter, dass die Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung (EZLN) ein "notwendiger und fundamentaler Faktor für Frieden und eine neue Hoffnung" sei.

Als eine ihrer Prioritäten definierten sie die Verteidigung der San Andrés Vereinbarungen, und durch alle verfügbaren Mittel deren vollständige Erfüllung zu fordern. Sie forderten des weiteren die Erfüllung der drei von der EZLN gestellten Bedingungen für die Wiederaufnahme des Dialoges, und die Anerkennung und die Respektierung der kollektiven Rechte der indigenen Völker.

Klima der Anspannung und Ungewissheit

In diesem Dokument stellten sie fest, dass in Chiapas und besonders in der zapatistischen Region "ein Klima der Anspannung und Ungewissheit" herrscht, und dass die drei EZLN Bedinungen für die Wiederaufnahme des Dialoges nicht erfüllt worden sind, Bedingungen, die von der Bundesregierung als "verdienstvoll" erachtet worden sind. Weiter hiess es, dass die Paramilitärs "weiterhin Straflosigkeit geniessen, und zu einer neuen Phase übergegangen sind, in der die nordamerikanische Aufstandsbekämpfungsdoktrin aufgenommen wurde, und eine ständige Aufreibung, Gewalt, Spaltung und alle Arten von Konflikte provozieren."

Sie erklärten ebenfalls, dass Regierungshandlungen "die hinter dem Rücken der Bevölkerung entwickelt werden," die Land- und Lebensbedingungen schwer belasten", und dass die EZLN weiterhin ein "Faktor für den Frieden" sind, und "mit gewaltigen Anstrengungen eine Vertiefung und Verschärfung der Gewalt verhindern." Sie sagten auch, der Plan Puebla-Panama würde ein "Ethnozid" darstellen.

Die Encuentro Teilnehmer betonten, dies sei der Augenblick für die Zivilgesellschaft "die Initiative wiederzuergreifen", um zur "Erzielung eines neuen sozialen und politischen Paktes und der Errichtung eines neuen Staates" beizutragen.

In diesem Appell an die Mexikaner schlossen sie, "Es ist ebenfalls lebenswichtig und dringend notwendig, dass die drei Staatsgewalten, und besonders die Bundes- und Staatsbeamten aus Chiapas, ihre Verpflichtungen ehren, lernen gehorchend zu regieren, die Würde der Menschen und der gesamten Nation achten und das ihnen anvertraute Amt erfüllen."

 

Quelle: https://www.jornada.com.mx/


 

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