Veranstaltungstipp: kinoki lumal

News vom 17.08.2002

 

Liebe FreundInnen,
sehr geehrte VeranstalterInnen,
sehr geehrte JournalistInnen,

Wir senden Euch/Ihnen hier ein fact sheet mit den Informationen zur aktuellen Veranstaltungstournee des unabhaengigen Medienprojekts kinoki lumal. Bei Interesse an einem Praesentationstermin bitten wir Sie/Euch mit uns Kontakt aufzunehmen.

Rilaj Mam. Weltbild und Widerstand in Guatemala
Alberto Vallejo Reyna, Ethnologe aus Mexico City, und Thomas Waibel, Philosoph und Videoaktivist aus Wien, reisen im November 2002 mit dem neuen Video (77 Min., Guatemala 2002) durch Oesterreich, Deutschland, Schweiz und Spanien und gestalten Informationsabende zu folgenden Themen:

- indigene Kultur und Widerstand: Rilaj mam − Mythos und Tradition der Maya Tzutuhil in Guatemala, − selbstbestimmte indigene Bilderproduktion: Das Projekt kinoki lumal in Guatemala und Mexiko, − politische und kulturelle Selbstorganisation: Das Komitee fuer soziale Entwicklung in Santiago Atitlan, Guatemala.

Die Praesentationen bestehen aus Vortrag, Videovorfuehrung, Diskussion und einer Fotoausstellung. Auf individuelle Wuensche gehen die Vortragenden gerne ein. Vorlagen fuer Werbematerialien koennen zur Verfuegung gestellt werden.

Bitte setzen Sie sich rasch mit uns in Verbindung, wenn Sie Interesse an einem Veranstaltungs- oder Interviewtermin haben:

kinoki wien: Peter Grabher
Loehnergasse 12/6
A-1120 Wien
Tel.: +43-1-810 63 49
Mail: peter.grabher-AT-blackbox.net

kinoki lumal: Thomas Waibel
Mail: tjomki-AT-t0.or.at

Mit herzlichen Gruessen,

Peter Grabher
kinoki. Verein fuer audio-visuelle Selbstbestimmung

Wien, am 14. August 2002


kinoki lumal: Vortrags- und Film-Tour
Rilaj Mam. Weltbild und Widerstand in Guatemala

Zeitraum der Tour:

November 2002

Die Vortragenden:

Alberto Vallejo Reyna. Jg. 1972, Studium der Anthropologie und Ethnologie an der nationalen Hochschule fuer Anthropologie und Geschichte in Mexiko, Mitarbeit in Ausgrabungen von Massengraebern des guatemaltekischen Buergerkrieges, schrieb seine Diplomarbeit ueber den Nawalismus der Maya Tzutuhil, eine Untersuchung ueber Geschichte und Tradition des Rilaj mam. Derzeit Student am Maya-Forschungszentrum der nationalen autonomen Universitaet von Mexiko (UNAM).

Thomas Waibel. Jg. 1968, Studium der Philosophie, Soziologie und Geschichte an der Universitaet Wien, Mag. Phil., Mitbegruender einiger Kollektive, die sich mit dem kulturellen Ausdruck beschaeftigen, wie etwa kinoki, Verein fuer audiovisuelle Selbstbestimmung. Seit 1998 in Mittelamerika, wo er mit Maya Tzeltal das Projekt kinoki lumal betreibt, mit dem Ziel den selbstbestimmten kulturellen Ausdruck der dort lebenden indigenen Bevoelkerung zu foerdern.

»Rilaj mam, der alte Grossvater«

Dokumentarfilm
77 Min., VHS-NTSC
Spanisch und Maya Tzutuhil mit dt. Untertiteln
Guatemala 2002
Erzaehlung: Alberto Vallejo Reyna
Montage: Thomas Waibel
Produktion: kinoki lumal

Der Kontext:

Entgegen allen Bemuehungen zur Christianisierung vermochten die indigenen Kulturen Mittelamerikas sich die ihnen eigene Spiritualitaet zu bewahren und zu praktizieren. Diese Glaubensvorstellungen bilden den kulturellen Hintergrund fuer die Widerstaendigkeit der urspruenglichen Bevoelkerung und sind auch Ausdruck ihres Strebens nach Gleichheit und Selbstbestimmung. Guatemala und seine ueberwiegend indigene Bevoelkerung liegen mit ihrer kulturellen Vielfaeltigkeit im Schnittpunkt der unterschiedlichsten mittelamerikanischen Traditionen. Hier lebt ein Grossteil der Maya-Bevoelkerung Amerikas mit mehr als zwanzig Sprachgruppen und Kulturen. Der Film besucht die Maya Tzutuhil in Santiago am Atitlansee und erkundet mit ihnen die grosse Erzaehlung von ihrem Schutz- und Schoepfergott Rilaj mam, ihres alten Grossvaters, wie er liebevoll genannt wird.

Der Film:

Waehrend der Dreharbeiten begleitete das Filmteam zehn Tage lang die alljaehrlich stattfindende Feier zu Ehren des Schutzgottes, anlaesslich derer der alte Grossvater mit all seinen Habseligkeiten in ein neues Haus umzieht und die verschiedenen Aemter seiner Kultusbeauftragten uebergeben werden. Innerhalb dieser Rahmenhandlung erschliessen sich der ZuschauerIn mannigfaltige Geschichten und Mythen, die sich um die Figur des Rilaj mam ranken. In den Interviews kommen verschiedene RepraesentantInnen der Maya Tzutuhil zu Wort: der Bildhauer, der fuer die Maske der Gottheit verantwortlich ist, der erste mit dem Kultus beauftragte Maya- Priester und Heilkundige, sowie seine Schwester, die die Herstellung und Geschichte des waehrend der Feierlichkeiten zubereiteten traditionellen Maisgetraenkes erklaert. Die gemeinsam mit den Maya Tzutuhil erfolgte Ausarbeitung des Drehbuches ermoeglicht es dem Film zum erstenmal der traditionellen Zuruestung und Bekleidung der Gottheit beizuwohnen, ein Vorgang der ansonsten nur in kompletter Dunkelheit und unter Ausschluss der Oeffentlichkeit stattfindet.

Die Herstellung:

Die Gruppe kinoki lumal arbeitet seit einigen Jahren mit Maya Tzeltal im mexikanischen Bundesstaat Chiapas an der audiovisuellen Selbstbestimmung der indigenen Bevoelkerung. kinoki lumal betreibt ein Video- Wanderkino im Lakandonischen Regenwald und bemueht sich, Dokumentarfilme im kollektiven Prozess mit den Leuten vor Ort herzustellen. Das ausdrueckliche Ziel ist es, die indigene Bevoelkerung, die sooft zum Objekt fremder Schaulust degradiert war, in die ProduzentInnen ihrer eigenen Bilder zu verwandeln, in SchoepferInnen selbstbestimmter Identitaet und in DarstellerInnen ihrer eigenen kollektiven Traeume. Vor diesem Hintergrund erhielt kinoki lumal eine Einladung vom Komitee fuer soziale Entwicklung in Santiago Atitlan, gemeinsam eine Dokumentation ueber die spirituelle Tradition der Maya Tzutuhil zu erarbeiten. In dieser Zusammenarbeit entstand der erste von der Bevoelkerung autorisierte Film ueber die wichtigste Gottheit Santiagos, den Nawal Rilaj mam, den alten Grossvater.

Der Mythos:

(, kinoki lumal 2002)

Zur juengeren Geschichte Guatemalas:

Der Sturz der demokratisch gewaehlten sozialistischen Regierung von Jacobo Arbenz in den 50er Jahren fuehrt zu einer langen Serie von Militaerdiktaturen und kurzlebigen Zivilregierungen, die in einen der laengsten amerikanischen Buergerkriege muenden. 36 Jahre militaerischer Auseinandersetzungen mit unbeschreiblichen Massenmorden vor allem an der indigenen Zivilbevoelkerung; negativer Hoehepunkt des Genozids in den 80er Jahren waehrend der Diktatur von Rios Montt, in der es auch zur Paramilitaerisierung nahezu der gesamten Bevoelkerung durch die sogenannten Patrouillen zur zivilen Verteidigung kommt. Nach einem Massaker der Bundesarmee gelingt es den Bewohnern von Santiago Atitlan durch lang anhaltende Proteste ihr Dorf 1992 zu militaer- und polizeifreiem Gebiet zu machen. Nach mehrjaehrigen Friedensverhandlungen kommt es endlich 1996 zur Unterzeichnung eines Friedensvertrages und zur (teilweisen) Entwaffnung der Buergerkriegsparteien. In den darauffolgenden Wahlen allerdings gelingt es dem ehemaligen Diktator Rios Montt in den guatemaltekischen Kongress gewaehlt zu werden − ein Umstand, der die Menschenrechtsaktivistin und Friedensnobelpreistraegerin Rigoberta Menchu veranlasst, eine Klage gegen ihn wegen Menschenrechtsverletzungen am spanischen Gerichtshof vorzubringen. Durch die Zurueckweisung dieser Anklage und wegen der mangelnden Einhaltung des Friedensabkommens zeichnen sich erneut gefaehrliche Tendenzen der Destabilisierung in Guatemala ab.

Technische Erfordernisse:

− Videobeamer und Videorecorder (werden bei Bedarf mitgebracht)

− Projektionsmoeglichkeit (Leinwand oder weisse Wand, mind. 2x3 Meter)

− Tonanlage (Boxen, Verstaerker, Mischpult oder Aktivbox mit Chinch- oder Klinkeneingang, 1 Mikrophon) − Moeglichkeit Fototafeln aufzuhaengen

Kosten:

- Fahrtkosten und Unterbringung fuer 2 Personen
- Vortragshonorar nach Absprache

Kontakt:

kinoki wien: Peter Grabher
Loehnergasse 12/6
A-1120 Wien
Tel.: +43-1-810 63 49
Mail: peter.grabher-AT-blackbox.net

kinoki lumal: Thomas Waibel
Mail: tjomki-AT-t0.or.at

+++ Kinoki lumal +++ viva la autogestion audiovisual +++ revolution will not be televised +++ wir blenden die sterne mit unseren projektoren (dziga vertov) +++ kinoki +++

 

Quelle: http://www.kinoki.at/


 

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