Die Sorgen der indigenen Gemeinden in Chiapas

CIEPAC vom 29.08.2001
Chiapas al Día, No. 257 CIEPAC
übersetzt von: Dana

 

In den letzten Wochen, haben Indigenas aus verschiedenen Gemeinden und Regionen ihre Sorgen geäussert. CIEPAC hält jährlich durchschnittlich 80 Treffen und Workshops mit Organisationen und indigenen Gemeinden in Chiapas ab, um gemeinsam über die politische, soziale und wirtschaftliche Realität zu reflektieren, in der wir im Rahmen der Globalisierung des neoliberalen wirtschaftlichen und militärischen Modells leben, und Alternativen und Vorschläge für den Aufbau von Frieden und Gerechtigkeit zu suchen. Wir möchten nun einige dieser Reflektionen und Sorgen aus einigen Workshops in den Los Altos, Nord- und Selva Regionen teilen.

In einer Region in Los Altos, auf die einfache Frage hin, welche die sieben Probleme sind, die die Gemeinde am meisten beunruhigen, ordnete die erste Gruppe sie folgendermassen:

1) Die internen Spaltungen in der Kirche, zwischen den Katholiken und den sogenannten Amatulis, die der neue Bischof von San Cristóbal jetzt bevorzugt und unterstützt.

2) Die Spaltungen die von den politischen Parteien generiert werden, zusätzlich zu den internen Spaltungen zwischen ihnen und innerhalb der Gemeinden.

3) Die Paramilitärs, die nun in immer mehr in andere Gemeinden eindringen.

4) Die niedrigen Preise für landwirtschaftliche Produkte, vor allem für Kaffee, der sich nun in einer schweren Krise befindet und Tausende Campesinos und Indigenas in dem Bundesstaat belastet.

5) Die Militarisierung der indigenen Gemeinden der Region.

6) Die Gesundheit, da sie täglich von Krankheiten bedroht sind, ohne Möglichkeiten für ärztliche Behandlung.

7) Der Landmangel, da "viele keinen Flecken Land besitzen auf dem sie ihr Haus bauen können".


Die zweite Gruppe sagte:

1) Die Spaltung zwischen den Katholiken der Gemeinde.

2) Die niedrigen Preise für landwirtschaftliche Produkte.

3) Die künstlichen Düngemittel, da "viele Chemikalien verwendet werden, die unsere Ländereien schädigen".

4) Die Spaltungen die von Regierungsprojekten wie Procampo und Progresa generiert werden.

5) Die Militarisierung, da "die Militärposten ständig zunehmen", zusätzlich zu der Präsenz der paramilitärischen Gruppen.

6) Der Drogenhandel, da "die Militärs den PRIistas die Samen geben, und bald einen Vorwand haben um in die Gemeinden einzudringen".

7) Das COCOPA Gesetz für Indigene Rechte und Kultur, das nicht erfüllt worden ist..

Die dritte Gruppe wählte folgendermassen:

1) Die politischen Parteien die mehr Spaltungen verursachen, als dass sie die Menschen unterstützten.

2) Die niedrigen Preise für unsere landwirtschaftliche Produkte.

3) Die religiösen Spaltungen.

4) Die militärische und paramilitärische Präsenz.

5) Der Verlust von Kultur und Traditionen.

6) Die Spaltungen unter den Gemeinden.

7) Die Armut und der mangelnde Zugang zu medizinische Versorgung und Ausbildung.

Nach einer ausfühlichen Beratung unter allen Teilnehmern, kamen sie zu folgenden Vorschlägen. Am meisten hervorgehoben wurde die Notwendigkeit sich als Bezirke besser zu organisieren und zu stärken, obwohl andere meinten, es sei besser sich als "Volk" zu organisieren. Sie beschlossen ebenfalls, weder das Saatgut für patentierten oder genveränderten Mais, der ihnen von der Regierung angeboten wird, anzunehmen, noch die chemischen Düngemittel, die ihnen von Firmen angeboten werden, zu benutzen, um ihre Nahrungsmittel und ihre Ländereien zu schützen. Den Créole Mais zu bewahren und das zu konsumieren, was man selbst produziert, waren andere wichtige Punkte für die Teilnehmer aus verschiedenen Gemeinden. Abschliessend beschlossen sie, dass die richtige Strategie "Selbsterhaltung" und die "Förderung der Autonomie" sei.

Sie lehnten ebenfalls den Puebla Panamá Plan (PPP) ab, und zeigten sich entschlossen "unsere Länder und das Wenige, das wir haben zu erhalten" und zu verteidigen. Sie lehnten das Programm für die Zertifizierung Ejidaler Rechte (PROCEDE) ab "weil es ein Weg der Täuschung ist " um Ejido- und indigene Länder zu privatisieren und sie sich anzueignen. Dennoch war für sie kein anderes Thema so wichtig, wie die Durchsetzung der Erfüllung der San Andrés Vereinbarungen für Indigene Rechte und Kultur.

In einer anderen Region der nördlichen Zone, versammelten sich Indigenas aus verschiedenen Bezirken und Gemeinden nach stundenlanger Reise. Die Frage war die gleiche, und die erste Gruppe führte ihre Probleme auf:

1) Die Modifizierung des 27. Verfassungsartikels, die die Privatisierung unserer Länder und die Armut der Landwirtschaft erlaubte.

2) Die Spaltung zwischen Katholiken und Protestanten in den Gemeinden.

3) Die Drogen und der Alkoholismus, die in unsere Bezirke eingeführt wurden und unsere Familien und Gemeinden beeinflussen.

4) Die politischen Parteien spalten, versprechen und erfüllen danach nichts.

5) Der Landmangel.

6) Die Regierung, die die San Andrés Vereinbarungen über das Gesetz für indigene Rechte und Kultur nicht erfüllt.

Die zweite Gruppe wählte folgendes:

1) Das COCOPA Gesetz über die San Andrés Vereinbarungen, das von dem Bundeskongress abgelehnt worden ist.

2) Der PPP, der nur den Unternehmern zugute kommen wird.

3) Das Verschwinden unserer Kultur.

4) Die niedrigen Preise für unsere landwirtschaftliche Produkte.

5) Die Spaltungen zwischen den Gemeinden.

6) Die Drogenabhängigkeit die Raube und Tode verursacht, zusätzlich dazu das "die Militärs die Samen verteilen damit sie sich verbreiten ".

7) Die Militarisierung der Gemeinden, "die Soldaten bleiben".

Auch die Frauen hatten das Sagen. Und oft werden ihre Probleme von den Männer nicht angehört. Sie sagten, ihre grössten Probleme sind:

1) Die Diskriminierung, "wir sind weniger wert, sie behandeln uns, als ob wir weniger wert wären, als ob unser Wort keinen Wert hätte."

2) Die Ungleichheit, "wir sind nicht gleichberechtigt" und wir wollen die selbe Beteiligung.

3) Der Mangel an Verständnis, "Sie verstehen nicht, was wir tun wollen", "wir sind Frauen und wollen teilnehmen, uns sie lassen uns nicht".

4) Die Spaltungen zwischen Männer und Frauen. "Der Mann wird ärgerlich, ich will ausgehen und sie erlauben es mir nicht ".

5) Der Alkoholismus der Spaltungen verursacht. "Wenn der Mann bei Bewusstsein ist, versteht er, wenn er betrunken ist behandelt er uns schlecht ".

6) Die Arbeitslosigkeit. "Wir Frauen haben keine Positionen im Bezirk, im Staat. Sie geben uns das Wort nicht".

7) Die Krankheiten, wie die Kopfschmerzen die wir Frauen haben.

Die dritte Gruppe wählte folgende Probleme, die sie am meisten beunruhigten:

1) Der Alkohol, der uns keine Fortschritte machen lässt.

2) Die niedrigen Preise für unsere landwirtschaftliche Produkte und das Maisproblem. "Viele genetisch veränderte und kontaminierte Maissorten kommen bereits".

3) Die Spaltungen, die von den politischen Parteien verursacht werden und untereinander.

4) Die Wasserkraftindustrie, die uns das Land wegnehmen will

5) Die Regierung, die für die Unternehmer arbeitet und nicht für uns.

6) Die Militarisierung der Gemeinden.

7) Die San Andrés Verträge sind nicht erfüllt worden. "Die Regierung versprach viel und es hat sich nichts verändert. Sie hat sich verpflichtet, das Gesetz für Indigene Rechte und Kulur zu retten, und hat das nicht erfüllt. Das ist eine schwere Ungerechtigkeit. Sie will nicht, dass wir die selben Rechte und Freiheiten wie sie haben". "Der Präsident der Republik regiert für seine Unternehmergruppe".

Eine grosse Gruppe indigener Jugendlichen aus verschiedenen Bezirke der Selva Region, hielten ihren eigenen Workshop und Analyse der Konjunktur ab. Aus ihrer Perspektive analysierten sie die sieben wichtigsten Probleme die sie beunruhigen.

Die erste Gruppe entschied sich für folgende:

1) Die niedrigen Preise für landwirtschaftliche Produkte, vor allem für Kaffee.

2) Die Kontaminierung der Umwelt.

3) Die Gesundheitsprobleme, die Krankheiten und die Unterernährung in den indigenen Gemeinden.

4) Die Spaltungen in den Gemeinden, die von den politischen Parteien geschaffen werden, die "nur nach ihrem eigenen Vorteil suchen".

5) Die Drogen und der Alkohol in den Gemeinden.

6) Der Mangel an Ausbildung und Schulen in allen meist marginalisierten Regionen.

7) Die 15% Steuererhöhung, die die Regierung durchsetzen möchte.

Die zweite Gruppe wählte:

1) Die niedrigen Preise für Produkte, allen voran der Kaffee "von dem wir alle abhängen, von dem wir uns ernähren; es gibt nicht genug Geld um leben zu können".

2) Die schlechte Verteilung des Reichtums in Mexiko. "Er bleibt in wenigen Hände, und während es immer mehr Arme gibt, gibt es wenige Reiche die immer reicher werden ".

3) Die Privatisierung der natürlichen Resourcen, "für die Fremden die sich im Land niederlassen, und für die lokalen Indigenas, nichts".

4) Die Bezirksautoritäten verteilen die Resourcen nicht angemessen an die marginalisierten Gemeinden.

5) Die Preise für Grundprodukte, die wir kaufen, werden immer teurer.

6) Fehlende Institutionen die sich um die Bedürfnisse der Gemeinden kümmern, wie Kliniken und Strassen. "Es gibt Gemeinden die weder Kliniken noch Schulen haben".

7) Die politischen Parteien "suchen mehr Sympathisanten, und wenn der politische Anführer ankommt, spalten sie unsere Gemeinden, die davor gut organisiert waren". Die politischen Parteien "verbrauchen viel Geld für Wahlkampagnen, anstatt es an die indigenen Gemeinden zu leiten. Sie sind exzessiv und darüberhinaus spalten sie uns ".

Die dritte Gruppe wählte:

1) Die Marginalisierung. "Es gibt immer mehr Arme. Die Regierung berücksichtigt die Indigenas nicht".

2) Durch die Modifizierung des 27. Verfassungsartikels "bleiben unsere Länder ungeschützt, die Campesinos wurden zu Kleinbesitzern, um die Länder zu verkaufen".

3) Durch die "Freihandelsverträge können die grossen Unternehmen kommen, um ihre Produkte zu verkaufen und wir können es nicht, wir produzieren nichts".

4) Die Umweltverschmutzung.

5) Die Spaltungen in den indigenen Gemeinden.

6) Die niedrigen Kaffeepreise.

7) Die Migration in der Landwirtschaft, die immer mehr anwächst.

Die vierte Gruppe sagte:

1) Die schlechte Produktion, "da es in unsere Gemeinden keine ausreichende Technologie gibt". "Es gibt auch keine Subventionen von der Regierung".

2) Der fehlende Markt für unsere Produkte.

3) Die Gesundheitsprobleme, "es gibt keine Gesundheitszentren für die komplizierten Krankheiten, es gibt keine Medikamente und sie sind teuer".

4) Die Ausbildung, "es gibt keine Schulen ".

5) Das Wohnen, "es gibt keine Subventionen für würdige Unterkünfte ".

6) Die Abholzung, "die natürlichen Resourcen werden abgebaut".

7) Die Kontaminierung der Umwelt, "die Krankheiten verursacht".

Zuletzt schloss die fünfte Gruppe:

1) Die niedrigen Kaffeepreise.

2) Der fehlende Markt für unsere Produkte, hauptsächlich Kaffee, "obwohl wir auch Orangen produzieren, Bananen..."

3) Die Spaltungen durch die politischen Problemen, "die Einwohner eines Bezirkes kämpfen untereinander, das ist es, was die Politik verursacht".

4) Die Gesundheit, "es gibt weder Kliniken noch medizinische Versorgung ".

5) Die mangelnde Ausbildung in marginalisierten Gemeinden.

6) Die Nichterfüllung der Indigenen Rechte und Kultur, "wir werden weder Rechte, noch Stimme, noch Beteiligung haben. Sie wollen, dass wir für immer marginalisiert bleiben"

7) Die mangelnde Kommunikation "zwischen den Personen; die politischen Parteien kommunizieren nicht richtig, es wird das Gegenteil von dem gesagt was getan wird."

Die Drogen, der Alkohol, die Regierungsprogramme, die Militarisierung, die Paramilitärs, die Religion und die Parteien, provozieren die Spaltungen in den Gemeinden. Und in diesem Kontext nähert sich der Wahltag in Chiapas, an dem 118 Bezirkspräsidenten und 40 Abgeordnete des lokalen Kongresses, am 7. Oktober neu gewählt werden müssen. Zusätzlich dazu, entschloss sich eine Gruppe vertriebener Familien der Las Abejas, nach mehreren Jahren als Flüchtlinge in der Stadt von San Cristóbal, am 28. August in den Chenalhó Bezirk zurückzukehren. Die Auseinandersetzung um die lokale Macht, die Furcht der PRIistas ihren Einfluss zu verlieren, und die Paramilitärs die weiterhin unbestraft und bewaffnet in diesem Bezirk bleiben, könnten mehr Gewalt erzeugen. Aus diesem Grund, sind die Bundes- und Staatsregierungen und die Mexikanische Armee für alles verantwortlich was was passieren könnte.

Gleichzeitig, setzt die landwirtschaftliche Krise, des Maises, des Kaffees und des Zuckers unter anderen Produkten, zusammen mit PROCEDE, die Indigenas unter Druck ihre Länder aufzugeben. Jetzt bereitet die Regierung angesichts der Krise der mexikanischen Landwirtschaft eine neue Strategie vor, die um diese anzugehen und Subventionen zu verteilen, zunächst die Bewilligung des Bundeskongresses für die Steuerreform erfordert, die eine 15% Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel und Medikamente beinhaltet, unter anderen Massnahmen die der Internationale Währungsfond und die Weltbank von der Fox Regierung gefordert haben, und die Wirtschaft des Landes künstlich aufrechterhalten, da während neue Beschneidungen des Bundesbudgets und kein Wachstum der Wirtschaft angekündigt werden, die Bundesregierung Millionen Pesos zur Unterstützung der Landwirtschaft verspricht.

Trotz all dem, weigern und widersetzen sich die Indigenas weiterhin vom Markt verschwunden zu werden. Die Hoffnung ist nicht verloren. Die Autonomie, die Nahrungsselbstversorgung; die Verteidigung ihrer Länder, ihres Gebietes, des Maises, der Umwelt, ihrer Identität und Kultur sind und wird weiterhin die Strategie gegen den Angriff des Neoliberalismus bleiben.

Wer Ohren hat zu hören, der höre.

Gustavo Castro Soto CIEPAC, A.C.



CIEPAC ist Mitglied der Bewegung für Leben und Demokratie (MDV) von Chiapas; des Mexikanischen Aktionsnetzwerkes gegen den Freihandel (Red Mexicana de Accion Frente al Libre Comercio — RMALC); der Konvergenz der Bewegungen Amerikanischer Völker (Convergencia de Movimientos de los Pueblos de las Americas — COMPA).

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