Die Otra in Ciudad Juarez sperrt Grenzübergang in El Paso

Solidaritätsaktion mit Oaxaca

La Jornada vom 02.11.2006
Hermann Bellinghausen
übersetzt von: Dana

 

Mehr als 500 mexikanische und US-amerikanische Bürger unterstützten die Demonstration Angehörige der anderen Kampagne protestieren gegen die Konstruktion der US-Mauer.

Ciudad Juárez, Chihuahua. 1. November. Punkt 10:00 Uhr wurde in einer von Subcomandante Marcos angeführten, organisierten Aktion der Anderen Kampagne von beiden Seiten der Grenze, an der sich ca. 500 mexikanische und US-amerikanische Bürger beteiligten, die internationale Brücke Lerdo − der Grenzübergang von El Paso, Texas nach Mexiko − mehr als eine halbe Stunde lang gesperrt.

"Wir sind hierher gekommen um diese internationale Brücke in Solidarität mit der Bevölkerung von Oaxaca symbolisch zu sperren, und auch um gegen eine Reihe von Ungerechtigkeiten zu protestieren, die wir hier in Ciudad Juárez und entlang der ganzen nördlichen Grenze gesehen haben", erklärte Marcos, inmitten des gelben "Streifens" zwischen den Landesfahnen der mexikanischen Trikolore und den Stars n’ Stripes. Im gleichen Augenblick erschien von der texanischen Seite ein Hubschrauber der US-Zollpolizei und überflog die Blockade auf niedriger Höhe, mehr um einzuschüchtern als zu überwachen. Dem Luftfahrzeug erhoben sich 500 Formen der verbalen und mimischen Ablehnung auf zwei Sprachen entgegen.

"Wir haben gesehen, dass die Mauer, die von der George Bush Regierung mit Beihilfe von Vicente Fox errichtet wird, nur dazu dient um unsere Leute zu töten. Zu der Mauern des Flusses und der Wüste kommt diese Mauer hinzu, und unsere Landsleute, die die Grenze überqueren um zu arbeiten, nicht um etwas schlechtes zu machen, werden wie Terroristen behandelt", sprach der Delegierte Null weiter, umgeben von der kämpferischen Menschenmenge, die von beiden Ufern des Rio Bravo zusammenkamen, um sich in der Mitte der Brücke zu treffen und unter Sprechchöre und Umarmungen miteinander zu verschmelzen. "Oaxaca ist keine Kaserne, raus mit dem Militär", "Ulises ist schon gefallen", wiederholten alle. Die Aufschrift auf einem schwarzen Sarg fragte: "Wie viele Tote mehr? Weg mit URO!"

Auf der juarezischen Seite lauerten mehrere Streifenwagen der Bezirks- und Bundespolizei, während auf texanischer Seite ein Aufgebot diverser Kontingente der Homeland Security, des County und des texanischen Bundesstaates gebildet wurde. Mit automatischen Schusswaffen, Helme und Schilden, Tränengasgranaten und einem wütenden Polizeihund, gingen Bereitschaftspolizisten der US Border Patrol, Inmigration Police Custom Enforcement, US Custom and Border Protection, sowie ’Sheriffs’ von El Paso und die ’Rinches Rangers’ (wie die alten Corridos sie nennen) des texanischen Bundesstaates in Stellung.

"In Juárez gibt es keine Gerechtigkeit, junge Frauen werden ermordet und es wird nie herausgefunden wer der Schuldige ist, während es immer mehr so aussieht, als ob die Regierung in Juárez und Chihuahua selbst darin verwickelt ist", sagte Marcos vor einer Ansammlung, in der sich Dutzende Mitglieder der Border Witness Delegation befanden, die dort die Rechte mexikanischer Auswanderer verteidigen.

"Wir sind hierher gekommen, um Oaxaca zu sagen, dass sie nicht allein ist. Dass Chihuahua, Juárez, El Paso, das gesamte Land und sogar Texas, ihr im Kampf zur Seite stehen. Zum ersten Mal haben sich zwei hirnlose Staatschefs, die Herren Bush und Vicente Fox, zusammengetan, und auf beiden Seiten der Grenze erleiden wir das Unrecht, eine Regierung zu haben, die wir nicht verdienen. Die Andere Kampagne erkennt diese Grenze nicht an, wir betrachten unsere Compañeros auf der anderen Seite als Teil Mexikos, als Teil von uns. Unser Kampf erkennt weder diesen Hubschrauber an, noch diese Linie, noch diese Fahne dort oben. Mexiko beginnt nicht hier an diesem Streifen, sondern reicht viel weiter hinein, bis dahin wo auch immer einer unserer Landsleute kämpft und arbeitet".

Nachdem er die Blockaden in anderen Teilen des Landes erwähnte, erklärte Marcos, dass für die Zapatisten und die Andere Kampagne "dies unsere Art ist Fox zu sagen, dass er aufhören soll zu lügen und die Menschen zu täuschen". Er grüßte die Nachbarn, "Compañeros und Compañeras von der Anderen Seite; es gibt keine andere Seite, sie ist die gleiche. Jene, die von einer anderen Seite sind, befinden sich in diesem Hubschrauber und im Weißen Haus. Gemeinsam, von unten, werden wir sowohl die einen als auch die anderen zu Fall bringen. Wir schlagen vor, dass in unser Land, in dem diese Grenze nicht anerkannt wird, von unten befohlen wird".

Die Demonstranten riefen in Chor: "Wir sind ein Volk ohne Grenzen". Weniger als 50 Meter entfernt wachten US-Agenten, angespannt, an ihre Funkgeräte klebend. Ein Landarbeiter aus El Pajo übernahm das Wort, die Grenzgängervereinigung, die Bewegung Gerechtigkeit für den Barrio, das Mexiko Solidaritätsnetzwerk, Chicano Studentengruppen und Organisationen aus Juarez. "An der Grenze haben wir ’Ya Basta − Es reicht’ gesagt", rief ein Chicano Jugendlicher aus. "Hier an der Grenze geht der Widerstand weiter".

María Eugenia López, aus El Paso aber Tochter einer "von der mexikanischen Regierung exilierten" Familie aus Oaxaca, erklärte stolz auf die Bevölkerung ihres Staates zu sein und ließ die APPO hochleben. Nick, ein Jugendlicher aus New York und Indymedia Mitarbeiter, erwähnte "die vielen Tränen" der Freunde von Brad Will: "Wir haben bei den Angriffen der Regierung in Oaxaca unseren Bruder und viele andere verloren. Er starb aufrecht, seine Träume unterstützend, zu denen er vom Zapatismus inspiriert wurde". Beim Abschluss der Blockade errichtete eine autonome Gruppe aus Juárez auf mexikanische Seite eine Barrikade aus weißen Schleifen und Säcken.

Andererseits versuchte die Bezirkspolizei von Juárez an diesen Morgen den Wohnsitz zu durchsuchen, in dem die Karawane übernachtet hatte, und drohte damit Subcomandante Marcos zu verhaften, weil "uns die Anwesenheit von Vermummten", die uns in der Nachbarschaft als "Räuber" hinstellen "nicht gefällt". Gestern Abend schlugen Unbekannte das größte Fenster des Busses ein, in dem die Karawane reist, obwohl in der Gegend ungefähr zehn Polizeistreifen kreisten. Was auch der Bezirksbehörde bekannt war, die heute akzeptierte Schadenersatz zu leisten.

 

Quelle: https://www.jornada.com.mx/2006/11/02/016n1pol.php


 

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