Militarisierung der zapatistischen Regionen dauert an

Abholzung verursacht neue Konflikte

La Jornada vom 06.06.2001
Korrespondent Hermann Bellinghausen
übersetzt von: Dana

 

(Ocosingo, 6 Juni) — Es gibt drei verschiedene Chiapas, parallel nebeneinander existieren, ohne sich fast überhaupt nicht zu berühren. Das Chiapas der Regierung, das getreulich von den Massenmedien wiedergespiegelt wird, das Chiapas der Touristen die seit undenklichen Zeiten die alte Mayaroute befahren, und das Chiapas der realen indigenen Gemeinden, ihr beeindruckender täglicher Widerstand, und auch Erschöpfung, Krankheit, und die Entwurzelung der Vertriebenen.

In dem offiziellen Chiapas bleibt dies das Land der grossen Versprechen, in dem der Fortschritt nach Kräften durchgesetzt wird; vorher nach den Vortsellungen der Finqueros und Caciques, und heute nach dem Plan dem die Bundesarmee voransteht.

Weder in dem offiziellen, noch in dem touristischen Chiapas wird der langsame Krieg gefühlt der dem unteren Chiapas keine Ruhe lässt. In dem Chiapas der Exporte wird den Krieg nicht gesehen, der Widerstand nicht gehört.

Die Indigenas der autonomen Gemeinde Ricardo Flores Magón, in den Cañadas von Ocosingo nahe Montes Azules, denunziert dass die Soldaten nun "auf den Pfaden Hinterhalte vorbereiten um die Campesinos zu belästigen die zur Arbeit gehen oder von dort zurückkehren." Der Vorwand und die wahren Zielen dieses Eindringens in den Bergen:

"Die Soldaten springen zwischen den Bäumen hervor um die Campesinos über die Anwesenheit von Drogenhändler oder Angreifer zu verhören, und enden damit Fragen über die Zapatisten zu stellen, und ob es in der Zone Guerrilleros gäbe."

Zu diesem Panorama gehören auch die Konflikte wegen des Abholzens in Rómulo Calzada, und wegen der Beschädigung des Ejido San Juan am Ufer des Río Jataté (autonomer Bezirk Francisco Gómez), und von Buena Vista Pachán (autonomer Bezirk San Pedro de Michoacán).

In beiden Fällen sind zwischen den Ejidatarios Konflikte ausgebrochen die ve rmieden hätten werden können, weil die Regierung von Chiapas und das Sekretariat für Umwelt und Natürliche Resourcen (Semarnat) Erlaubnise ohne Einverständniss der Gemeinden erteilt hatte.

Zusätzlich zu den Umweltschäden durch die intensive Abholzung von Mahagony, Zedern und anderen Bäumen, öffnet diese Zerstörung des Waldes den Zugang für neue Strassen für den Krieg. Es handelt sich hierbei vornehmlich um schwer militarisierte Regionen mit einer vorherrschenden Anzahl von Gemeinden im Widerstand.

Die Landschaft der Selva Lacandona verwandelt sich unaufhörlich. Heute werden Bulldozer, Traktoren und Planierraupen unmittelbar von Konvois von Artillerie und Militärtruppen gefolgt. Bevor die Gemeinden wissen ob diese Strasse gebraucht wird oder nicht, wird sie bereits von der Bundesarmee kontrolliert.

Ein solcher Fall ist die Strasse die gerade zur Lagune Santa Ana (in Las Margaritas) gebaut wird — eine Strecke auf der es keine Gemeinden gibt, die aber den Zugang zu einer der letzten praktisch noch unberührten Lagunen des Waldes ermöglicht. Und sie dient als eine weitere Verbindungsstrecke für die Militarisierung, indem wenn sie die Positionen von Nuevo Momón und Vicente Guerrero, mit den Lagern in den Bergen, wie Corozal und Santo Tomas, die bisher nur aus der Luft versorgt werden konnten, miteinander verbindet.

Gibt es in dem Chiapas der Indigenas kein Dialog mit den aufständischen Gemeinden, sind für die Herausforderungen die die Zapatisten an die Nation gerichtet haben keine Lösungen zu sehen? Sind die versöhnlichen Deklarationen der Fox-Regierung nichts weiter gewesen als eine Täuschung?

Die Tzeltal Ejidatarios von San Juan sagten: "Wir werden von der schlechten Regierung nichts annehmen, und werden den Widerstand weiterführen." Mehr oder weniger dasselbe sagen auch die autonomen Bezirke Flores Magón, San Pedro Polhó, San Andrés Sakamch’en, San Pedro de Michoacán (um nur einige der Gemeinden zu nennen, die zwischen Mai und Juni Denuncias und Proteste an die Öffentlichkeit gerichtet haben).

In dem offiziellen Chiapas scheinen die Indigenas nur auf dem Papier zu existieren; in dem Touristischen sind sie in Stein gehauen, tot.

In dem unteren Chiapas bleiben die modernen Mayas aus Fleisch und Blut, bedrängt, hungrig, konfrontiert mit der chronischen Nichterfüllung der Versprechen der Regierung.

Frieden und der Respekt der Menschenrechte werden in den indigenen Gebieten des Staates kaum ernstgenommen. Die zurückhaltenden "Signale" des Foxismus haben sich rasch in Luft aufgelöst. Und die Antwort auf die soziale Herausforderung ist von neuem der militärische Vorstoss.



1. Bezirkshauptstadt von San Pedro de Michoacán, Chiapas Mexico.

Mittwoch, 30 Mai 2001

Denuncia.

An die nationale und internationale Zivilgesellschaft,

Brüder, wir sprechen öffentlich von dem was sich hier in unserer Gemeinde ereignet. Mit der Autorisierung der Umleitung der Strasse durch die Gemeinden betreibt die schlechte Regierung die selben Strategien wie Albores und Zedillo.

Diese Umleitung wird zuallererst von Santo Tomás wegführen, wo sich die Soldaten befinden, und nach Rio Corrozal führen, wo sich mehr Soldaten befinden. Sie wollen uns vortäuschen dies würde zum Wohl der Gemeinde geschehen; das sind Lügen. Dies wird ausgeführt, damit sie Fahrzeuge und Militärtanks gegen uns einsetzen können. In der Gemeinde von Veracruz befinden sich bereits ein tausend Liter Treibstoff um die Arbeit zu beginnen. Sie haben auch eine andere Umleitung in San Juan del Pozo angefangen, wo sie das zapatistische Gebiet nicht respektieren, und ein anderes die zu der Ranch S.Isabel führen wird.

Was für eine Art Frieden ist dies, den sich diese Bezirks-, Landes-, und Bundesregierungen wünschen? Für uns bedeuten diese Umleitungen nicht, dass die Nöte die wir Tag für Tag erleiden gelöst sein werden. Dies ist nichts anderes als eine Provokation der Regierung, und wir werden sie nicht zulassen, denn wir wollen nicht dass sie vortäuschen, sie würdem unsere Forderungen erfüllen. Wir haben nichts von alldem gefordert.

Wir sind nicht gegen unsere Campesino Brüder, und wollen nicht gegen sie kämpfen. Aber wenn etwas passiert wird es die Schuld der Regierung von Salazar Mendiguchia, Señor Fox und der Stadtverwaltung sein. Wir werden dies nicht weiter zulassen. Wir müssen die Regierung oder jene die das anordnen bekämpfen. Denn die schlechte Regierung will hier keinen Frieden. Aus diesem Grund versucht sie auf viele Arten zu provozieren.

Dasselbe geschieht mit der Abholzung in Buena Vista Pachan, die am 22 Februar 2001 eingestellt worden war. Nun hat die Bundesdelegation in Chiapas, der Ingenieur Ramon Aguirre Herrera, die Abholzung der Gebiete von San Jose und Santo Domingo erneut autorisiert. Was ist mit diesen Walddelegationen los? Wo bleibt die Sorge für die natürlichen Resourcen um die wir uns gekümmert haben? Was für eine Institution für den Wald ist dies? Die bessere Institution sind wir, weil wir uns um das was lebt kümmern. Aber nun haben sie die Anholzung einigen Geldscheinen zuliebe die sie erhalten haben wieder autorisiert. Das Geld das sie bekommen reicht ihren nicht und wird niemals genug sein. Und weil sie käuflich sind, versuchen sie unsere Reichtümer und unser Leben zu verkaufen. Sie versuchen die Menschen zu entzweien indem sie grosse Probleme schaffen.

Alles was hier passiert ist eine Provokation der schlechten Regierung, die die selbe Vorgehensweise und die selben Ideen hat wie Albores und Zedillo.

Es gibt keine Demokratie, keine Freiheit und keine Gerechtigkeit.

Ist dies das Gesetz dass sie geschaffen haben?

So werden unsere Gebiete, unsere Berge, unsere Gewässer respektiert. Das ist nicht die Antwort auf unsere Probleme und Bedürfnise. Diese Umleitungen bringen nur Probleme, Armut und Spaltungen zwischen vielen Kooperativen ohne Begünstigungen, die einigen Personen zu Gefallen sein müssen, die ihre eigenen Gemeinden ausbeuten, indem sie von den Menschen die nichts haben fordern mit ihnen zu kooperieren damit einige Leute Begünstigungen erhalten, wie das im Fall von San Juan del Pozo ist, wo Adolfo, Artemio Hernandez und andere die Menschen zwingen, um davon Vorteile für sich zu erzielen.

Das ist nicht korrekt.

Sie wissen, dass dies keine Notwendigkeit ist, weil es unsere Bedürfnise nicht löst, und solange die Regierung diese nicht erfüllt, werden wir das nicht zulassen.

Und sie wissen, dass alles was passieren wird deswegen passiert, weil die Regierung nichts will und keine Bereitschaft zum Dialog hat, sondern nur den Krieg will. Wenn sie das will, sind wir hier. Wir werden nicht brechen. Wir haben uns nicht ergeben, und wir werden uns nicht ergeben.

Hochachtungsvoll

Das autonome Bezirk San Pedro de Michiacán, 30 Mai 2001 (Siegel und Unterschriften)



2. Denuncia an die Öffentlichkeit

Brüder und Schwestern An die nationale und internationale Presse

Die Autoritäten des autonomen Bezirkssitzes Francisco Gomez, Chiapas, Mexico denunzieren folgendes:

In dem Ejido Rómulo Calzada dieses Bezirkes von Francisco Gomez, Chiapas,

Wir denunzieren, dass einige Leute von der Regierung eine Studie machen, bei der sie in der Gemeinde von Rómulo Calzada wertvolle Bäume markieren.

Und deshalb fordern wir, dass die Abteilung die für sie verantwortlich ist, die Zulassungen für den Verkauf des Holzes aufheben sollte.

Wir, die Bevollmächtigten dieses Bezirkes sind nicht damit einverstanden, dass die Käufer des Holzes ohne die Erlaubnis der autonomen Autoritäten eindringen können, und noch weniger würden wir ihnen erlauben die Wälder und Berge auf unserem zapatistischen Gebiet zu zerstören.

Zusätzlich, sind nur sehr wenige Ejidobewohner damit einverstanden, und die zapatistischen Ejidobewohner sind überhaupt nicht einverstanden. Der grösste Teil der wertvollen Bäume befinden sich auf nationalem Boden: deshalb verteidgen wir sie, damit sie nicht die Berge zerstören. Deshalb fordern wir dass die Autoritäten die Zulassungen aufheben, um in unserem autonomen Bezirk Francisco Gomez, Chiapas die provozierung von Problemen zu vermeiden.

Brüderlich,

Pedro Gutiérrez Guzmán Roberto Cruz Jimenez Autonome Autoritäten von Francisco Gomez, Chiapas

[Unterschriften und Siegel]



3. 20. Mai 2001.

An die nationale und internationale Presse

Von der Gemeinde Rómulo Calzada, Bezirk Francisco Gomez, Chiapas.

Betreff: Denuncia

1. — Wir denunzieren, dass die Regierung von Chiapas und das SEMARNAT die bescheidenen und ehrlichen Menschen mit ihrer lügnerischen Sprache manipulieren.

2. — Die Regierung von Chiapas durch ihre Abteilungen entzweit die Gemeinden, insbesondere jene Gemeinden in denen die Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung (EZLN) eine Präsenz hat.

3. — Die Regierung von Chiapas täuscht die Menschen mit ihren falschen Lügen, damit sie sich selbst an die Macht halten kann.

4. — Weder die Regierung der Republik, noch die des Bundesstaates führen die Vereinbarungen von San Andrés Sacamch’en de los Pobres aus. Wir werden von der schlechten Regierung nichts annehmen, und wir werden weiterhin in Widerstand bleiben.

5. — Die Regierung von Chiapas und SEMARNAT haben eine Zulassung für die Abholzung wertvollen Holzes in dem Ejido Rómulo Calzada gewährt, und die Hälfte der Ejidobewohner sind nicht mit dieser Erlaubnis einverstanden.

6. — Wir ersuchen die Regierung diese Zulassung zurückzuziehen, weil dies nur zu einem riesigen Problem innerhalb des Ejido führen wird, da wir uns wegen dieser Zulassung nicht einig sind.

7. — Wenn die Regierung diese Zulassung nicht zurückzieht, und wenn etwas innerhalb dieser Gemeinde passieren sollte, wird die Verantwortung dafür dann bei der Regierung liegen. Deshalb wollen wir, die Ejidobewohner keine Probleme.

8. — Die Ejidobewohner die mit dieser Zulassung nicht einverstanden sind ersuchen um den Rückzug dieser Techniker, die umherreisen und das Land dass dem Ejido gehört inspizieren. Wenn sie nicht zurückgezogen werden, werden andere Massnahmen ergriffen werden.

9. — Als Unterstützungsbasen der EZLN sind wir nicht damit einverstanden, da unsere zukümftigen Kinder nicht die selben Chancen haben werden wie unsere Vorfahren sie hatten.

10. — Zusätzlich wollen die Ejidobewohner die mit dieser Zulassung nicht einverstanden sind nicht, dass die Berge zerstört werden, da sie sie als Bergland kennen.

11. — Es gibt in diesem Ejido auch ein Stück Land das Nationalbesitz ist und nicht dem Ejido gehört, und hier befinden sich der Grossteil der wertvollen Bäume, wie Mahagony unf Zedern, und sie verkaufen sie weiter weil die Regierung dies erlaubt.

12. — DieEjidobewohner sind mit dieser Zulassung nicht einverstanden, weil sie uns nichts nützen wird, sondern nur der Firma die das Holz kaufen wird und der Regierung.

Wenn die Regierung von uns von Nutzen sein und uns aus unserer Armut herausholen möchte, soll sie die Vereinbarungen von San Andrés ausführen.

Unterzeichnet von den Autoritäten

Santiago Pérez Hedez Marcos Pruebas López

[Unterschriften und Siegel



4. Bezirksrat Bezirkssitz San Pedro de Michoacán, Chiapas, Mexico. 21 Mai, 2001.

An die nationale und internationale Zivilhesellschaft

Brüder, wir denunzieren öffentlich was hier in unserem Bezirk stattfindet, um bekanntzumachen, dass die Regierungen von Señor Salazar Mendiguchía und Fox die selben Strategiern verwenden wie Albores und Zedillo. Es kann keine Veränderung festgestellt werden und der Mangel an Respekt auf zapatistischen Boden, bei dem wir nicht berücksichtigt werden, als ob wir kein Wert für sie hätten, geht weiter.

Am 19. Mai, sind 3 PRI-Ejidos — nämlich San Juan del Pozo, Villa Las Rosas und Libertad El Salvador — von einem Ingenieur besucht worden, dessen Namen wir nicht kennen. Er legte durch La Providencia eine Umleitung an, die zu diesen Gemeinden führen sollte. Zur selben Zeit näherten sich einige schwere Maschinen, die über einem zapatistischen Gelände fahren wollten, ohne auch nur ein Augenblick zu überlegen ob diese ihnen erlauben würden ein Teil ihres Landes zu zerstören.

Bei der Fahrt über das Gelände wären Kaffeepflanzungen und Bäume die der Besitzer geschützt hatte zerstört worden, zusätzlich dazu wäre das Land unbrauchbar gemacht worden — ohne Zustimmung des Besitzers.

Dies reflektiert eine direkte Provokation der Regierung gegen uns, unsere Länder nicht zu respektierten, weil wir zapatisten sind. Halten Sie es für korrekt, dass unsere Länder nicht respektiert werden oder dass wir nichts wärt wären? Aus diesem Grund baten die Compañeros aus unserem Dorf uns als Vertreter unseres Bezirkes, das was hier stattfindet öffentlich zu denunzieren.

Aber wir erklären öffentlich, dass wir weiter dafür kämpfen müssen, dass unsere Rechte respektiert werden, und wir werden nicht Ruhen, was auch immer die Konsequenzen und der Preis sein werden.

Aufrichtig,

Die autonomen Autoritäten 21 Mai, 2001.

[Unterschrift und Siegel]


 

Quelle: https://www.jornada.com.mx/


 

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