FrayBa zu den Vorfaellen im Lacandonischen Urwald

Presse-Bulletin. Nr. 30

Denuncia von Fray Bartolomé vom 14.11.2006
übersetzt von: Dana

 

Bewaffnete Konfrontation und Polizeieinsatz nahe der Kommunalländereien des Lacandonischen Urwalds fordert Tote, Verletzte und Vertriebene.
Meldungen zufolge wurden in Viejo Velasco Suárez, Bezirk Ocosingo zwischen Sonntag, den 12.und Montag, den 13. November, sieben Frauen, vier Männer und zwei Kinder getötet, sowie eine unbestimmte Anzahl von Personen verletzt.
Eine noch unbestimmte Anzahl von Familien in der Gemeinde von Busiljá, nahe Velasco Suárez, wurde am Donnerstag, den 9. November, durch einen Einsatz der Sektorpolizei gewaltsam geräumt.
Eine Brigade von Menschenrechtsverteidiger aus Chiapas haben sich heute vor Ort begeben, um die Information zu überprüfen.

Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de Las Casas San Cristóbal de Las Casas, Chiapas, 14. November 2006

Das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de Las Casas wurde gestern, am 13. November, durch verschiedene Quellen darüber informiert, dass zwischen Sonntag, dem 12., und Montag, dem 13. November, Comuneros aus dem Dorf Nueva Palestina, das zu den Kommunalländereien (Bienes Comunales) der Selva Lacandona gehört, die Dorfbewohner des Ejido Doctor Manuel Velasco Suárez II (Viejo Velasco), Bezirk Ocosingo, mit Schusswaffen bewaffnet angegriffen haben. Dabei wurden in diesem Dorf noch unverifizierten Angaben zufolge, sieben Frauen, vier Männer und zwei Kinder getötet, und eine unbestimmte Anzahl von Personen verletzt.

Den Informationen zufolge, die bisher in Erfahrung gebracht werden konnte:

1. − Zwischen Sonntag den 12. und Montag den 13. November, griff eine unbestimmte Anzahl von Comuneros aus Nueva Palestina, von den Kommunalländereien der Selva Lacandona, in zwei Gruppen geteilt, die Einwohner von Viejo Velasco, mit Schusswaffen bewaffnet, an. Der Beschuss der Angreifer wurde dabei scheinbar erwidert.

2. − Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt werden eine unbestimmte Anzahl von Verletzte, und die Tode von 7 Frauen, 4 Männern und zwei Kindern von beiden Seiten gemeldet:

01. Artemio Benítez Pérez.
02. Domingo Pérez López.
03. Elizabeth Benítez Pérez
04. Felicito Pérez Parcero
05. Filemón Benítez Pérez
06. Hilario Pérez López
07. María Núñez González
08. María Pérez González
09. María Pérez Pérez
10. Martha Pérez Pérez
11. Noyli Benítez Pérez (8 años)
12. Pedro Núñez Pérez
13. Petrona Núñez González
14. Ein Neugeborenes

3. − Am Montag, den 13. November, wurde die Präsenz von vier Straßensperren der Sektorpolizei auf der Grenzautobahn denunziert: am Crucero [Kreuzung] Frontera Corozal, an der Zufahrt zu San Javier, am Crucero Palestina und am Crucero Paraíso, innerhalb der Kommunalländereien der Selva Lacandona.

4. − Am Montag, den 13. November, waren am Crucero El Paraíso und am Rancho La Herradora, nahe der Gemeinde von Nuevo Francisco León, Schüsse zu hören, während die Sektorpolizei in der Umgebung patrouillierte.

5. − Seit Montag, den 13. November, Mittag, überfliegt die Sektorpolizei die Zone in Hubschrauber, und gegen 14:00 Uhr drangen mehrere Patrouillen in Viejo Velasco ein. Die Sektorpolizei gestattete am ganzen 12. November kein Zutritt in die Gemeinde Viejo Velasco um die Verletzten zu versorgen.

6. − Gerüchten zufolge sollen mindestens 5 Gemeinden durch Öffentliche Kräfte gewaltsam geräumt worden sein: Flor de Cacao, Nuevo Tila, Ojo de Agua Tsotsil, Velasco Suárez und San Jacinto Lacanjá. Sie befinden sich alle in der Umgebung der Kommunalländereien der Selva Lacandona.

7. − Es existieren Berichte darüber, dass sich mehrere noch nicht identifizierte Gefangene aus der Gemeinde Viejo Velasco in der Gewalt der Angreifer befinden sollen.

8. − Dorfbewohner aus der Gemeinde von Busiljá, Bezirk Ocosingo, das ungefähr 15 km von Viejo Velasco entfernt liegt, suchten gestern das Menschenrechtszentrum auf, um die Vertreibung einer noch nicht näher bestimmten Anzahl von Familien, durch einen Einsatz der Sektorpolizei zu denunzieren, der am 9. November stattgefunden hat. Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist noch nicht klar, ob die zwei Vorfälle miteinander in Verbindung stehen.

9. − Heute brach eine Brigade verschiedener ziviler Menschenrechtsorganisationen, an der auch Ermittler dieses Menschenrechtszentrums beteiligt sind, in diese Zone auf, um die erhaltene Information zu bestätigen und die Vorfälle zu untersuchen.

Es muss daran erinnert werden, dass in den letzten Jahren ein starker Regierungsdruck auf die Gemeinden ausgeübt wurde, deren Grenzen sich mit den Kommunalländereien der Selva Lacandona überschneiden. Die Vorfälle zeigen, dass man weit davon entfernt ist, einen "Krisenherd" entschärft zu haben, wie das Ministerium für Landwirtschaftsreform es definierte, weil keine befriedigenden Einigungen für die Konfliktparteien erzielt worden sind.

Wir rufen die Regierung des Bundesstaates von Chiapas auf, die Arbeit der Menschenrechtsverteidiger nicht zu behindern, und sich der Durchführung von Aktionen zu enthalten, die das Risiko von Konfrontationen verschärfen würden.

Das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de Las Casas wird weiterhin über die Vorfälle berichten


Am Nachmittag des 14. November gegen 14:00 Uhr, wurde diesem Menschenrechtszentrum eine Denuncia des Ejido Lacanjá Tseltal zugestellt, der zufolge Bewohner von Nueva Palestina, zwei oder drei Verletzte aus Viejo Velasco gefangen halten, entsprechend der Anzahl der anderen Verletzten aus Nueva Palestina. Einer kursierenden Drohung zufolge, sollen im Falle, dass die Verletzten aus Nueva Palestina sterben sollten, die gefangenen Verletzten aus Viejo Velasco hingerichtet werden.

Menschenrechtszentrum Fray Bartolome de Las Casas A.C. [FrayBa]
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