Vergewaltigung durch PFP in Oaxaca

Direkte Solidarität Chiapas vom 16.11.2006

 

Ich weiss nicht recht wie ich anfangen soll. Es ist schwierig, das was ich euch hier beschreiben will, mit Worten zu erzählen und die ganze Dimension dessen, was geschehen ist, zu erfassen. Es wäre viel einfacher, wenn ihr jetzt gerade meine Gefühle lesen könntet, weil Worte all die Wut, die Verzweiflung und Trauer in mir nicht beschreiben können. Heute am 16 November 2006, um ungefähr 20:30 Uhr, hat eine 48-jährige Frau in Radio Universidad angerufen und einen erschütternden Bericht abgegeben. Die Frau sprach in voller Verzweiflung, weinend, wütend, mit zitternder Stimme, ihren Ekel rausschreiend, am Boden zerstört, ihrer Würde beraubt und an die ganze Welt appellierend, das Gerechtigkeit hergestellt wird. Die Frau wurde heute am helllichten Tag von einem PFP-Soldaten in Oaxaca vergewaltigt.

Wie gesagt ich kann die traurige Intensität ihres Berichts nicht in Worte fassen und will nur sagen, wir selber sind alle heulend zusammengebrochen. Das Extreme an dieser Situation ist, dass dies ja täglich irgendwo passiert, dass es manchmal schon fast im Dunst der Normalität zu verschwinden droht. Die Reaktionen der Hörerinnen und Hörer ist heftig, alle sind wütend, haben Mord- und Rachegelüste, sind hasserfüllt und verzweifelt. Schlussendlich quält uns alle diese verzweifelte Machtlosigkeit, die uns hindert angemessen zu reagieren. Wenn wir es dennoch machen, nennen sie uns Terroristen. Die Frau, die heute diese Bestialität erlitten hat, ist jetzt zu alledem noch gezwungen, trotz ihrer verzweifelten Wut, überlegt zu handeln, muss Hilfe suchen, muss mit ihrer Verstörung zurechtkommen, ihren Ekel überwinden und kann nicht einmal darauf hoffen, dass der Täter gerichtet wird.

Wir alle wissen, dass sexuelle Gewalt tagtägliche Realität in diesem Unrechtsystem darstellt. Diese Vergewaltigung war nur eine von vielen. Im besten Fall wird das, was sie erlitten hat, zu einer Aktennummer in den Ordnern der verschiedenen Menschenrechtsorganisationen.

Aber halt, so geht es nicht! Basta! Die Frauen von Radio Universidad haben als erste ihre Wut und Trauer in politisches Handeln umgesetzt. Sie rufen auf, durch alle Kanäle über diese Vergewaltigung zu informieren und vor allem auch die solidarischen Leute im Ausland aufzufordern, Demos zu machen, Botschaften zu belagern und die Frauen in den jeweiligen Ländern zu informieren, dass Frauen in Mexiko von der PFP, vom Militär und von Todesschwadronen bedroht sind. Mobilisieren wir uns gegen die systematischen Vergewaltigungen der PFP. Diese Tat war eine unter mehreren, die in diesen Tagen bekannt geworden sind. Die PFP vergewaltigte Frauen in Atenco. Für sie ist Vergewaltigung ein taktisches Vorgehen, ist wie die Folter ein Mittel unter vielen in der Aufstandsbekämpfung. Sie kann sich das erlauben, weil alle ihre Taten vom Präsidenten Fox unterstützt und gedeckt werden.

Die PFP ist in Oaxaca präsent, um den verhassten Gouverneur Ulises an der Macht zu halten und um die ökonomischen Interessen einiger Unternehmer und Hotelbesitzer zu wahren. Eine Hörerin von Radio Universidad hat darum Ulises und die erwähnten Unternehmer für diese Vergewaltigung verantwortlich gemacht. Sie unterstrich, dass das Volk die Absetzung von Ulises bis zum Letzten erkämpfen werde. Gleichzeitig sind alle Frauen und Männer von Oaxaca aufgefordert, Geschäfte zu meiden, deren Besitzer die PFP-Präsenz befürworten.

Die Frauen, allen voran die Frauen der Unterschichten, haben den Kampf in Oaxaca massgeblich getragen und geführt. Sie waren es, die immer wieder weitermachten und das Volk mobilisiert haben und bis heute unermüdlich kämpfen. Es ist darum nicht zufällig, dass die PFP nun sexuelle Belästigung und Vergewaltigung verstärkt und systematisch betreibt. Sie wollen, dass die Frauen von Oaxaca sich zurückziehen. Ihr Mittel dazu ist die Vergewaltigung!

Darum möchte ich euch bitten, an den Demos und Protestaktionen zu Oaxaca über die Vergewaltigungen der PFP zu informieren. Das wäre ein kleiner Beitrag um dieser Frau ein wenig Unterstützung zukommen zu lassen.


Quelle:
Direkte Solidarität mit Chiapas/Café RebelDía:
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