Erster Altersruhesitz für Prostituierte in Lateinamerika

Poonal vom 12.12.2006
Von Lourdes Godínez Leal

 

(Mexiko-Stadt, 30. November 2006, cimac-poonal).- Die Mauern des Hauses, das früher das Museum für berühmte Sportler des Landes war und hunderte ihrer Fotos beherbergte, sind nun Zeugen des alltäglichen Lebens 60 älterer Frauen, die durch "die Schicksalsschläge des Lebens" gezwungen waren, sich zu prostituieren, um zu überleben. Für viele dieser Frauen ist die "Casa Xochiquetzal" in Mexiko-Stadt ihr erstes Zuhause. Das Haus liegt im Herzen des Stadtteils Tepito und ist das erste seiner Art in ganz Lateinamerika. Die Frauen lebten vorher auf der Straße, rund um den Markt La Merced, an der "Plaza de la Soledad" und in der Umgebung.

Mit ihren 72 Jahren spürt Flora die Anstrengungen eines Lebens, das für sie nie einfach war. Ihr Kopf ist von weißem Haar bedeckt, ihr Körper ist müde. Und sie sagt, dass dies es ihr manchmal unmöglich mache, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie begann bereits mit 14 Jahren als Prostituierte zu arbeiten und tut es teilweise immer noch. Für 100 oder 200 Pesos (7 oder 14 Euro) am Tag, denn "wir sind ja schon alt und es ist ja nicht mehr dasselbe", sagt Flora mit stockender Stimme. Flora und die anderen Frauen können daher ihre Freude kaum verbergen, in diesem Haus zu leben. Sie haben zum ersten Mal ein Zuhause, einen Ort, an den sie nachts zurückkehren können, müde von all den Jahren des "Hin- und Hergehens", wie sie selbst sagen.

Das Haus wurde am 30. November vom Fraueninstitut des Bundesdistrikts (Instituto de las Mujeres del Distrito Federal − Inmujeres DF) mit der Unterstützung anderer zivilgesellschaftlicher Organisationen eröffnet. Darunter befinden sich Organisationen wie Seduvi, die den Wiederaufbau des Hauses unterstützen, sowie das Familienministerium Mexiko-Stadt DIF-DF (Sistema para el Desarrollo Integral de la Familia del DF), das Institut für Sozialhilfe und Integration (Instituto de Asistencia e Integración Social − IASIS) und das Ministerium für soziale Entwicklung der Hauptstadt, wie die Direktorin von Inmujeres-DF, Luz Rosales Esteva, in einem Interview bekannt gab.

Rosales Esteva erklärte zudem, dass es von großer Bedeutung sei, dass diese Frauen Rückhalt durch verschiedene Organisationen erfahren. Daher übernehme die Organisation Semillas die Verantwortung für die Abläufe und das Funktionieren des Hauses und betreue die Schulungsangebote, die Werkstätten und sonstigen Aktivitäten für die Frauen. DIF-DF stelle deren Versorgung mit Lebensmitteln sicher. IASIS trage die medizinische und soziale Betreuung, während das Gesundheitsministerium die Medikamente bezahle.

Langfristig soll sich das Haus durch die Arbeit der Frauen selbst finanzieren. Daher lernen die Frauen, Kunsthandwerk und andere Dinge herzustellen. Zudem unterhalten sie eine öffentliche Kantine, in der Personen aus den umliegenden Stadtteilen verpflegt werden. Die Frauen sollen dadurch Einkommen aus Aktivitäten beziehen, die nicht mit Prostitution in Verbindung stehen.

Das Gebäude erstreckt sich über einen ganzen Häuserblock. Es beherbergt 20 Zimmer, von denen acht als Schlafräume für je sechs Frauen genutzt werden. Die anderen Räume werden für die Werkstätten und andere Aufgaben genutzt.


Quelle: poonal
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