Drogeneinsätze Vorwand für Militarisierung

EZLN vom 09.02.2007

 

Kommunique des Geheimen Revolutionären Indigenen Komitees -
Generalkommandantur der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung. Mexiko.

Februar 2007

Die EZLN spricht ihr Wort über das, was die schlechten Regierungen im Bundesstaat Chiapas gegen die zapatistischen indigenen Gemeinden planen:

ERSTENS. Wie von den autonomen Bezirke und den Juntas der Guten Regierung denunziert wurde, sind die angeblichen Kampagnen der Regierungen gegen den Drogenhandel eine Farce, genau wie jene, die Señor Calderón Hinojosa an die Macht gebracht hat.

In den Bezirken mit offiziellen Regierungen ist öffentlich bekannt, wie die Behörden jene decken, die mit gestohlenen Autos handeln und Drogen anbauen und mit ihnen handeln.

Wenn die Bundesarmee Marihuanapflanzungen vernichtet, zerstört sie nur die reifen Pflanzen und lässt die Schösslinge stehen, um ein Vorwand zu haben zurückzukehren und die zapatistischen Dörfer einzuschüchtern.

Außerdem kennen die Behörden nicht einmal die Geografie des Bundesstaates, denn sie stellen die Zerstörung von Pflanzungen so hin, als hätten sie auf zapatistischen Territorien stattgefunden, obwohl jeder weiß, dass sie sich auf Gebieten befinden, die von Autoritäten regiert werden, die zur PRI und PRD gehören, und von ihren Anhängern bewohnt werden.

Seit ihrem Entstehen hat die EZLN den Anbau, den Handel und den Gebrauch von Drogen verboten (genau wie die Vermarktung und den Konsum von Alkohol), und so wurde dies von den zivilen autonomen Behörden beglaubigt.

Obwohl Señor Luis H. Alvarez, der altertümliche und nutzlose Friedensbeauftragte unter Fox, und nun "indigenistischer" Bürokrat unter Calderón Hinojosa, immer wieder verkündet hat, die EZLN sei ein Ding der Vergangenheit, dass sie keinen Einfluss mehr hätte, dass sie bereits verschwunden sei, ist die Militärpräsenz in Chiapas nicht etwa zurückgegangen, sondern hat im Gegenteil zugenommen.

Wenn wir nicht mehr existieren, wenn wir "ein Ding der Vergangenheit" sind, wenn wir keinen Einfluss mehr haben, warum wird dann die Militarisierung - und, wie in den Zeiten von Zedillo und Albores, die Paramilitarisierung, - aufrechterhalten und verstärkt?

Die Einsätze gegen den Drogenhandel und den Schmuggel mit illegalen Fahrzeugen, sind lediglich Vorwände um die bereits schon disproportionierte Militarisierung des ländlichen Chiapas zu vergrößern.

In Chiapas ist es ein Delikt Zapatist zu sein, oder sich als Aktivist für die Menschenrechte oder den Umweltschutz einzusetzen. Das heißt, es ist ein Verbrechen die Wälder zu verteidigen und zu schützen, den Drogen- und Edelholzhandel zu bestrafen und zu verhindern, die Vermarktung von gestohlenen Fahrzeugen zu verurteilen, und die Lebensbedingungen der indigenen Gemeinden durch Programme für Schulbildung, ärztliche Versorgung, Unterkunft und Vermarktung zu verbessern.

Ein Drogenhändler zu sein, Wälder abzuholzen und mit Edelhölzern zu handeln, gestohlene Autos zu verkaufen, und die Gemeinden mit dem Tod zu bedrohen und in die Armut zu treiben, bedeutet hingegen ... ein militärischer oder polizeilicher Befehlshaber, Abgeordneter, Bürgermeister oder Staats- oder Bundesbeamter zu sein.

ZWEITENS. Die Bundes-, Staats- und Bezirksregierungen stellen neue paramilitärische Gruppen auf, diesmal getarnt als "indigene Organisationen". Dies trifft auf den Fall der sogenannten OPPDIC - oder OPDIC - (Organisation für die Verteidigung der Indigenen und Campesino Rechte) zu.

Die sogenannte OPDDIC steht unter der Leitung von Señor Pedro Chulín, PRI-Anhänger und bekannter Förderer von paramilitärischen Gruppen (unter anderem die MIRA - Indigene Revolutionäre Antizapatistische Bewegung-), und wird von den Behörden finanziert und von der Bundesarmee ausgebildet und ausgerüstet. Señor Pedro Chulín begann seine Untaten unter "Croquetas" Albores Guillén, und konnte seither auf die Komplizität aller nachfolgenden Staatsregierungen und politischen Wahlparteien bauen.

In den letzten Tagen, haben Señor Pedro Chulín und die Mitglieder seiner Bande verkündet, sie hätten die Waffen und die Genehmigung der Regierung, um Konfrontationen mit zapatistischen Unterstützungsbasen zu provozieren. Der Sinn des ganzen lag darin, das Bild von Zusammenstößen zwischen Indigenas zu präsentieren, um so eine massive Intervention der Bundestruppen zu rechtfertigen.

Zusätzlich dazu, fördern die OPPDIC und Señor Pedro Chulín die Abholzung und den Edelholzhandel, und ziehen Millionenverträge mit Unternehmen an Land, die den Wald zerstören. Von diesen Verträgen profitieren nur er und die anderen Leiter der OPPDIC, während sie ihren Basen nur einen Elendsanteil abgeben.

Die OPPDIC ist eine kriminelle Organisation. Nachforschungen der EZLN zufolge, ist die OPPDIC direkt für die Ermordung der Indigenas verantwortlich (die Anfangs irrtümlicherweise als zapatistische Unterstützungsbasen identifiziert wurden), die sich im November des vergangenen Jahres, in der Gemeinde von Viejo Velasco Suárez zugetragen hat, und dank ihren Verbindungen zur Regierung, bleiben sie weiterhin unbestraft.

Die OPPDIC hat ebenfalls - dem Beispiel der paramilitärischen Organisation Paz y Justicia im Norden von Chiapas folgend - Todesdrohungen gegen Angehörige von Nichtregierungsorganisationen geäußert, die sich in Chiapas der Verteidigung der Menschenrechte und der Umwelt widmen.

So im Fall der Umwelt-NGO Maderas del Pueblo del Sureste, und der Menschenrechtszentren Fray Bartolomé de las Casas und Fray Lorenzo de la Nada, deren Mitglieder offen von der OPPDIC bedroht worden sind, ohne dass die Behörden etwas deswegen unternommen hätten.

In den letzten Tagen, hat die Leitung der OPPDIC Briefe verschickt, die von ihren Anführern unterzeichnet sind. Darin drohen sie ganzen Familien mit Vertreibungen oder Angriffen, weil diese sich frevelhafter Weise geweigert haben, sich ihrer paramilitärischen Bande anzuschließen, oder weil sie den Holzhandel unterbinden.

DRITTENS. Der OPDDIC, dem Señor Pedro Chulín und den Regierungsbehörden sagen wir, dass wir bereit und fähig sind, unsere Gemeinden zu verteidigen und dafür zu sorgen, dass die indigenen Gesetzen eingehalten werden, die dazu da sind die Bäume und die Naturschätze der Selva Lacandona zu schützen, und die Abholzung und den Handel mit Edelhölzer, sowie den Anbau, den Handel und den Konsum von Drogen untersagen.

Wir sagen ihnen, wenn sie bereit sind, den Krieg mit diesen Mitteln von neuem aufzunehmen, wenn auch getarnt als "Auseinandersetzungen unter Indigenas", und unter dem Schutz der militaristischen Posen des Señor Calderon, sind auch wir willens und fähig dazu.

Wenn sie meinen, auf diese Weise unser politisches Projekt der "Anderen Kampagne" aufhalten zu können, sagen wir ihnen, dass sie sich irren. Wir haben uns jahrelang auf diese zivile und friedliche Bemühung für eine wahre und tiefgehende änderung unseres Landes vorbereitet, sogar inmitten eines Krieges.

Wenn sie damit rechnen, mit diesem Plan erfolgreich die Vernichtung der indigenen zapatistischen Gemeinden erreichen zu können, und grünes Licht für die Zerstörung und Plünderung der Selva Lacandona zu geben, die sich unter den Zedillo und Fox Regierungen beschleunigt hat, sagen wir ihnen, dass wir fähig und bereit sind Widerstand zu leisten.

Mit unserem Blut werden wir das Leben unserer Mutter Erde zurückgewinnen, mit unserem Blut werden wir sie verteidigen.

Ganz gleich wie viele Soldaten, Polizisten oder Paramilitärs kommen, wir werden die Erde, die unsere Toten bewahrt, beschützen, auch wenn es uns die Freiheit und das Leben kostet.

Freiheit und Gerechtigkeit für Atenco! Freiheit und Gerechtigkeit für Oaxaca! Demokratie! Freiheit! Gerechtigkeit

Aus den Bergen des mexikanischen Südostens.

Für Geheime Revolutionäre Indigene Komitee - Generalkommandantur der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung.

Subcomandante Insurgente Marcos.

Mexiko, Februar 2007

 

Quelle: https://www.jornada.com.mx/2007/02/09/index.php?section=politica&article=020n1pol


 

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