Frayba Bericht über Aggressionen der OPDDIC und URCI

Denuncia von Fray Bartolomé vom 05.03.2007
übersetzt von: Dana

 

Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de Las Casas, A.C.
San Cristóbal de Las Casas, Chiapas.
5. März 2007
Pressebulletin 02

Gewaltsame Aktionen der OPDDIC und URCI gegen Zapatistische
Unterstützungsbasen in den befreiten Gebiete des Bezirks Ocosingo.


- Armee unterstützt Aktionen mit Ausrüstung, Training und Begleitung − Denuncia der autonomen Bezirke im Gebiet des Caracols ’Widerstand für ein Neues Morgen’.

Das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de Las Casas hat am 1. März 2007 mehrere Denuncias der Bezirke erhalten, die unter dem Caracol ’Widerstand Für Ein Neues Morgen’ aus La Garrucha zusammengeschlossen sind: San Manuel, Ricardo Flores Magón, Francisco Gómez und Francisco Villa. Sie berichten von den gewalttätigen Vorfällen, die von Mitgliedern der Organisation für die Verteidigung der Indigenen und Campesino Rechte (OPDDIC) und der Regionalen Vereinigung der Indigenas und Campesinos (URCI), gegen die zapatistischen Gemeinden auf befreitem Land provoziert worden sind.

Sowohl die OPDDIC, die mit der aufgelösten paramilitärischen Gruppe Antizapatistische Revolutionäre Indigene Bewegung (MIRA) in Verbindung gebracht wird, als auch die URCI, eine Splittergruppe der paramilitärischen Gruppe Paz y Justicia (Desarrollo, Paz y Justicia AC), stehen unter dem Vorwurf Vertreibungen und bewaffnete Drohungen verübt zu haben, und mit Einheiten der mexikanischen Armee in Verbindung zu stehen.

Vorfälle:

1. - Emiliano Zapata, Autonomer Bezirk Flores Magón (Bezirk Ocosingo)

Nach Angaben der zapatistischen autonomen Autoritäten, wurden am 14. Juli 2006 mehrere zapatistische Familien, durch 60 bewaffnete URCI Mitglieder vertrieben, die Schüsse in die Luft feuerten. Dabei ließen sie 16 Hektar Ackerland, Haustiere, die Mais- und Bohnenernte sowie persönliche Sachen wie Kleidung zurück. Die Angreifer blieben im Dorf, nahmen die Bretter und Blechverdeckung der Häuser auseinander und verkauften die Tiere. Sie stellten bewaffnete Wachen auf und ließen niemanden durch.

In Februar 2007 kehrten die Zapatisten zurück, um ihr Land wiederzuerlangen, und es gelang ihnen ein Haus zu erhalten, in dem 45 Personen wohnen, und einige "Trabajaderos" (Anbauparzellen). Am Montag, den 26. Februar 2007, kamen die URCI Mitglieder gegen 12:00 Uhr und feuerten Schüsse in die Luft: ein Schuss Kaliber 38, und 20 Schüsse Kaliber 22. Am Morgen des 1. März 2007, besetzten sie die Landparzellen der Zapatisten.

Der Denuncia zufolge, sind die URCI Mitglieder, die das zapatistische befreite Land besetzt halten, im Besitz von Funkgeräten, führen Revisionen durch, und tragen grüne Uniforme wie die mexikanische Armee, nur ohne Schutzpanzerung.

Weiter wird berichtet, dass diese Gruppe von 60 bewaffneten Personen von Julio César Pérez, aus dem Bezirk von Tumbalá angeführt wird, und der Regionaldelegierte der URCI wird als Francisco López Méndez identifiziert, aus dem Ejido Egipto, im Bezirk Salto de Agua. Unter den Bewaffneten sind auch Einwohner aus La Palma Tulijá.

2. − Nuevo Rosario, Autonomer Bezirk Francisco Gómez, das alte Rancho El Jaibolito, Ocosingo.

Nach Angaben der Denuncia der autonomen Autoritäten und den Bewohnern von Nuevo Rosario, haben sich die Agrressionen seit dem 17. Januar 2006 zunehmend verschärft.

OPDDIC Mitglieder rodeten ein Streifen von 400 Meter des Dorfes ab, das eine Fläche von 5 Hektar umfasst. Sie legten Feuer in einem Viehgehege, rissen das Maschendraht heraus (28 Rollen) und nahmen sie mit. Außerdem zerstörten sie den Kollektivofen und beschmierten die Kapelle, wo sie zum Spott der Organisation schrieben: "Wenn Marcos sich traut, soll er kommen". Sie zwangen Alonso Rodríguez einen Rücktritt aus der [zapatistischen] Organisation zu unterzeichnen und verprügelten ihn. Sie fesselten José Rodríguez und zwangen ihn 2 Maschendrahtrollen nach Nueva Jerusalén zu schleppen; seine Ehefrau versuchte ihn zu verteidigen und wurde geschlagen.

Am 18. Januar 2006, gegen 8:00 Uhr, ließen sie José Rodríguez laufen, mit der Drohung: "Wenn ihr nicht freiwillig geht, werden wir euch mit Gewalt vertreiben". Im Juni 2006 kehrten die Angreifer zurück. Sie schnitten den Maschendraht durch. öffneten den Zaun und trieben das Vieh auf die Felder, bis sie völlig zerstört waren.

Am 20. Februar 2007 trieben sie das Vieh erneut auf die Felder und zerstörten sie. Sie vernichteten 300 Kaffeepflanzen, das sind 43 ? Hektar. Am gleichen Tag wurden die Kiefern, die zum Grundstück gehörten mit drei Motorsägen gefällt, und das Holz wurde von 140 Personen weggetragen. Am Donnerstag, den 22. Februar, kehrten sie zurück um die Bergseite abzuroden. Als sie ankamen hatten sich die Zapatisten bereits zurückgezogen.

Die Angreifer stammten aus dem Dorf Jaibolito und aus Jerusalem, ein Ejido von Cuxulhá. Sie sind Mitglieder von OPDDIC und ORCAO (Regionale Organisation der Autonomen Kaffeeanbauer von Ocosingo AC), und trugen bei den Aggressionen Gewehre Kaliber 22 mit sich. Der Leiter von ORCAO und Gemeinderat von Ocosingo, José Pérez Gómez, sprach bereits im Dorf Nuevo Rosario vor, um ihnen zu versichern, dass die Handlungen der Mitglieder verwerflich waren, und man sie aus der Organisation ausweisen würde

3. − Gemeinde Pancho Villa, Autonomer Bezirk San Manuel. Früher Rancho El Jordán, Ocosingo, Chiapas.

Nach Angaben der autonomen Autoritäten, drangen in Dezember 2006, 40 bewaffnete OPDDIC Mitglieder aus dem Dorf Nuevo San Jacinto, in das Gebiet von Francisco Villa ein, um den Mais der zapatistischen Gemeinde abzuernten und fortzuschaffen. Sie wurden von 29 uniformierten Soldaten der mexikanischen Armee begleitet, die mit G-3 und UZI Gewehren bewaffnet waren und zur Operationsbasis "Río Jordán" gehörten. Die Soldaten sagten den Bewohnern von Pancho Villa, dass sie keine Rechte hätten, und drängten sie mit Gewehrkolben zurück.

Die EZLN befreite den Boden dieser Gemeinde in 1994. Das Land gehörte früher einem Rancher namens David Domínguez, dessen Ehefrau nahe der Operationsbasis "Río Jordán" wohnt. Am 28. Februar 2007 erschienen die Söhne des Ranchers, Andrés Domínguez Gutiérrez und Jesús Domínguez Gutiérrez, aus Ocosingo, und stellten eine Plane auf dem befreiten Land auf, und versicherten, dass es ihnen gehörte. Die zapatistischen Autoritäten riefen sie zu einem Dialog über die Sache auf, und ersuchten sie sich zurückzuziehen und die Plane zu entfernen. Diese Personen sagten, dass sie nicht gehen würden, und entschlossen waren am Ort zu bleiben, ganz gleich was passieren würde.

Die Zapatisten informierten die Junta der Guten Regierung "Weg der Zukunft" des Caracols "Widerstand für Ein Neues Morgen" von La Garrucha, die Andrés Domínguez Gutiérrez und Jesús Domínguez Gutiérrez eine Vorladung zukommen ließ. Tage später erhielten die Autoritäten des Autonomen Rates ein Brief von der OPDDIC im Dorf Nuevo San Jacinto. Darin wurde versichert, dass die besagten Personen zu dieser Organisation gehörten, und die Autonomen Autoritäten wurden gebeten jegliche Aufforderung zum Dialog um die Angelegenheit zu behandeln nicht an diese Personen, sondern an die Leitung der OPDDIC zu richten. Der Brief wurde unterzeichnet von Manuel Hernández Jiménez als Regional-Koordinator, Gustavo Vázquez Cruz als Sekretär und Antonio Ruiz Ruiz als Schatzmeister. Er war mit Siegeln (21 Siegeln) mit dem Namen der OPDDIC der verschiedenen "Regionen", und mit dem Symbol der Organisation versehen, und dazwischen die Registriernummer: Registro. Rel. Ext. 44000576.

Die Autoritäten des Rates bestätigen, dass die besagten Person zwei Monate zuvor noch nicht der OPDDIC angehört hatten. Außerdem wurde das besagte Land bereits vom Staat entschädigt, da ein Teil davon vom Militärlager von Río Jordán eingenommen wird.

Nach Angaben der autonomen Autoritäten, erhalten OPDDIC Mitglieder in der Umgebung von Nuevo San Jacinto alle 10 Tage militärisches Training von zwei Soldaten der Operationsbasis Río Jordán, und zwar von 21:00 Uhr Abends bis 4:00 Uhr Morgens des folgenden Tages. Das Dorf Nuevo San Jacinto umfasst etwa 100 Familien, sowohl bescheidene Menschen als auch Viehzüchter, und wächst weiter. Sie bestätigen, dass es bei ihnen militärische Ränge gibt, wie Feldwebel, Kommandanten etc. Sie sagen, dass sie bewaffnet sind, und die Armee ihnen ungefähr alle zwei Monate Waffen austeilt "um Auseinandersetzungen zwischen den zapatistischen Familien und den Paramilitärs zu provozieren". Nach dem, was OPDDIC Mitglieder aus Nuevo San Jacinto den Zapatisten erzählt haben, besitzen sie 40 Waffen vom Typ R-15 und M-16.

Sie erwähnen ebenfalls, dass die OPDDIC in der Region auf den Rancherias San Caralampio, Guadeloupe Tecojá, Nuevo San Jacinto, Saragossa, La Trinidad, San Jose de la Soledad, Rancho El Coroso und anderen eine Präsenz unterhält. Schätzungen zufolge soll es etwa 500 Mitglieder geben. Alls 15 Tagen werden in Monte Libano Treffen abgehalten.

Mit großer Sorge beobachtet dieses Menschenrechtszentrum die Konvergenz der gewalttätigen Aggressionen gegen zapatistische Unterstützungsbasen auf Landgebieten, die 1994 befreit worden sind, die sich seit dem zweiten Halbjahr des letzten Jahres abzeichnet.

Die hier dargelegten Vorfälle deuten auf eine mögliche Eskalation der Gewalt mit paramilitärischen Kennzeichen, als Teil der Strategie der Aufstandsbekämpfung, die vom mexikanischen Staat in all diesen Jahren aufrechterhalten worden ist. Die Verwicklung von Angehörigen der mexikanischen Armee in die beschriebenen Ereignissen erinnern an Vorfälle der vergangenen Jahre, deren Denunzierungen von Menschenrechtsverletzungen weiterhin auf Gerechtigkeit warten und die Straflosigkeit überwiegt. Dieses Menschenrechtszentrum wird weiterhin ähnliche Aktionen von denen wir Kenntnis erhalten, in allen Regionen der Konfliktzone dokumentieren und über sie informieren.

 

Quelle: http://www.frayba.org.mx/Boletines/2007/070305_acciones-paramilitares.htm


 

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