Verlautbarung des Chiapas Netzwerkes für die Verteidigung von Land und Territorium gegen die Enteignungen in der Selva Lacandona

Indymedia Chiapas vom 09.05.2007
übersetzt von: Dana

 

San Cristóbal de Las Casas, Chiapas , 9 Mai 2007

Die unterzeichnenden Organisationen, Mitglieder des Netzwerkes Chiapas für die Verteidigung von Land und Territorium, machen die folgende öffentliche Verlautbarung:

Für die sofortige Einstellung der Drohungen, Bedrängungen und Vertreibungen gegen indigene Gemeinden im Lakandonischen Urwald!

Gegen Ende der Amtszeiten von Vicente Fox (auf Bundesebene) und Pablo Salazar (auf Staatsebene), erfolgte ein Wiederaufleben der Drohungen, Feindseligkeiten und Vertreibungen im gesamten Lakandonischen Urwald.

Diese neue Offensive wurde im letzten November in Gang gesetzt, mit dem Massaker gegen die Ch’ol und Tseltal Indigenas der kleinen Gemeinde von Viejo Velasco, an der nordöstlichen Grenze des Biosphärenreservats von Montes Azules (REBIMA), durch einen Einsatz paramilitärischen Verschnitts, ausgeführt vom Teil einer bewaffneten Gruppe der Untergemeinde von Nueva Palestina, die allem Anschein nach über die politische Unterstützung der Organisation für die Verteidigung der Indigenen und Campesino Rechte (OPPDIC) und die Komplizenschaft - durch Unterlassung - eines Teils der Bundes- und Staatsregierung verfügt.

Heute, unter den Regierungen von Felipe Calderón und Juan Sabines, wurde diese Offensive gegen das legitime Recht auf Land und Territorium der verschiedenen indigenen Völker und Campesino Gemeinden, auf rohe und unverblümte Weise entfesselt. Erstens, durch neue und immer gewalttätigere Drohungen gegen die Autonomen Bezirke und zapatistischen Unterstützungsbasen und Sympathisanten, sowohl durch die OPDDIC, als auch durch die Campesino und Indigene Landwirtschaftlichen und Fortwirtschaftliche Union (UCIAF), Überbleibsel der vormals zur traurigen Berühmtheit gelangten paramilitärischen Gruppe Paz y Justicia, die in der Regierungszeit von Zedillo ungestraft operierte.

Diese neuen und immer bedrohlicheren Aktionen, durch bewaffnete indigene Gruppen mit einem paramilitärischen Hintergrund, genießen nicht nur weiterhin Straflosigkeit und können auf das komplizenhafte Schweigen eines Teils der Regierung von Juan Sabines zählen. Sie werden zudem auch vom Bundessektor für Landwirtschaft (in erster Linie, die Landwirtschaftliche Generalstaatsanwaltschaft und das Oberste Landwirtschaftliche Gerichtshof) ergänzt und unterstützt, die rechtswidrige und illegale Enteignungsaktionen der landwirtschaftlichen Rechte der zapatistischen Unterstützungsbasen und Militanten der Nationalen Koordination der Indigenen Völker (CNPI) in der nördlichen Zone der Selva Lacandona (Autonomer Bezirk Olga Isabel - Chilón Bachajón) validiert und legalisiert haben. Ebenso durch die neulich erfolgte öffentliche Erklärung des Sekretärs für Landwirtschaftsreformen, Abelardo Escobar, am 3. April dieses Jahres, der zufolge: "Die Dörfer von San Antonio Miramar, Rancho Corozal, Salvador Allende, Nuevo Salvador Allende, el Buen Samaritano und Nuevo San Gregorio - alle zur Organisation ARIC-Independiente gehörig, - sowie vier weitere Dörfer in der nördlichen Zone der Kommunalgüter der Zona Lacandona, und zwei am Río Usumacinta gelegene Dörfer (San Jacinto Lacanja und Flor de Cacao), dürfen laut eines SEMARNAT-Gutachtens nicht regularisiert werden. Es gibt keine Verhandlungen und sie müssen umgesiedelt werden" (Expreso Chiapas, 4. April, 2007)

Das Netzwerk Chiapas für die Verteidigung von Land und Territorium, hervorgegangen aus dem staatsweiten Encuentro gegen das PROCEDE, am 12. März 2006 in Petalcingo, Tila, Chiapas, und gebildet von diversen sozialen Organisationen und NGOs, macht in diesem Kontext die folgende öffentliche Erklärung:

1) Wir unterstützen vorbehaltlos die indigenen Kämpfe für das legitime Recht auf Land und Territorium, die in der gesamten Region der Selva Lacandona geführt werden, durch die Autonomen Bezirke und die zapatistische Unterstützungsbasen, sowie die sozialen Organisationen und indigenen Gemeinden der ARIC Independiente, X’inich, CNPI und des ARIC- Gewerkschaftsverbands.

2) Wir fordern die Einstellung aller Feindseligkeiten, Drohungen und Bedrängungen, die von einem Teil der zivilen Gruppen paramilitärischen Verschnitts ausgeführt werden, wie die OPDDIC, die UCIAF und die so genannte Lakandonengemeinde.

3) Wir fordern ebenfalls die Einstellung der Unterstützung - offen oder verdeckt - die die Behörden des Bundessektors für Landwirtschaft (SRA, P.A., das Oberste Landwirtschaftliche Gerichtshof und die RAN) und Umweltschutz (SEMARNAT, CONANP) diesen Gruppen gewähren, mit dem komplizenhaften Schweigen der Regierung von Juan Sabines.

4) Wir sind der Überzeugung, dass die Fortsetzung dieser einschüchternden und bedrohlichen Aktionen und Vertreibungen, die ganz offen die Rechte der angegriffenen Gemeinden auf Land und Territorium und auf ein würdiges Leben verletzen, ein Klima von Konfrontationen und Gewalt schüren wird, deren tragische Ergebnisse die Bundes- und Staatsregierungen zu verantworten sein werden.

5) Wir sind ebenfalls überzeugt, dass diese Offensive der Regierung und zivilen Gruppen paramilitärischen Verschnitts, die derzeit von den Regierungen von Felipe Calderón und Juan Sabines entfesselt wird, insbesondere gegen die indigenen Gemeinden in Rebellion oder Opposition, die in der Selva Lacandona (einschließlich des REBIMA) gelegen sind, nicht zufällig erfolgt, sondern den mächtigen Interessen ausländischer Konzerne gehorcht, die daran interessiert sind, jene Gebiete zu besetzen und zu kontrollieren, die reich sind an natürliche Ressourcen von strategischer Bedeutung für die nationale Souveränität, wie die Biodiversität, die unkontaminierten Trinkwasserreserven und Quellen, die Gebirgsforstbestände und das Erdöl.

6) Wir unterstützen vorbehaltlos die Forderung diverser zivilen Organisationen und Nichtregierungsorganisationen an die Staatsregierung, nach der unverzüglichen Auffindung und dem unversehrten Vorzeigen der Indigenas Mariano Pérez Guzmán, Miguel Moreno Montejo, Juan Peñate Montejo und Pedro Núñez Pérez, Angehörige des Dorfes Viejo Velasco, die infolge des bewaffneten Angriffes auf das besagte Dorf am 13. November 2006, als verschwunden gemeldet und denunziert worden sind, sowie die unverzügliche Freilassung von Diego Arcos Meneses, Ejido-Bewohner und Gesundheitspromotor der Gemeinde Nuevo Tila, der rechtswidrig und willkürlich seiner Freiheit beraubt wurde, unter der falschen und absurden Beschuldigung, für das besagte Massaker verantwortlich gewesen zu sein.

Gezeichnet:

Der Zivilverband der Selva (Ocosingo/Comitán); Frauenhaus Ixim Anzetic, AC (Palenque); Menschenrechtszentrum Fray Pedro Lorenzo de la Nada, AC (Ocosingo); das Zentrum für Indigene Rechte, AC (Chilón); das Komitee für die Verteidigung der Indigenen Freiheit X’inich (Palenque); Enlace, Comunicación y Capacitación, AC (Ocosingo/Comitán); Maderas del Pueblo del Sureste, AC (San Cristóbal de las Casas); Indigene Organisation Yomlej (Chilón/Yajalón); Red de Comunicadores Boca de Polen (San Cristóbal de las Casas)

Alle Mitglieder des Chiapas Netzwerkes für die Verteidigung von Land Und Territorium

 

Quelle: https://www.chiapas.eu/nolink.phpdisplay.php3?article_id=145502


 

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