Marcos in Nayarit

La Jornada vom 30.05.2007
Jesus Navarez Robles
übersetzt von: Dana

 

"Mit dem Abklingen des Präsidialsystems führen sich die Gouverneure wie Vizekönige auf"
"Sie erschaffen ihre eigenen Gesetze und handeln nach eigener Willkür"

Tepic, Nayarit, 29. Mai. Eine Konsequenz des Verfalls des Präsidialsystems in Mexiko bestehe darin, dass die politische Klasse sich in ihre Einflusssphären in den Bundesstaaten zurückgezogen habe, wo die verschiedenen Machtgruppen und insbesondere, die Gouverneure sich wie Vizekönige aufführten, konstatierte Subcomandante Marcos.

"Während das Präsidialsystem bröckelt, zieht sich die mexikanische politische Klasse in ihre Machtenklaven zurück, das heißt, in den Staaten oder Regionen in denen diese Machtgruppen sich festigen, wie Atlacomulco, im Bundesstaat Mexiko, oder wie sie in Nayarit, in Jalisco, oder im Nordosten Mexikos alle heißen", erklärte er in einer Pressekonferenz.

"So, als ob diesen nationalen Zusammenhang, der das gesamte Land betrifft bereits nicht mehr existiert. In diesem Fall, führen sich die Machthaber in ihre Herrschaftsgebiete allerorts wie Vizekönige auf, sie erschaffen ihre eigenen Gesetze und handeln nach eigener Willkür", sagte er weiter.

Eine Reporterin warf dem Subcomandante der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung (EZLN) vor, "diesen Funken verloren [zu haben], den Sie hatten, als es noch ein Vergnügen war diese Kommuniques zu lesen, die von irgendwo aus dem Lakandonischen Urwald kamen", und fragte ihn, "ob dieser erneuert wird, und ob Sie nicht diese Essenz verloren haben, die am 1. Januar 1994 die Indigenas ins internationale Licht befördert hat".

Marcos erwiderte: "wir sind die Sprecher einer grundsätzlich indigenen Bewegung, und die Bewegung der anderen Kampagne versucht, den indigenen Horizont zu überschreiten. Wir organisieren uns und treten mit politischen Organisationen in Beziehung, mit Gruppen und Kollektive, die kulturelle Arbeit leisten, mit Nichtregierungsorganisationen, mit Gruppen, die für die Rechte Andersliebender eintreten, Homosexuellen, Lesben und Transsexuellen. Auf diese Weise lernen wir diese andere Realität zu verstehen, so wie wir vor 20 Jahren die indigene Realität in Chiapas zu verstehen gelernt haben.

"Im Augenblick findet innerhalb der EZLN ein Prozess der Umwandlung und Anpassung statt, bei dem es darum geht eine Realität zu entdecken und zu lernen mit ihr zu kommunizieren. Wir hoffen sie bald schon assimilieren zu können und wieder so sympathisch zu werden wie damals in 1994. Jetzt im Augenblick befinden wir uns gerade in der langweiligen Phase, aber wir hoffen schnell zu lernen", erklärte er.

 

Quelle: https://www.jornada.com.mx/2007/05/30/index.php?section=politica&article=016n1pol


 

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