Frauen erleiden Ausbeutung und körperliche Misshandlung in Maquila-Betrieben

Poonal vom 30.11.2001
Von Leticia Puente Vera

 

(Mexiko-Stadt, November 2001, sem-Poonal).- Juana näht in dem Konfektionsbetrieb Nien Hsing taiwanesischer Herkunft Jeans zusammen. Es handelt sich um einen von vielen Maquila-Betrieben im Land, in denen die Arbeitsbedingungen nicht die besten sind. Das Unternehmen "geht arrogant mit seinen Arbeiterinnen um, Besitzer und leitende Angestellte gehen bis zur körperlichen Misshandlung", berichtet Juana. "Sie zwingen uns zu Überstunden und wenn wir nicht zustimmen, kommen die Repressalien: Zwei oder drei Tage Suspendierung von der Arbeit, Lohnverlust oder ungerechtfertige Entlassung."

Die Frauen in der mexikanischen Maquila-Branche — eine der wichtigsten für die Regierung — werden für die unqualifiziertesten Posten und zu sehr niedrigem Lohn eingestellt. Das ist das Ergebnis einer Studie mit dem Titel "Die Frauen in den Maquilas", die Maria Eugenia de la O vom Forschungsinstitut CIESAS erarbeitet hat.

Juana versichert, die Frauen blieben "ohne die Sozialleistungen des Tarifvertrages, ohne Weihnachtsgeld, Ferien, Sonntagsgeld und Gewinnbeteiligungen". Teil der Ausbeutung sei die Unterbrechung und Auflösung von Verträgen "ohne Rechtfertigung". Die junge Frau berichtet ebenfalls über Beleidigungen, Anschreien und sexuelle Belästigungen. Während die Männer zwischen 40 und 58 Pesos am Tag verdienen (vier bis sechs US-Dollar), bekämen die Frauen weniger und nach Akkord.

Die mexikanische Teilfertigungsindustrie hat ihre Ursprünge in den vierziger Jahren. Heute ist sie ein Pfeiler des neuen wirtschaftlichen Entwicklungsmodells, mit den — bis vor kurzem — höchsten Wachstumsraten und einem hohem Anteil an den Exporten. Frauen und Männer werden unterschiedlich eingesetzt. So sind in den Maquilas der Autoindustrie zwei Drittel der Beschäftigten Männer, während im Textilsektor der Frauenanteil über 75 Prozent liegt. 80 Prozent der Betriebe sind in der Nähe der US-Grenze angesiedelt. Der Löwenanteil der fertigen Produkte wird in die USA wird exportiert.

Die Autorin der erwähnten Studie hat eine stereotype Auffassung von der Frauenarbeit in der Maquila-Branche festgestellt. Auch nach mehreren Jahrzehnten sind in der Maquila Frauen kaum auf qualifizierten oder leitenden Posten zu finden. Das gilt ebenso für ihre Stellung in der Gewerkschaftshierachie. Zur gängigen Praxis, der sich die Frauen bei der Jobsuche unterwerfen müssen, gehören die dem Gesetz nach illegalen Schwangerschaftstests.


Quelle: poonal
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