Presseerklärung der Stimme von Cerro Hueco

Denuncia vom 24.05.2002
übersetzt von: Dana

 

San Cristóbal de las Casas, Chiapas. 24 Mai, 2002. Wir, die politischen Gefangenen der Stimme von Cerro Hueco, die am 23. Mai 2002 aus dem Gefängnis entlassen wurden, Rafael López Santiz, Gustavo Estrada Gómez und Alejandro Méndez Díaz, möchten vor der Nation erklären, dass unsere Freilassung nicht aufgrund des "politischen Guten Willen" erfolgte, wie die Bundesregierung sie gerne glauben machen möchte, sondern weil wir laut dem Strafgesetzbuch und dessen Minimalanforderungen unsere Strafe bereits abgesessen haben, und es deshalb verdient hätten früher entlassen zu werden.

Erstens, bestehen wir darauf, dass die Bundesregierung nicht sagen sollte, sie hätte mit unserer Freilassung die drei EZLN Bedingungen für die Wiedereröffnung eines wahren Dialoges erfüllt. Man sollte sich erinnern, dass wir 90%, 60% und 50% unserer Strafen bereits abgeleistet haben, die wir aufgrund von falschen Anklagen erhalten haben. Die Regierung von Vicente Fox jedoch, wohlwissend, dass wir die nötige Zeit um freigelassen zu werden bereits abgeschlossen hatten, und dass unsere Gefangenschaft ungerecht war, spielte seit mehr als anderthalb Jahren mit unsere Freiheit herum. Diese Situation verwandelte sich ab April, als sie anfingen unsere Freilassung zu publizieren in eine Qual. Es ist erwähnenswert, dass im Fall unseres Compañeros, Rafael López Santiz, die Vicente Fox Regierung darauf bestand ihn bis gestern eingesperrt zu halten, obwohl er seine Strafe bereits vor einiger Zeit abgeleistet hatte, und er seit mehr als drei Jahren unter schlechter Gesundheit aufgrund der anhaltenden Gefangenschaft und fehlender Aufmerksamkeit für sein fortgeschrittenes Alter zu leiden hatte.

Zweitens, wir fordern die Freilassung unserer Compañeros, die genau wie wir, in den Gefängnisen von Tabasco und Querétaro ungerecht gefangengehalten werden. Solange diese Compañeros nicht freigelassen sind, demonstriert die Bundesregierung, dass sie nicht wirklich an einer Erfüllung der für einen echten Dialog notwendigen Signale interessiert ist. Dieser mangelnde Wille stammt von dem gleichen Präsidenten, der während seiner Wahlkampagne versprochen hatte, den Konflikt in Chiapas in 15 Minuten zu lösen. Nichtsdestotrotz sind wir politische Gefangene in unsere Zellen, ein täglicher Beweis dafür gewesen, dass die ersten anderthalb Jahre der Amtszeit von Vicente Fox, die längsten 15 Minuten der mexikanischen Geschichte gewesen sind.

Drittens, das Gesetz für Indigene Rechte und Kultur ist nicht innerhalb des Rahmens des COCOPA Gesetzes ausgeführt worden, wie in San Andrés vereinbart worden war, und wie die indigenen Völker und die nationale und internationale Zivilgesellschaft es gefordert haben. Aufgrund dessen, werden unsere Länder, Kulturen und autonome Institutionen weiterhin ignoriert und ausser Acht gelassen, und deshalb werden mehr indigene Compañeros, die das Verbrechen begehen für ihre Rechte zu kämpfen, weiterhin eingesperrt. Wie auch die Soldaten und Paramilitärs in unsere Gemeinden bezeugen könnten, werden solange diese Situation ungelöst bleibt, wir, die indigenen Völker es sein, die unter den ungerechten und gewalttätigen Konsequenzen des "gesegneten Friedens" des Herrn Präsidenten zu leiden haben werden.

Viertens, angesichts all dessen, können wir nicht von den Lügen einer schlechten Regierung eingenommen werden, die unsere rechtmässige Freilassung ausnutzen will, um den Völkern der Welt vorzumachen, sie würden die drei Bedingungen erfüllen, die für die Wiederaufnahme des Dialoges mit der EZLN notwendig sind. Aus dem gleichen Grund werden wir weiterhin fordern, dass die Bundesregierung die nötigen Massnahmen für den Frieden ergreift, die heute immer noch genau so einfach sind, wie am 8. Dezember 2000: die Freilassung der zapatistischen politischen Gefangenen, und die konstitutionelle Anerkennung des COCOPA Gesetzes.

Aufrichtig,

Im Namen der Stimme von Cerro Hueco
Rafael López Santiz
Gustavo Estrada Gómez, and
Alejandro Méndez Díaz
 

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