Ein Nein! zur geplanten McDonald Filiale in der mexikanischen Stadt Oaxaca reicht nicht

Zapapres-Import vom 13.12.2002

 

Jk/ZAPAPRES, Hamburg, 13.12.2002Die historischen Zentren unserer mexikanischen Städte unterliegen einer massiven Beeinträchtigung ihrer sozialen und urbanistischen Identität − schreibt Jorge Legoretta in einem Beitrag zur Verteidigung des historischen Zentrums der Stadt Oaxaca − und nennt drei sich überschneidende Transformationsprozesse in den mexikanischen Städten:

1. Die physische, architektonische Veränderung des Stadtbildes durch die Substituierung des kulturellen Erbes durch Neubauten, aber auch durch die Substituierung all dessen, was nicht «katalogisierbar" ist, konkret: Die Veränderung des öffentlichen Raumes der bislang noch von den Mehrheiten der Bevölkerung als Lebens- und Arbeitsraum genutzt werden konnte. In Oaxaca-Stadt konkret von der dort die Mehrheit bildenden Indígena- Bevölkerung

2. Die funktionale Veränderung der Stadtzentren, ihre vorrangige Nutzung durch den modernen Dienstleistungsbereich, d.h. durch Einkaufszentren, Banken und kommerzielle Restaurants.

3. Die soziale Veränderung durch die schleichende Vertreibung der bisher dort lebenden, meist einkommensschwächeren Bevölkerung, die durch Kleingewerbe, Minirestaurants und Marktstände überlebte.

Die Verteidigung der urbanen Identität − wie sie zur Zeit im Kampf gegen ein McDonald Restaurant im historischen Zentrum von Oaxaca-Stadt zum Tragen kommt − darf sich nicht − so Jorge Legoretta − auf die Frage der Erhaltung historischer Gebäude beschränken. Im Gegenteil: Die Frage der Nutzung, die Problematik der Vertreibung der bisherigen Bevölkerung, die Frage der Umverteilung des Reichtums müssen im Mittelpunkt stehen.

Überall auf der Welt eröffnet McDonald in den traditionellen Stadtzentren der verschiedenen Länder neue Fast-Food-Restaurants. Und in all diesen Ländern verschwinden durch diese transnationale Konkurrenz die traditionellen Essküchen, Verkaufsstände, Märkte und damit die Überlebensmöglichkeiten einer großen Zahl von Menschen.

Die Gründe liegen auf der Hand: Diese kleinen Gewerbe sind gegenüber einem transnationalen Konzern und seiner aggressiven Vermarktungsstrategie nicht konkurrenzfähig. Ebenso wenig können sie mit der Technologie, den Importstrategien, Preisbildungssystemen und der Effizienz bestehen, geschweige denn mit der Anlernkapazität und den Vorteilen für McDonald durch die Anwerbung junger und billiger Arbeitskräfte.

Mit anderen Worten: Die lokale Ökonomie der traditionellen Kleingewerbebetriebe im Restaurantbereich ist von der Genehmigung für eine Restaurantkette á la McDonald betroffen und zum Verschwinden verurteilt, sollten keine politischen Rahmenbedingungen geschaffen werden, verbunden mit ökonomischer Unterstützung, die dieser Tendenz entgegensteuern kann. Das Fehlen von nationalen Politiken und konkreten Programmen in diesem Bereich zum Schutz der einheimischen lokalen und regionalen Wirtschaft trägt entscheidend zu den oben skizzierten zerstörerischen Transformationsprozessen bei.

Wir dürfen nicht zulassen, dass das, was nirgendwo sonst auf der Welt existiert und angeboten wird, seien es unsere traditionellen Speisen und Getränke, seien es Kunsthandwerksprodukte oder historische und kulturelle Zentren, durch etwas ersetzt wird, das man − wie Hamburger z.B., überall auf der Welt haben kann. Wir sind weder gegen ausländische Investitionen, noch gegen Entwicklung, noch gegen Hamburger − sondern dagegen, dass diese Investitionen oder konkret: diese Hamburger und Cokes unsere Erwerbs- und oft Überlebensmöglichkeiten vernichten.

Wir fordern klare Rahmenbedingungen für die ausländischen Investitionen der großen Restaurants- und Handelsketten − zum Schutz und zur weiteren Entwicklung unserer traditionellen Küche, unserer Märkte und den von uns entwickelten Möglichkeiten.

Wir dürfen nicht zulassen, dass die unkontrollierte, allein von Markt- und Profitgesetzen bestimmte Niederlassungs- und Investitionspolitik die Indígenas weiter aus den städtischen Zentren vertreibt und ihrer Lebens- und Überlebensmöglichkeiten beraubt.

Ein klares Nein! zur Ansiedlung von McDonald im Stadtkern von Oaxaca muss mit einer politischen und ökonomischen Strategie zur Unterstützung der Indígenas und ihrer sozialen und wirtschaftlichen Rechte verbunden werden. Jk/ZAPAPRES, Hamburg, 13.12.2002

Grundlage: „No al McDonald s en Oaxaca, Qué sigue?


Quelle: Zapapres
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